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Was SEOs von Barrierefreiheit lernen können

Für viele Unternehmen ist die Barrierefreiheit ihrer Website bisher kein Thema. Dabei kann sie sich sogar auf das Google-Ranking positiv auswirken. Wir verraten, was SEOs von Barrierefreiheit lernen können – und wie sich Hürden auf der eigenen Website einfach abbauen lassen.

Den Begriff „Barrierefreiheit“ bringen die meisten von uns wahrscheinlich zunächst mit dem öffentlichen Raum in Verbindung. Ob Straßenüberquerungen, Fußgängerzonen oder Bahnsteige – für Menschen mit Behinderung soll es genauso möglich sein, ein Ziel zu erreichen, wie für Menschen ohne Behinderung. Übertragen lässt sich dieser Gedanke auch auf das Internet. Denn es gibt zahllose Websites, die bestimmte Personengruppen von der Nutzung ausschließen. Alleine in Deutschland leben rund 7,8 Millionen Menschen mit einer anerkannten Schwerbehinderung.

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Abbildung 1: Anteil der Menschen in Deutschland mit einer anerkannten Schwerbehinderung

Laut einer Studie der gemeinnützigen Organisation WebAIM aus diesem Jahr sind 98 Prozent der meistbesuchten Websites allerdings nicht barrierefrei. Das bedeutet: Auf sehr vielen Websites gibt es unüberwindbare Hürden, so dass etwa Menschen mit einer Schwerbehinderung sie gar nicht nutzen können. Betroffen sind aber auch Personengruppen mit einer leichteren Beeinträchtigung, wie zum Beispiel Lernschwierigkeiten oder einer Farbfehlsichtigkeit. Und – zumindest vorübergehend – betroffen kann auch jede:r Einzelne von uns sein.

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Wer profitiert von einer barrierefreien Website?

So viel ist klar: Wer eine nicht barrierefreie Website betreibt, schließt von vornherein viele Menschen von der Nutzung aus. Hast Du Dir aber auch schon einmal überlegt, dass Deine potenziellen Zielgruppen sich damit automatisch verkleinern? Die Aktion Mensch hat schon vor Jahren mithilfe einer Studie festgestellt, dass Menschen mit einer Behinderung besonders eifrige Nutzer:innen des Internets sind. Der Grund liegt nahe: Das World Wide Web ist eine unentbehrliche – und manchmal sogar die einzige – Möglichkeit, um mit der Außenwelt in Kontakt zu treten. Diese Personengruppen bei der Gestaltung Deiner Website mit einzubeziehen, ist also absolut sinnvoll.

Von einer barrierefreien Website profitieren aber nicht nur sie, sondern wirklich alle. Du solltest hier nicht nur an eine lebenslange Behinderung denken, sondern auch an vorübergehende Beeinträchtigungen wie zum Beispiel grelles Sonnenlicht, eine gebrochene Mouse-Hand oder eine verlorene Lesebrille. Jeder Mensch sieht sich irgendwann einmal mit einer Barriere konfrontiert, die den Zugang zu einer Website schwierig macht.

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Abbildung 2: Verschiedene Arten von Behinderungen

Es gibt außerdem weitere interessante Zielgruppen, die noch immer viel zu oft vernachlässigt werden. Denke hier etwa an die deutsche Bevölkerungspyramide – die längst keine Pyramide mehr ist, sondern vielmehr einer Urne gleicht: Mehr als 18 Millionen Menschen sind heute 60 Jahre und älter. Das sind rund 20 Prozent, und bis 2050 wird ihr Anteil voraussichtlich sogar auf 38 Prozent steigen. Diese sogenannten „Silversurfer“ nutzen das Internet gerne als Informationskanal, aber auch um die eigene Selbstständigkeit zu erhalten, zum Beispiel mithilfe von Online-Einkäufen. Wenn Du auf Deiner Website berücksichtigst, dass im Alter Sehvermögen, motorische Fähigkeiten u. a. nachlassen, stehen Deine Chancen gut, diese Zielgruppe für Dich zu gewinnen.

Vorteile der Accessibility für SEO

Es gibt einen weiteren Vorteil, der vor allem SEOs hellhörig werden lassen sollte. Denn auch Google findet Barrierefreiheit gut. Im März diesen Jahres äußerte sich Google-Mitarbeiter John Mueller dazu: Zwar sei Barrierefreiheit noch kein direkter Rankingfaktor; trotzdem sei sie sehr wichtig für Websites. Denn wenn eine nicht nutzbare Website potenzielle Besucher:innen vertreibe, könnten diese die betroffene Website auch nicht weiterempfehlen. Außerdem sei es durchaus möglich, dass Barrierefreiheit in der Zukunft einmal ein direkter Rankingfaktor werde.

