Oversharing

Oversharing bezeichnet ein Phänomen in Social Media, wenn Nutzer unnötig viel private Details von sich preisgeben. Wer jedoch zu viele Informationen über sich selbst und sein Privatleben mit der Öffentlichkeit teilt, riskiert Opfer von Kriminellen, Stalking oder Mobbing zu werden.

Hintergrund

Social Media Kanäle werden weltweit von mehreren Milliarden Menschen genutzt. Laut Statistik gibt es mehr als 2,4 Milliarden Facebook-Nutzer, rund zwei Milliarden Youtube-Nutzer und mehr als eine Milliarde Menschen nutzen Instagram.[1]

Die Mitglieder dieser Plattformen geben dort neben ihren echten Namen auch Informationen über Hobbys, Vorlieben, Freunde, Beruf, Wohnort, Ausbildungsstätten oder Lieblingsmusik an. Dieser riesige Fundus an Daten wird zum einen von den Netzwerken selbst für statistische Zwecke und zum Ausspielen zielgruppengerechter Werbung verwendet, zum anderen sind diese persönlichen Daten für viele Menschen sichtbar.

Soziale Netzwerke animieren ihre Mitglieder regelmäßig dazu, weitere Daten anzugeben, um leichter Gleichgesinnte oder neue Freunde zu finden. Mit der steigenden Zahl an Freunden, Followern und Bekannten im Netzwerk steigt die Gefahr, dass Nutzer immer mehr persönliche oder intime Daten von sich veröffentlichen. Es kann somit zum Oversharing kommen.

Mögliche Ursachen für Oversharing

Es gibt verschiedene mögliche Ursachen, die zu einem Oversharing in Social Media führen können:

  • Nutzer sind nichtsahnend: Auch wenn die Zahl der Social-Media-User mehrere Milliarden Menschen beträgt, gibt es täglich neue Nutzer dieser Netzwerke. Diese Nutzer kennen sich oftmals nicht aus und wissen nicht, welche Daten tatsächlich öffentlich angezeigt werden. So teilen sie nichtsahnend sehr viele Informationen, die sie eigentlich nicht der Öffentlichkeit präsentieren wollen.
    Doch auch User, die ihren Account bei einem Anbieter gekündigt haben, sind sich häufig nicht der Tatsache bewusst, dass die Daten im Account damit noch lange nicht gelöscht werden. Viele User lesen sich die Nutzungsbedingungen Sozialer Netzwerke überhaupt nicht durch, wenn man die Statistik für Online-Shops auch für Facebook & Co. anwendet.
  • Die sozialen Netzwerke sind darauf konzipiert, dass Nutzer möglichst viel von sich preisgeben. Mitglieder werden zum Liken, Sharen oder Posten animiert und so zum Hochladen von noch mehr Informationen über sich selbst verleitet.[2]
  • Es entsteht ein sozialer Druck: Mitglieder eines sozialen Netzwerks besuchen Profile anderer Mitglieder. Dort werden zum Beispiel Bilder aus dem Urlaub präsentiert, die Familie und Freunde in Szene gesetzt oder das Bild einer neuen Anschaffung gepostet. Diese Veröffentlichungen können bei anderen Nutzern nicht nur Neid oder Anerkennung auslösen, sondern den Druck verursachen, selbst Informationen zu posten. Ebenso können soziale Netzwerke begünstigen, dass Nutzer das Gefühl haben, nicht zu einer Community dazuzugehören, wenn sie nur wenig posten, teilen oder liken.
  • Emotionen und Stress werden kanalisiert: Social Media Plattformen begünstigen die Tatsache, dass Nutzer ihre Emotionen ungefiltert veröffentlichen. Mit wenigen Klicks lassen sich online Nutzer finden, die andere beleidigen, sich ohne Grund über Firmen, Politiker, andere Menschen oder den Staat auslassen. Derartige Postings können schnell zu einem Oversharing führen.
  • Der Drang nach Aufmerksamkeit: Jedes Social Media Profil bietet die Möglichkeit, nicht nur die engsten Freunde, sondern viele Millionen Menschen auf einmal zu erreichen. Manche Nutzer fühlen sich deshalb animiert, besonders viel über sich zu veröffentlichen. Vermutlich gibt es auch einige, die sich an B-Promis orientieren, die einen großen Teil ihres Privatlebens öffentlich leben.


Beispiele für Oversharing

Es gibt viele verschiedene Möglichkeiten, Opfer von Oversharing zu werden:

  • Nutzer teilen intime Details über ihre Beziehungen oder Freunde.
  • User lassen ihren Emotionen öffentlich freien Lauf.
  • In der Timeline oder im Profilbild werden sehr persönliche Fotos bzw. Videos hochgeladen.
  • Jedes Essen wird fotografiert und hochgeladen.
  • Jeder Post wird mit dem Ort getaggt, an welchem das Foto aufgenommen wurde.
  • Jeder Ort, an dem der User sich befindet, wird markiert.
  • Bilder der eigenen Kinder werden ohne zu überlegen hochgeladen.


Gefahren von Oversharing

Die große Gefahr von Oversharing besteht darin, Opfer von Kriminellen zu werden. Schon anhand weniger persönlicher Informationen lassen sich viele verschiedene Rückschlüsse auf die eigenen Vermögensverhältnisse, auf den Wohnort, auf Besitz oder Beruf ziehen. Wer zum Beispiel während des Urlaubs öffentlich postet, kann Einbrecher dazu animieren, das Wohnhaus auszurauben.

Für Jugendliche kann Oversharing bedeuten, Opfer von Mobbing in der Schule zu werden.

Letztlich kann Oversharing auch zu Problemen bei Bewerbungen führen. Hier gilt dann der Spruch „Das Internet vergisst nicht“. So könnten potenzielle Arbeitgeber zum Beispiel alte Bilder vom feiernden Bewerber dazu veranlassen, diesen doch lieber nicht einzustellen.

Best Practices, um Oversharing zu vermeiden

Nutzern können mit ein wenig Überlegung Oversharing leicht vermeiden:

  • Posten, Sharen oder Liken sollte am besten ohne negative Emotionen erfolgen. So wird vermieden etwas zu tun, was später bereut werden könnte.
  • Das Hochladen von Bildern oder Videos sollte nur sparsam erfolgen.
  • Informationen über die eigenen Vermögensverhältnisse, Besitztümer oder Bankinformationen sollten in Sozialen Netzwerken nicht veröffentlicht werden.


Einzelnachweise

  1. [ https://de.statista.com/statistik/daten/studie/181086/umfrage/die-weltweit-groessten-social-networks-nach-anzahl-der-user/ Ranking der größten Social Networks und Messenger nach der Anzahl der Nutzer im Januar 2020] de.statista.com Abgerufen am 23.07.2020
  2. Oversharing: Why Do We Do It and How Do We Stop? huffpost.com Abgerufen am 23.07.2020

Weblinks