Entwickelt, um die konforme Nutzung von Daten zu gewährleisten & Business-Entscheidungen zu unterstützen.
Compliance
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12 Min Lesezeit
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Britta Daffner
Account Partner & Leader, IBM
Die Nutzung persönlicher Daten eröffnet führenden Tech-Unternehmen ungeahnte Möglichkeiten. Um mitzuhalten, müssen Mittelstand und kleine Unternehmen nachziehen. Aber wie werden datenbasierte Geschäftsmodelle in Zeiten von DSGVO, Compliance-Hürden und wachsendem Misstrauen der Verbraucher:innen erfolgreich? Wir sprechen mit Britta Daffner, die sich bei IBM mit Daten- und Compliance-Fragen beschäftigt. Sie hilft Unternehmen dabei, datengesteuerter und analytischer zu agieren und sieht daher täglich die Chancen und Herausforderungen, die der Umgang mit persönlichen Daten mit sich bringt.
Bite Mark
Der Umgang mit Daten verschafft führenden Tech-Unternehmen wie Alphabet, Amazon und Meta einen enormen Wettbewerbsvorteil, was die Frage aufwirft: Können die Kleineren überhaupt noch aufholen? Oder ist das Spiel für sie schon entschieden?
"Sie sitzen in der Falle", sagt Daffner. "Jedes Unternehmen muss jetzt datenorientiert handeln, nicht nur in seinen eigenen Prozessen, sondern auch in der Kommunikation mit den Kunden. Aber das ist gar nicht so einfach, denn viele wissen nicht, was sie tun sollen oder wie sie es tun sollen."
Warum tun sich viele Unternehmen selbst schwer damit, die Daten, die ihnen zur Verfügung stehen, zu nutzen? Das liegt zum einen an den beträchtlichen technologischen und infrastrukturellen Herausforderungen, die damit verbunden sind. Zum Teil liegt es am kulturellen Widerstand gegen Risiken und Ungewissheiten. Und ja, auch an der nötigen Einhaltung von Vorschriften.
Was müssen Unternehmen also tun, um zukunftsfähig zu sein? "Leider habe ich darauf keine Millionen-Dollar-Antwort", bedauert Daffner. "Ich diskutiere dieses Thema oft mit der DIHK: wie man ein wettbewerbsfähiges Umfeld schaffen kann.''
"Unternehmen müssen selbst entscheiden, welche Geschäftsmodelle sie in Zukunft haben wollen.'' Sie sollten sich mit den Daten beschäftigen, die sie bereits in ihren CRM-Systemen haben und sich überlegen, was damit möglich ist. Sie sollten nicht sofort nach den Sternen greifen, sondern kleinere Schritte [in Richtung einer datengetriebenen Zukunft] gehen."
Zu diesen kleineren Schritten könnte gehören, dass sie sich die Nutzerdaten ihrer Website genauer ansehen und alle Daten in ein CRM-System oder Data Warehouse einspeisen, um eine “Single Source of Truth” zu schaffen. Und vielleicht auch die Infrastruktur zu überdenken, die sie nutzen, jenseits von Datensilos.
"In der Realität ist das natürlich teuer und risikoreich, also müssen wir Schritt für Schritt vorgehen, eine Umstellung nach der anderen vornehmen und uns zuerst um die “Low Hanging Fruits” kümmern", fügt Daffner hinzu.
Das Wichtigste ist, dass man sich auf die entscheidenden Daten konzentriert ("mehr Daten bedeuten nicht unbedingt bessere Erkenntnisse"), und dass man sie auf kreative Art und Weise nutzt, um den Kunden einen Mehrwert zu bieten. Als Beispiel nennt sie den Online-Händler Zalando, der Daten zu Kleidungsstücken, die aufgrund falscher Größen zurückgegeben werden, sammelt und auf dieser Grundlage persönliche Größenempfehlungen ausspricht.
Es scheint klar, dass der berühmte deutsche Mittelstand (und auch andere KMUs) lernen muss, seine eigenen Kundendaten auf immer intelligentere Weise zu nutzen. Die Compliance-Vorschriften können dabei zweifelsohne lästig und komplex sein. Sollte hier der freie Markt die Oberhand gewinnen oder ist mehr Regulierung die Lösung? Die Antwort darauf ist nicht einfach und liegt wie so oft zwischen zwei Extremen...