Gut strukturierte Inhalte, leicht verständliche Texte oder einfach bedienbare Schaltflächen zahlen aber nicht nur auf die Barrierefreiheit ein, sondern auf die Nutzerfreundlichkeit insgesamt – und auch die wird bei Google groß geschrieben. Als ersten Grundsatz ihrer Unternehmensphilosophie schreibt die Suchmaschine: „Focus on the user and all else will follow.“

Na, überzeugt? An dieser Stelle haben wir die wichtigsten Vorteile einer barrierefreien Website noch einmal für Dich zusammengefasst:

Barrierefreie Websites

  • fördern ein gutes Google-Ranking

  • erschließen neue Zielgruppen

  • steigern die Zufriedenheit der Nutzer:innen

  • sorgen für weniger Frustration und hohe Absprungraten

So verbesserst Du die Barrierefreiheit Deiner Website

Dass Barrierefreiheit nicht nur wichtig ist, sondern auch zahlreiche Vorteile mit sich bringt, weißt Du jetzt. Aber wie solltest Du am besten vorgehen, um auf Deiner Website Hürden abzubauen? Tatsächlich gibt es zahlreiche Stellschrauben, an denen Du drehen kannst. Wir stellen Dir einige Maßnahmen vor, die leicht umsetzbar sind, aber trotzdem große Wirkung entfalten.

Barrierefreiheit für Menschen mit kognitiven Einschränkungen

In diesem Bereich hilft eine barrierefreie Website unter anderem bei diesen Einschränkungen:

  • Ablenkung durch Lärm

  • Vorübergehende Medikamenteneinnahme

  • Legasthenie

Übersichtliche und intuitive Struktur und Inhalte

Eine übersichtliche Struktur und leicht erfassbare Inhalte sorgen dafür, dass sich Besucher:innen Deiner Website gut auf ihr zurechtfinden. Das fängt schon bei der passenden Internetadresse an. Je aussagekräftiger sie ist, desto schneller können Nutzer:innen erkennen, ob sie an der richtigen Stelle gelandet sind. Das klappt zum Beispiel gut mit einer Adresse wie www.seo-agentur.berlin. Mit Branche und Standort enthält sie wichtige Informationen, bleibt aber trotzdem angenehm kurz. Neben .berlin gibt es weitere Endungen, die auf dem Namen einer Stadt oder Region enden. In Deutschland sind das bisher .hamburg, .koeln, .bayern, .nrw, . ruhr und . saarland.

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Abbildung 3: Kriterien für eine übersichtliche Domain

Die Website selbst punktet mit einem übersichtlichen Menü, das mit möglichst wenigen Menüpunkten auskommt. Unterseiten sollten außerdem möglichst gleich aufgebaut sein und einer logischen Struktur folgen. Das Gleiche gilt für die Texte, die außerdem in Überschriften, Zwischenüberschriften, Absätze und Aufzählungen unterteilt sein sollten, um den Blick zu lenken. Bilder können eine sinnvolle Ergänzung sein. Sie lockern besonders längere Textblöcke auf und bewahren das Auge vor Ermüdung. Aber Achtung: Für Menschen, die eine Vorlese-Software (Screenreader) benutzen, ist es eher hilfreich, wenn zusammenhängende Texte nicht unterbrochen werden.

Leicht verständliche Sprache

Um sicherzustellen, dass alle Besucher:innen die Texte Deiner Website verstehen, solltest Du auf lesbare und verdauliche Texte setzen. Oft ist es aber gar nicht so einfach, den Schwierigkeitsgrad der eigenen Texte einzuschätzen. Einen Eindruck davon, wie sich Texte für erfahrene Leser:innen von einfachen Texten unterscheiden, bekommst Du bei dieser Ballade in drei Schwierigkeitsstufen.

Je leichter verständlich Deine Texte sind, desto mehr Nutzer:innen erreichst Du. Dazu gehört zum Beispiel, dass die Sätze möglichst kurz sind und der Satzbau nicht unnötig kompliziert ist. Wenn möglich, solltest Du auf Fremdwörter verzichten. Fachbegriffe solltest Du erklären. Möchtest Du Dich an einem offiziellen Regelwerk orientieren, ist die „Leichte Sprache“ die richtige Anlaufstelle für Dich. Sie ist eine speziell geregelte einfache Sprache, die auf besonders leichte Verständlichkeit abzielt. Hilfestellung und viele wertvolle Tipps dazu bekommst Du beim Netzwerk Leichte Sprache.

Barrierefreiheit für Menschen mit visuellen Einschränkungen

Im Bereich Sehen tragen Maßnahmen dazu bei, unter anderem bei diesen Einschränkungen Hürden abzubauen:

  • Blendendes Licht

  • Vergessene Lesebrille

  • Farbenblindheit

Große Schrift und hohe Kontraste

Es gibt da diese wunderschön geschwungene Schrift, die Du am liebsten auf Deiner Website verwenden würdest? Im Sinne der Barrierefreiheit solltest Du vorher genau abwägen, ob sie auch gut lesbar ist. Im Zweifel: Keep it simple, und verzichte auf Schnickschnack. Außerdem sollte die gewählte Schrift ausreichend groß sein. Eine wichtige Rolle spielt auch der Zeilenabstand, der weder zu eng, noch zu hoch sein sollte. Empfehlungen rund um barrierefreie Schriften findest Du hier.

