Agiles Projektmanagement

Beim agilen Projektmanagement handelt es sich um einen übergeordneten Begriff, der verschiedene Projektmanagement-Methoden zusammenfasst. Ursprünglich wurde vom agilen Projektmanagement in der Softwareentwicklung gesprochen. Konkret sind Werte und Prinzipien gemeint, die erstmalig im Jahr 2001 im sogenannten agilen Manifest niedergeschrieben wurden.

Allgemeine Informationen zum Thema

Beim agilen Projektmanagement geht es darum, Wege zu finden, die die Prozesse bei der Softwareentwicklung verbessern können. Es geht aber über die Verbesserung der Prozesse hinaus, denn der Anspruch des agilen Projektmanagements ist, sich gegenseitig zu helfen und dabei Wertschätzung zu leben.

Die 12 Prinzipien des agilen Manifestes

Als herausragendes Merkmal des agilen Projektmanagements ist das iteratives, inkrementelles Vorgehen zu nennen. Das heißt, dass jedes Projekt in zeitliche Abschnitte unterteilt wird (Iterationen). Diese, auch als Etappen bezeichneten Abschnitte beinhalten ein Produktinkrement, also ein Zwischenprodukt, das vollständig funktionsfähig ist und dem Kunden vorgelegt wird. Erfolgt nun das Feedback über die Iteration, wird unter Berücksichtigung der neuen Erkenntnisse am Projekt weitergearbeitet. Die für das Zwischenfeedback vorgelegte Version ist zwar voll funktionsfähig, lässt aber ausreichend viel Raum für weitere Veränderungen und Verbesserungen zu.

Das agile Manifest umfasst 12 Prinzipien, nach denen in Projekten gearbeitet werden soll:

1. Zunächst geht es um die Zufriedenstellung des Kunden unter Berücksichtigung der kontinuierlichen und frühen Lieferung hochwertiger Software.

2. Bei agilen Prozessen werden Veränderungen (auch zu einem späten Zeitpunkt der Entwicklung) genutzt, um für den Kunden Wettbewerbsvorteile zu schaffen.

3. In regelmäßigen, möglichst kurzen Zeitspannen erhält der Kunde funktionierende Software (möglichst kurz meint hier Wochen oder Monate, je nach Projektgröße).

4. Fachexperten und Entwickler arbeiten nahezu täglich zusammen, wie am gemeinsamen Code-Besitz (Collective Code Ownership) deutlich wird.

5. Um die Aufgabenerfüllung erfolgreich zu gestalten, werden ein Umfeld und die Unterstützung zur Verfügung gestellt, die von den am Projekt Beteiligten benötigt werden.

6. Die Informationsübertragung geschieht möglichst im persönlichen Gespräch und Face-to-Face.

7. Das wichtigstes Fortschrittsmaß ist die Funktionsfähigkeit der Software.

8. Um eine nachhaltige Entwicklung sicherzustellen, sollen alle Beteiligten – also Auftraggeber, Benutzer und Entwickler – ein gleichmäßiges Arbeitstempo aufbauen.

9. Das Augenmerk liegt auf der technischen Exzellenz und dem guten Design der Software.

10. Einfachheit hat absolute Priorität, vergleichbar mit dem KISS-Prinzip, nach dem grundsätzlich eine möglichst einfache Lösung angestrebt werden soll.

11. Bei der Planung und Umsetzung wird dem Team bzw. den Teams Selbstorganisation gewährt.

12. Zur Steigerung der Effizienz soll das Team bzw. sollen die Teams Selbstreflexion hinsichtlich des eigenen Verhaltens entwickeln bzw. mitbringen[1].

