Happy Talk


Happy Talk geht auf Steve Krug zurück, der diese Bezeichnung im Zusammenhang mit Usability benutzt. Happy Talk wird mit Small Talk gleichgesetzt und meint nach Krug das Gegenteil von Benutzerfreundlichkeit.

Allgemeine Informationen zum Thema

Der Grundgedanke von Steve Krug folgt dem Prinzip “In medias res”, also “inmitten der Dinge”. Damit wird umschrieben, dass Formulierungen mit vielen Füllwörtern bei gleichzeitiger Inhaltsarmut im Web zu vermeiden sind. Vielmehr geht es um die wesentlichen Inhalte, die informativ sind und einen sachlichen Wert darstellen. Krug hat in seinem Buch “Don’t Make Me Think” darauf hingewiesen, dass der durchschnittliche Web-User weder Zeit noch Lust hat, sich auf Ausschweifungen einzulassen, die dazu führen, dass er nach einer sinnvollen Interpretation des vorgefundenen Inhaltes suchen muss. “Don’t Make Me Think” steht also in etwa für “Streng mich nicht an”, der damit verbundene Small Talk ist nicht erwünscht.

10 Regeln für Usability nach Steve Krug

Steve Krug beschreibt in seinem Buch 10 Regeln für erfolgreiche Usability, die sich verkürzt folgendermaßen zusammenfassen lassen:

  1. Usability steht für einfache Handhabung. Daher muss auch ein User mit durchschnittlichen Fähigkeiten in der Lage sein, durch die Funktionalität einer Website alle Informationen zu erhalten, die er benötigt. 
  2. Websites müssen daher selbsterklärend und einfach in der Anwendung sein.
  3. Das oben angedeutete „Don‘t Make Me Think“ heißt, dass Anwender die Inhalte einer Website nicht erst ähnlich wie in einem Puzzle zusammensetzen, sondern sofort verstehen müssen, worum und wie es geht.
  4. Steve Krug legt Wert auf die Feststellung, dass Menschen Zeit sparen wollen. Er spitzt diese Eigenschaft zu und vergleicht sie mit einem Hai, der entweder in Bewegung bleibt oder stirbt.
  5. Krug hat darüber hinaus den „Zurück“-Button als den meistgenutzten Button auf Websites ausgemacht. Sind Seiten zu unübersichtlich oder zu kompliziert, neigen die Nutzer dazu, den „Zurück“-Button zu drücken.
  6. Der Mensch ist ein Gewohnheitstier, der gerne bei dem bleibt, was er kennt und was funktioniert. Nach besseren Lösungen sucht er nicht aktiv oder bewusst, verwendet sie aber, wenn sie ihm zufällig begegnen.
  7. Krug meint, „No Time for Small Talk“, was nichts anderes meint als Small Talk, für den die User keine Zeit haben.
  8. Viele User suchen auf einer Website, die sie besuchen, zuerst die Funktion „Suchen“. Diese muss leicht auffindbar sein.
  9. Die meisten User fertigen mentale Site-Maps an, mit der sie sich auf einer Website zurechtfinden wollen.
  10. Der Home-Button ist von großer Bedeutung und muss sich immer in Sichtweite befinden, damit ein „Verlaufen“ verhindert werden kann[1].

Small Talk auf Startseiten

Häufig findet man Small Talk auf Startseiten. Diese, auch als Instruktionen bezeichneten Texte zielen darauf ab, die Funktionalität der Website zu beschreiben. Diese Herangehensweise widerspricht dem Prinzip von Steve Krug vehement, weil sie auf den selbsterklärenden Ansatz verzichtet.

Um die Lesbarkeit der eigenen Texte zu testen, kann man unter der Seite leichtlesbar.ch/html eigene Texte untersuchen lassen. Der Vorteil dieser Art des Testens besteht darin, User mit unterschiedlichem Bildungshintergrund mit einfachen Texten erreichen zu können.

Eine weitere Möglichkeit, die Inhalte der eigenen Website zu testen, sind Usability-Tests. Diese können Schwächen und Potenziale der Website aufzeigen, wenn sie richtig aufgezogen sind[2].

Was ist Happy Talk und was eine freundliche Ansprache?

Wenngleich allgemeine Einigkeit darüber besteht, dass Happy Talk unerwünscht ist, so gehen die Meinungen darüber, wann überhaupt von Happy Talk gesprochen werden kann, auseinander. Kritiker des Small Talks bezeichnen bereits das „Herzlich willkommen“ auf einer Website als überflüssiges Happy Talk. Auch die Gestaltung der Suchfunktion einer Website stößt auf unterschiedliche Echos. Während Verfechter der Vermeidung von Happy Talk dort dem User lediglich ein „Suchen“ anbieten wollen, neigen andere zu ein wenig mehr Kommunikation und favorisieren Formulierungen wie etwa „Wonach suchst Du?“.

Beide Argumentationen haben ihre Berechtigung. Denn es stimmt, dass User schnell erfahren wollen, was sie wissen möchten, lange Umwege über inhaltslose und ausschweifende Formulierungen sind unbeliebt. Andererseits gibt es viele Nutzer, die die persönliche und höfliche Ansprache mögen und sich wertgeschätzt fühlen, wenn sympathische Ansprachen verwendet werden[3].

Die Wahrheit liegt in der Mitte, gefragt sind sogenannte deduktive Texte auf Websites. Gemeint ist eine kurze Einführung auf der Startseite, die den Inhalt bzw. das Angebot oder Produkt kurz zusammenfasst. Darüber hinaus fühlt sich bei einem gut verfassten Text die gewählte Zielgruppe angesprochen. Oft wird danach in Happy Talk übergeleitet, der User erfährt, wie „toll“ die Website ist, wie „schön“ es ist, dass der Besucher den Weg zur Seite gefunden hat und das es „ganz viel zu entdecken“ gibt. Derlei Formulierungen stoßen die meisten User ab, sie wollen sich aufs Wesentliche reduzieren und fühlen sich durch übermäßig blumige Aussagen abgestoßen. Die Folge ist meist das vorzeitige Verlassen der Website[4].

Bedeutung für die Usability

Die Grenzen zwischen ansprechenden und einladenden Texten und der Verwendung von Happy Talk sind teils eindeutig, teils fließend. Die Herausforderung besteht letztlich darin, die Besucher einer Website so anzusprechen, dass sie interessiert sind und das für sie Wichtige erfahren, dass sie andererseits aber auf eine lebendige und trotzdem nicht inhaltslose Aussage stoßen. Im Zweifel ist weniger (Text) mehr.

Einzelnachweise

  1. Happy Talk mso-digital.de. Abgerufen am 10.08.2018
  2. Patrick Hugi diuf.unifr.ch. Abgerufen am 10.08.2018
  3. Web Usability seokratie.de. Abgerufen am 14.08.2018
  4. Web Usability aus linguistischer und formaler Sicht, Masterarbeit, d-nb.info. Abgerufen am 14.08.2018

Weblinks