"Das ist eine moralische Frage", sagt Daffner. "Auf der einen Seite haben wir den ethischen Standpunkt, wonach wir geeignete Regeln und Vorschriften vereinbaren müssen. Auf der anderen Seite - was bereits geschehen ist, kann nicht mehr rückgängig gemacht werden. Unternehmen, besonders hier in Deutschland, müssen innovativ sein, um auf dem Markt erfolgreich zu sein."
Diese "Büchse der Pandora" der technologischen Innovation macht es sehr schwer, die datengetriebenen Geschäftsmodelle, die mit Amazon, Google und Co. entstanden sind, weg zu regulieren.
In den letzten Jahren gab es allerdings Entwicklungen wie den Digital Services Act und den Digital Markets Act, die es kleinen und mittleren Unternehmen erleichtern sollen, wettbewerbsfähig zu bleiben und gleichzeitig das "Recht auf Vergessenwerden" der Verbraucher zu schützen.
"Die DSGVO bedeutet eine Menge Prozesse und Aufwand", räumt Daffner ein. "Meine Sorge ist, dass diese Prozesse uns nicht wirklich helfen. Die Verordnung braucht meiner Meinung nach ein Update. Vor allem für den DACH-Markt ist das eine große Belastung für die Innovation. In einer Bitkom-Studie gaben 64 Prozent der befragten Unternehmen an, dass der Datenschutz ganz konkret die Umsetzung datengetriebener Geschäftsmodelle in ihrem Unternehmen behindert." Gleichzeitig fügt sie aber hinzu, dass es auch in anderen Märkten kein "perfektes Beispiel" gibt.
Ganz klar, jedes Unternehmen braucht auf seinem Weg zum datengetriebenen Business verlässliche Lösungen, die die Risiken im Umgang mit personenbezogenen Daten minimieren. Das ist eine nicht zu unterschätzende Herausforderung, die gemeistert werden muss, um die Art von wertorientierten Innovationen zu schaffen, die die Kundenbindung und den Umsatz steigern.
Bite Mark
Wohin führt uns das alles? Ist der logische Endpunkt ein Szenario wie im Roman "Qualityland", in dem Online-Händler wissen, was wir kaufen möchten, noch bevor wir selbst es wissen?
Verbraucherinnen und Verbraucher haben gezeigt, dass sie durchaus bereit sind, viele persönliche Daten preiszugeben, wenn sie im Gegenzug tolle Services und Annehmlichkeiten erhalten. Milliardenschwere Unternehmen basieren auf diesem Modell, wie z. B. Suchmaschinen und Online-Werbung.
Wir müssen dabei aber abwägen, inwieweit eine informierte Entscheidung getroffen werden kann und ab wann die Regulierungsbehörden eingreifen müssen. Schließlich erfordert jede personalisierte Empfehlung eine Art von Profiling. Wem sollten wir also unsere persönlichen Daten anvertrauen?
"Vielleicht besteht eine Möglichkeit darin, Unternehmen so zu regulieren, dass sie in Zukunft nicht mehr in einer so dominanten Form existieren", schlägt Daffner vor. "Das ist bei anderen großen Unternehmen bereits geschehen.''
Ein solcher Ansatz könnte darin bestehen, bestimmte Unternehmen in verschiedene Geschäftsbereiche aufzuteilen, damit sie personenbezogene Daten nicht länger über große horizontale Daten-Wissensketten austauschen können. Das würde ihre Macht mit Sicherheit einschränken und kleineren Unternehmen eine Chance auf dem Markt geben.
Klar ist, dass Compliance-Bedenken zukünftig auf der Tagesordnung bleiben werden. Viele Verbraucherinnen und Verbraucher sind sich mittlerweile bewusst, dass ihre persönlichen Daten in großem Stil getrackt und genutzt werden. Das bedeutet, dass sich Unternehmen hier großes Vertrauen erarbeiten müssen, wenn sie mit den Datengiganten mithalten wollen.
Wie verändern Daten- und Compliance-Vorschriften unsere digitale Welt? Wir haben Britta Daffner gebeten, einen Blick auf aktuelle Schlagzeilen rund um Datenverarbeitung und DSGVO zu werfen und ihre Gedanken in einer Inside Story mit uns zu teilen.
Britta Daffner ist Account Partner und Leader bei IBM. In ihrer Karriere hat sie ein KI- und Datenentwicklungsteam aufgebaut, das sie seit 2016 weiterentwickelt. Das Thema KI-Entwicklung und Daten verfolgt sie seit Jahren sehr intensiv.
Britta Daffner, Account Partner & Pratice Leader, IBM
Wir haben Britta sowie die Gründer und Führungskräfte von Ryte gebeten, uns ihre Quellen für Fachwissen zu verraten.
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