Die vier Leitsätze des agilen Projektmanagements

Vier Leitsätze sollen beim agilen Projektmanagement sicherstellen, dass der Ansatz erfolgreich umgesetzt wird:

  • Interaktionen und Individuen sind wichtiger als Werkzeuge und Prozesse: An diesem Leitsatz soll die Wertschätzung gegenüber den beteiligten Mitarbeitern zum Ausdruck gebracht werden. Der Umgang miteinander, die Kommunikation, der Ausdruck und die gegenseitige Akzeptanz werden als wichtiger erachtet als der Erfolg des Projektes als solches. Im agilen Projektmanagement wird davon ausgegangen, dass das Fördern der Kreativität und die Freiheit der Beteiligten unabdingbar sind, um ein Projekt erfolgreich zum Ende zu bringen. Der Leitsatz meint jedoch nicht den Verzicht auf Werkzeuge, denn sie dienen dazu, die Arbeit zu erleichtern und das Tempo der Realisierung von Projekten zu steigern.


  • Die Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als die Vertragsverhandlung: In der agilen Softwareentwicklung ist der schnelle Beginn mit der Arbeit angestrebt, auch weil der Ansatz davon ausgeht, dass sich im Laufe der Zeit sowieso zahlreiche Veränderungen ergeben. Zeitaufwändige Vertragsverhandlungen sind daher nicht anzustreben, vielmehr können sie parallel zur begonnenen Arbeit durchgeführt werden. Allerdings steht das agile Projektmanagement nicht dafür, gänzlich auf Verträge zu verzichten, die Relevanz von Verträgen ist klarer Bestandteil der Herangehensweise.


  • Die funktionierende Software ist wichtiger als die umfangreiche Dokumentation: Zwar spielt die Dokumentation im agilen Projektmanagement eine wichtige Rolle. Noch weiter im Vordergrund ist allerdings die funktionierende Software verortet. Zugespitzt kann man sagen, dass, für den Fall, dass eine Entscheidung zwischen Software oder Dokumentation getroffen werden müsste, die Dokumentation das Nachsehen hätte. Dieser Gedanke ist allerdings eher theoretisch zu verstehen und soll die Prioritäten deutlich machen. Dokumentationen sind wichtiger Bestandteil auch im agilen Projektmanagement.


  • Die Reaktion auf Veränderungen ist wichtiger als das Befolgen eines zuvor festgelegten Plans: Anders als in verschiedenen Ansätzen des klassischen Projektmanagements machen Veränderungen einen wesentlichen Teil beim agilen Projektmanagement aus. Es wird angenommen, dass anfangs verfasste Pläne oft nicht haltbar sind, wenn sich im Laufe des Projekts Veränderungsbedarf zeigt. Anders als häufig angenommen und unterstellt, wird im agilen Projektmanagement nicht von vorn herein ohne Plan gearbeitet, vielmehr wird die Offenheit erwartet, Pläne anzupassen und zu verändern, um den Verlauf des Projektes flexibel bleiben zu lassen und so erfolgreich zu sein[2].

Bedeutung für das Development

Während beim klassischen Projektmanagement im Vorfeld Ziele und Pläne eindeutig festgelegt werden, haben die Mitarbeiter beim agilen Projektmanagement mehr Freiheiten, was zu mehr Flexibilität und Kreativität führen kann. Dennoch wäre es verkürzt, würde man behaupten, dass agiles Projektmanagement in jeder Situation die bessere Lösung ist. Abhängig vom Projekt, den Anforderungen und den mitarbeitenden Teams kann auch der Einsatz des sogenannten Wasserfallmodells sinnvoll sein.

Im besten Fall ist es möglich, die agile und die klassische Herangehensweise miteinander zu kombinieren[3].

Einzelnachweise

  1. Agiles Projektmanagement projektmanagement-definitionen.de. Abgerufen am 19.02.2018
  2. Agiles Manifest: 4 Leitsätze doktor-scrum.de. Abgerufen am 19.02.2018
  3. die qual der wahl klassisches oder agiles projektmanagement digitale-exzellenz.de. Abgerufen am 19.02.2018

Weblinks