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In 5 Schritten bessere und interessantere Texte verfassen

Online-Texte schreiben ist lästig. Selbst für erfahrene Texter ist es meist nur Phrasendrescherei, da sie sich zu sehr an SEO-Richtlinien halten. Aber wie lässt sich diese mühevolle Pflichtaufgabe angenehmer und für den Leser interessanter gestalten? Das will ich Dir in diesem Beitrag verraten.

Im besten Fall hat dir Dein Auftraggeber ein vorbildliches Briefing erstellt oder Du kennst Dich als Websitebetreiber mit Deinem Produkt oder Deiner Dienstleistung aus. Im schlechtesten Fall weißt Du nichts über das Thema. Dann kommst Du um eine Recherche nicht herum. Das soll aber nicht Teil des Beitrages sein. Als kleinen Tipp möchte ich Dir mitgeben, Dir ähnliche Web-Texte zum Thema anzusehen, das heißt, solche, die auf Platz 1 bis 3 ranken. Wenn Du Bescheid weißt, kann es losgehen.

Vorab: Mache Dir vorerst keine Gedanken über die Keywords, sondern füge sie natürlich ein und ergänze später, bei der Nachbearbeitung, weitere Abwandlungen, falls nötig.

1. Gliederung erstellen

Ich glaube, es gibt zwei Sorten von Menschen. Die, die einen Text vorher planen und die, die einfach drauf losschreiben. Da es gerade für Anfänger leichter ist, einen Text zu schreiben, wenn sie sich an eine Gliederung halten, steht dieser Punkt an erster Stelle.

Versetze Dich in die Lage deines Lesers und frage Dich, was Du von von einem solchen Text erwarten würdest. Überlege Dir, was Du rüberbringen willst und wie sich diese Informationen in einem Fließtext am besten strukturieren lassen. Beginne mit der Überschrift und ergänze nach und nach Zwischenüberschriften.

Mit dieser Methode lässt sich auch die Länge eines Textes ganz gut kalkulieren. Sagen wir, Du hast mit dem Titel insgesamt fünf Überschriften und strebst 700 Wörter an. Das macht für jede Überschrift 140 Wörter. Das klingt doch gar nicht so beängstigend.

Deine Gliederung kannst du später als Inhaltsverzeichnis verwenden, um Deinen Lesern die Navigation durch den Artikel zu erleichtern.

gliederung-beispiel

Abbildung 1: Beispiel einer Gliederung

2. Einleitung schreiben

Stell Dir den Text wie ein Verkaufsgespräch vor. In so einem Fall würdest Du den Kunden auch nicht gleich mit den harten Fakten erschlagen. Du musst ihn anfixen, ihm Lust auf das Produkt machen.

Es macht Sinn, die Einleitung recht simpel zu halten. Gib dem Leser eine zusammenfassende Beschreibung dessen, was ihn erwartet. Formuliere kurze, prägnante Sätze, die ihm den Einstieg leichter machen.

Laut einer Studie von Chartbeat.com, bei der 2 Milliarden Zugriffe auf verschiedene Webseiten über eine Zeitspanne von einem Monat analysiert wurden, verbringen 55 % der Nutzer weniger als 15 Sekunden auf einer Seite. Selbst bei reinen Inhaltsseiten, legte immerhin einer von drei Nutzern dieses Verhalten an den Tag.

Gehe also davon aus, dass Du lediglich 15 Sekunden hast, um den Leser für Dich zu gewinnen. Das gelingt Dir am besten mit einem Teaser, der noch vor der eigentlichen Einleitung steht.

Bei der Formulierung kannst Du Dich an folgendem Muster orientieren:

abbildung2

Abbildung 2: Screenshot “Wie Videomarketing Deine Rankings verbessern kann

Worum geht es? = Videomarketing als effektives Marketinginstrument.

Was bekomme ich? = 5 Tipps zur Optimierung.

Mit welchem Ergebnis? = Bessere Rankings und mehr Traffic.

Wie Du siehst, dauert es keine 15 Sekunden, diesen Teaser zu lesen und trotzdem schafft er es, den Mehrwert des Artikels wiederzugeben. Danach folgt eine etwas ausführlichere Einleitung, die das Thema weiter ausschmückt, ohne den Inhalt vorwegzunehmen.

