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Halloween: 4 schaurige SEO Stories

31\. Oktober 2016: Es wird Nacht über dem OnPageCampus, der Vollmond steigt auf und langsam kriechen die Untoten und Geister aus ihren Verstecken. Doch nicht nur hier treiben dämonische Gestalten ihr Unwesen…

In den folgenden vier schaurigen SEO Stories berichten Björn Tantau, Manuel Schadl, Olena Sikorska und Eico Schweins von grauenhaften Erlebnissen, die einem den Link Juice auf den Webseiten gefrieren lassen. Das OnPage.org-Team wünscht Happy Halloween!

1. „Tanz der URL-Teufel“ – Eico Schweins
(Votum GmbH)

Anfang des Jahres gewannen wir einen neuen Kunden, ein etabliertes mittelständisches Unternehmen aus dem Freizeitbereich. Das Ziel: Schlicht die Terminbuchung auf der Website erhöhen. "Alles Standard", dachten wir uns: "Qualitativen Traffic auf die Website bringen, User Experience optimieren, und damit kräftig die Verkaufszahlen ankurbeln." So weit, so gut.

Die Hütte im URL-Wald

Natürlicher erster Schritt: Die Analyse. Ich erwartete, dass die Seite einigermaßen optimiert ist, da sie seit Jahren von einer Webagentur betreut wird. Nichtsahnend wage ich mich an die Website.

Kaum öffnet sich die erste URL, werde ich umgehend von Pagespeed-mordenden 15 CSS- und 27 JavaScript-Dateien angefallen. Soviel also zu "optimiert". Ich flüchte mich in die Struktur der Website. Schnell merke ich, dass der Überblick im verwilderten, dichten Wald der Kategorien und Unterverzeichnisse schwerfällt. Immer wieder grinsen mich geisterhafte Gestalten böse aus dem Unterholz an:

  • Das letzte Gästebuch seiner Art, so eins, wie wir es alle auf unserer ersten Website hatten

  • Ein Massengrab an Newsbeiträgen und PDF-Downloads aus 10 Jahren Firmengeschichte

  • Eine Horde Bilder- und Videozombies, die aufgebläht von Datenvolumen kryptische Dateinamen stöhnen

  • Einen ins CMS eingenähten Frankenstein-Onlineshop – an einem toten Kategoriezweig finde ich die gehängten Überreste von Jungfrau Usability…

  • Einen unmoderierten Foren-Friedhof, in dem Bot-Ghouls gruselige Viagra-Links ausgraben, während das Höllenfeuer einer manuellen Google Penalty schon darum herum infernalisch brennt.

9.000 URLs des Grauens. Nur knapp schaffe ich es der Website zu entkommen. Ich brauche Feierabend!

Der Wald lebt!

Der nächste Tag, ein erster zaghafter Test: Gibt es eine Mobilversion? Tatsächlich! Ich schaue genauer hin: Sie besteht aus einer einzigen Landing Page auf die JEDER Aufruf JEDER URL weitergeleitet wird. Den Mobil-Test besteht sie nicht. Mein rechtes Augenlid beginnt zu zucken… Ich suche Wege zu diesem Land der Verdammten: Die Seite ist mit www. und ohne www. erreichbar. Über HTTP und HTTPS. Das HTTPS natürlich ohne valides Zertifikat...

Ich entdeckte einen 100-prozentigen Clone der Website, angelegt von der bisherigen Online Marketing-Agentur: "Das war wichtig." Zum Augenzucken gesellt sich ein leichtes Herzflimmern.

Traffic-Analyse: Vier Referrals bringen überdurchschnittlich viel Umsatz. Warum schauen Sie genauso aus wie die Kundenwebsite? Per direktem Seitenaufruf springen mich die vier Domains an, ihre hässlichen Brüder ohne www hinterher. Keine Weiterleitung in Sicht. Ich realisiere, dass alle Links auf der Website relativ angelegt sind. Vor mir steht eine 13-köpfige Dublicate-Content-Medusa mit fast 120.000 URLs.

Rettungsversuche machen keinen Sinn mehr. Ich beschließe radikale Methoden: Website-Exorzismus! Alles wird mit Feuer gereinigt! Die Fundamente werden geschliffen!