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Abbildung 4: Barrierefreiheit durch Farbkontraste

Selbst bei einer kleineren Schrift wird die Lesbarkeit deutlich erhöht, wenn sie in einem guten Kontrast zum Hintergrund steht. Den höchsten Kontrast hat schwarzer Text auf weißem Hintergrund; aber darunter gibt es viele Abstufungen, die auch gut funktionieren. Übrigens erleichtern hohe Kontraste auch den Besuch der Website mit dem Smartphone – zum Beispiel bei direkter Sonneneinstrahlung im Freien. Also: besser keine graue Schrift auf rotem Hintergrund!

Bildtexte

Blinde Menschen sind darauf angewiesen, dass die Bilder Deiner Website mit sogenannten Alternativtexten (kurz: Alt-Text) versehen sind. Weil Vorlese-Software nicht wirklich „sehen“ kann, braucht sie den Alt-Text, um ihren Nutzer:innen visuelle Inhalte zugänglich zu machen. Gleichzeitig ist der Alt-Text die wohl bekannteste Schnittstelle zwischen Barrierefreiheit und SEO. Er wird nämlich auch verwendet, damit Suchmaschinen-Crawler Bildinhalte zuordnen können, um in der Google-Bildersuche gut zu ranken.

Einem Bild den Alt-Text hinzuzufügen, ist kaum mit Aufwand verbunden. Du kannst in jedem Content-Management-System das entsprechende Feld bei den Bildangaben ausfüllen. Übrigens: Falls die Bilder Deiner Website einmal nicht geladen werden können – zum Beispiel weil die Internetverbindung schwach ist – werden stattdessen die Alt-Texte angezeigt. So bleiben die Informationen erhalten.

Teilhabe für Menschen mit auditiven Einschränkungen

Verbesserungen im Bereich Barrierefreiheit sind hier zum Beispiel bei folgenden Einschränkungen hilfreich:

  • Umgebung, in der man nicht stören will – etwa öffentliche Verkehrsmittel

  • Defekte Kopfhörer

  • Schwerhörigkeit

Zugängliche Medieninhalte

Videos auf der Website erhöhen die Verweildauer und sind deshalb gut für SEO. Für mehr Barrierefreiheit solltest Du zu den Video-Inhalten immer eine Textversion anbieten, damit auch Nutzer:innen mit Hörproblemen davon profitieren. Eine gängige Variante sind Untertitel innerhalb des Videos, bei denen das Gesagte einfach in Form von Schrift angezeigt wird. Plattformen wie YouTube können Untertitel automatisch generieren.

Natürlich kannst Du sie aber auch selbst erstellen. Es gibt verschiedene Tools im Internet, die Dir dabei helfen; bei vielen Video-Schnittprogrammen ist die Untertitel-Funktion außerdem schon integriert. Deine Untertitel sollten alles beinhalten, was im Video zu hören ist und Bedeutung hat. Dazu gehört nicht nur, was die Menschen darin sagen, sondern zum Beispiel auch wichtige Geräusche oder Hintergrundmusik.

Ergänzende Beschreibungen

Nützlich kann auch eine ergänzende Beschreibung des Videoinhalts sein – dann müssen Nutzer:innen das Video gar nicht erst abspielen. Diese Maßnahme lässt sich wirklich leicht umsetzen: Du kannst die Beschreibung zum Beispiel einfach in eine Infobox unter das Video packen. Davon profitieren nicht nur eingeschränkte Nutzer:innen, sondern auch Suchmaschinen, die Inhalte so leichter thematisch einordnen und passend ausspielen können.

Teste die Barrierefreiheit Deiner Website

Wenn Du die verschieden Schritte umgesetzt hast, möchtest Du wahrscheinlich wissen, wie barrierefrei Deine Website jetzt eigentlich ist. Ein Tool, das Dir einen Überblick verschafft, ist Lighthouse von Google. Die Software testet automatisiert die Qualität von Websites und weist außerdem auf Verbesserungsmöglichkeiten hin. Dabei wird versucht, das Verhalten von echten Nutzer:innen abzubilden, um Hinweise darauf zu bekommen, wie sie eine Website wahrnehmen.

Noch besser kann es sein, Deine Website einmal von denjenigen unter die Lupe nehmen zu lassen, die auf barrierefreie Möglichkeiten angewiesen sind – „echten“ Menschen also. Ihre Erfahrungen sind sehr wertvoll, wenn es darum geht, Hürden zu entdecken, die nicht auf Anhieb ersichtlich sind. So stellst Du sicher, dass auch versteckte Schwierigkeiten aus dem Weg geräumt werden können.

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Veröffentlicht am Oct 11, 2022 von Ann-Kathrin Gräfe