Auf dem frischen Acker bauen wir eine neue Website: Das Wenige, das es wert war gerettet zu werden, wird zur Mahnung wiederverwendet. Am Ende werden unter 500 URLs übrigbleiben, UX-optimiert, SEO-optimiert, mobiloptimiert. Die anderen Domains per 301 an die Kette gelegt.
Doch wer weiß: Haben wir wirklich alle Ungeheuer erlegen können? Bis zum nächsten Halloween werden wir es wissen…

2. „Wenn Google Deine Cashcow killt“ – Björn Tantau (bjoerntantau.com)

Stell Dir vor, Du setzt Dich morgens an Deinen Schreibtisch, schaltest Deinen Rechner an und willst die Zugriffszahlen vom Vortag Deines wichtigsten Projekts checken. Und mit "wichtig" meine ich, dass es sich um das Projekt handelt, mit dem Du am meisten Geld verdienst. Du schaust also in Deine Analytics und stellst fest, dass Dein Traffic um 90 Prozent eingebrochen ist.

Was ist passiert? Code falsch eingebunden? Schluckauf bei Analytics? Erster Schock! Du gehst also zu Google und schaust Dir ein paar Keywords an, zu denen Du rankst und wo der Traffic herkommt. Nichts zu sehen... zweiter Schock!

Du prüfst mittels der "site:"-Abfrage, ob Deine Website überhaupt noch im Google Index ist. Dritter Schock: Deine Cashcow wurde von Google deindexiert!

Genau das passierte mir im Jahr 2006, deshalb auch die etwas umständliche Vorgehensweise mit Rechner und so weiter. Heute checke ich solche Sachen natürlich sofort nach dem Aufstehen via iPhone – aber damals gab es das alles noch nicht. Die Deindexierung traf mich wirklich sehr hart, obwohl sie eigentlich nur die gerechte Strafe war. Damals funktionierten nicht nur Doorway Pages noch sehr gut (Gruß an BMW, die im gleichen Jahr deindexiert wurden), auch weißer Text auf weißem Grund (auch "Hidden Text" genannt) war noch eine gängige Praxis. Ich war damals schon eine Stufe weiter und hatte den Hidden Text via CSS aus dem sichtbaren Bereich der Website "herausgecodet". So richtig sicher war das aber dennoch nicht, denn ein Quality Rater findet den Hidden Text natürlich trotzdem, wenn er den Quelltext überprüft.

Dieser Tag im Jahr 2006 fing also nicht wirklich gut an... und er wurde auch nicht besser! Jeder SEO, dem eine wichtige Website schon aus dem Google Index gerissen wurde, kennt dieses höchst beklemmende Gefühl – vor allem, wenn es sich eben um die Cashcow handelt, die Deinen Kühlschrank füllt und die Rechnungen bezahlt. Blankes Entsetzen oder verzweifelte Panik beschreiben ganz gut, was man in solchen Augenblicken empfindet. Nach einigen Anpassungen und einem Reconsideration Request war die Seite nach nur einer Woche tatsächlich wieder im Index und auch der Großteil der Rankings kam wieder. Seitdem ist mir das nie wieder passiert und darüber bin ich sehr froh. Es hat mir aber auch gezeigt, wie wichtig es ist, sich nicht nur auf eine Cashcow zu verlassen!

3. „The Return of the robots.txt“ – Manuel Schadl (adamicus GmbH)

Es war einmal in einer finsteren, freudlosen Welt, in der ein kaum auffindbarer und damit vergessener, nahezu verwahrloster Online-Shop sein Dasein unter dämonischen Einflüssen fristete, wohl wissend, dass ein qualvoller Tod schon kurz bevorstand.

Als letzten Ausweg, dem sicheren Untergang in ewiger Dunkelheit zu entgehen, fasste sich der Herr des sterbenden Shops ein Herz und suchte verzweifelt professionelle Hilfe, die alle teuflischen Mächte aus dem Shop vertreiben sollte, die ihn zu ewiger Verdammnis zwangen.

Der Dringlichkeit bewusst, begannen die tapferen Exorzisten noch in der selben Nacht, die finsteren Mächte, die den Shop aus dem Suchmaschinenindex verbannten, aufzuspüren. So kämpften sie gegen bedrohliche Unwesen wie schreckliche Doppelgänger, irreführende Wegweiser und verfluchte Gemälde. Langsam näherten sie sich immer mehr dem monströsen Endgegner, der den Shop für alle Ewigkeit in den tiefsten Höllenschlund verbannen wollte: die dämonische, blutrünstige robots.txt.

Äußerlich getarnt in unauffälligem Gewand, hielt die robots.txt doch eine teuflische Überraschung für die tapferen Exorzisten bereit:

Bei näherer Betrachtung zeigte sich das grauenhafte Antlitz einer hässlichen Staging-Version, die durch die magische Formel "User-agent: * | Disallow: /" dem Shop den Zutritt in die Welt verwehrte. Die Exorzisten verstanden den Ernst der Lage, nahmen all ihren Mut zusammen und so gelang es ihnen nach einem erbitterten Kampf, den satanischen Gegner zu vernichten – vorerst...

Denn es dauerte nicht lange, genauer gesagt bis zum nächsten Shop-Update um Mitternacht, bis die tot geglaubte robots.txt wieder zum Leben erwachte und sich auf leisen Sohlen hinterrücks in den Shop schlich, um jede Chance auf Heilung zunichte zu machen.

Wieder nahmen die furchtlosen Exorzisten den Kampf auf, fest entschlossen, die untote Kreatur mit allen Mitteln und für alle Zeit in den lodernden Höllenschlund zurückzuschicken. Sie kämpften bis zum letzten Hemd und schafften es schließlich, das Monstrum in der finalen Schlacht zu vernichten und alle Spuren seines einstigen Daseins für immer zu beseitigen.

Erleichterung machte sich breit, der Shop erholte sich endlich von den Torturen des Monsters und alle lebten glücklich und zufrieden...

Doch dann kam sie, die gefürchtete Nacht des Relaunches und wieder stiegen die Untoten aus ihren Gräbern...

4. „Unsichtbare Keyword-Geister“ – Olena Sikorska
(eviom GmbH)

Wir schreiben das Jahr 2016 und das SEO Team von eviom startet wie immer gut gelaunt und voller Elan in den Tag, nichts ahnend was sie erwarten wird. Ein internationaler Kunde aus dem Bereich der "Gesundheitsmedizin" beauftragte eviom im Zuge des Ausbaus ihrer globalen Plattform, Themen-Welten, Content-Landingpages und SEO Optimierungen zu übernehmen. "Hurraaaa! Das können wir! Da haben wir Bock drauf!", dachten sich die hoch motivierten Mitarbeiter und machten sich voller Tatendrang an die neue Aufgabe. Die Tage und auch Nächte verstrichen nur so und es wurden ausführliche Kick-Off Workshops, kreative Brainstormings, Markt- und Wettbewerbsanalysen sowie Themenanalysen durchgeführt, um letztendlich die wichtigsten strategischen Kernthemenbereiche zu definieren. Dabei musste das Team einige Stolpersteine… oder auch Berge ;-) überwinden.

Denn die Keywordanalyse stellte eine größere Herausforderung dar, als zuvor angenommen. Dazu kam noch, dass die netten Brand Stakeholder sehr schwer zufrieden zu stellen waren – Perfektionisten eben. Dennoch – der Kunde ist selbstverständlich KÖNIG. So wurde also fleißig weitergearbeitet bis letztendlich auf Basis der hart erarbeiteten Research-Ergebnisse der Verfolgung des Ziels "Steigerung der Sichtbarkeit bei Google" nichts mehr im Wege stand… oder etwa doch? Man will es kaum glauben: der Kunde war immer noch nicht zufrieden. Viele Köche wollten mitmischen, aber Fakt ist, dass ein paar Köche zu viel den Brei versalzen können. Die "konstruktive Meinung" des Kunden war interessant und die gebrachten Vorschläge wurden immer spannender, so z.B. Keywords, die kein Suchvolumen aufwiesen. Die Abende wurden somit wieder länger…

Doch alles hat ein Ende! Letztendlich standen die Keywords fest und die Briefings für die Texter konnten erstellt werden. Tadaaaaa: der Kunde war HAPPY! Jetzt war eviom wieder "driven by passion".

Aber man soll sich ja bekanntlich nicht zu früh freuen. Es vergingen ein paar Monate, die neuen Texte wurden erstellt und es stand eine letzte SEO Kontrolle für die eviom Mitarbeiter an. Doch halt – irgendwas stimmte da nicht. Da fehlt doch was… wo sind die Keywords, die das Team zeit- und arbeitsaufwendig mit all ihrer Energie und all ihren Nerven in Zusammenarbeit mit der Brand definiert hatten? Es wurde keines davon in die Texte integriert. KEIN EINZIGES! "All die Arbeit für die Katz", dachten sich die nun deprimierten SEO Mitarbeiter. Nun ja… gerade werden die Kunden nochmals sensibilisiert, dass die zuvor definierten Keywords aus SEO-Sicht sehr wichtig sind und dass man diese tatsächlich in den Content einbauen sollte. NUR SO ALS IDEE!

Wie es jetzt weitergeht? Das hängt dann wohl vom Kunden ab. Never ending story?! Na, hoffentlich nicht!

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Veröffentlicht am Oct 31, 2016 von Eva Wagner