3. Den Hauptteil verfassen

Jetzt folgt die eigentliche Schreibarbeit, in der Du Inhalte bringst. Hier sind einige Aufhänger, mit denen sich ausreichend Text zusammentragen lässt:

1. Der Erklärbär

Im Grunde erklärst Du deine Dienstleistung oder Dein Produkt nochmal ausführlicher, gibst Tipps, was es zu beachten gilt und zeigst Lösungswege für ein Problem auf. Natürlich macht es keinen Sinn, jemandem zu erklären, was ein Badregal ist. In diesem Fall würdest Du auf Alternativen zurückgreifen, zum Beispiel: „Wie lassen sich Badregale am besten an der Wand montieren?“ Lasse hier ruhig auch deine eigenen Erfahrungen und Anekdoten mit einfließen, diese sind oftmals interessanter als rein theoretische Informationen.

2. Der Ratgeber

Genau wie in einem echten Kaufgespräch sucht der Kunde Informationen und wo könnte er diese besser finden, als in einem langen Text auf deiner Seite? Auf Answer the Public kannst Du Dir zu Deinem Keyword die häufigsten Fragen zusammenstellen lassen, die Nutzer zu deinem Produkt oder deiner Dienstleistung haben. Von diesen Fragen kannst Du die passendsten in Deinen Text mit aufnehmen und beantworten. Entweder direkt mit der Fragestellung oder indirekt im Fließtext. Diese Inhaltsquelle kannst Du so richtig ausschöpfen. Desto wichtiger der Text für Dein Ranking, desto mehr Punkte solltest Du aufnehmen.

3. Der Geschichtenerzähler

Wenn es rund um Deine Dienstleistung oder Dein Produkt eine spannende Geschichte gibt, integriere diese in Deinen Text. Wenn es nur eine langweilige Geschichte ist, erzähle sie spannend. Hintergrundinformationen bedeuten mehr Text, bedeuten mehr Möglichkeiten, Dein Keyword unterzubringen und es natürlich wirken zu lassen.

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Abbildung 3: Aufmerksamkeit durch eine Geschichte anziehen. (Quelle)

4. Der Wissenschaftler

Suche nach interessanten Studien und Fachartikeln zu dem Thema, über das Du schreibst und integriere sie in den Text. Wir Menschen lieben Zahlen und Fakten, weil sie uns bei der Einordnung der gelesenen Informationen helfen. Außerdem hat es einen ganz praktischen Vorteil, Zahlen unterzubringen, wie Du gleich sehen wirst.

4. Strukturieren

Jetzt geht es daran, dem unfertigen Textklotz eine Form zu geben. Die Nielsen Norman Group hat bereits Ende der 90er Jahre in einer Studie herausgefunden, dass Nutzer dazu neigen, Web-Texte zu scannen. Eine Eyetracking-Studie aus dem Jahr 2017 unterstützt diese Erkenntnis und zeigt beliebte Muster auf, mit denen Nutzer Texte überfliegen.

Sehr verbreitet ist die F-Form. Dabei werden im oberen Teil einige Abschnitte horizontal gelesen, bevor ein kleiner Sprung erfolgt, um eine weitere Passage zu lesen. Anschließend verfällt der Nutzer in ein vertikales Leseschema und fokussiert sich stark auf die linke Seite des Texts.

Dieses Beispiel zeigt, wie dem F-Schema entgegengewirkt werden kann. Nicht nur, dass die Aufzählungen eingerückt sind, der Anfang ist zudem fett hervorgehoben. Darunter wartet ein grauer Kasten, auf den der Leser sozusagen “aufprallt”.

strukturgeben

Abbildung 4: Screenshot “Mein erstes SEO-Projekt: Wo und wie fange ich an?

Weitere Scan-Muster:

Layer-Cake-Pattern:
Hierbei scannt der Leser den Text, indem er nur die Überschriften und Zwischenüberschriften liest.

Spotted Pattern:
Der Leser überspringt große Textpassagen, als würde er eine ganz spezifische Information im Text suchen, zum Beispiel Zahlen oder Links.

Marking Pattern:
Das Auge verweilt auf ein und derselben Stelle, während mit der Maus nach unten gescrollt wird.

Diese und weitere Scan-Muster zeigen, wie wichtig ein gut strukturierter Text ist. Zwischenüberschriften und fettgedruckte Worte fangen den Leser auf und holen ihn womöglich zurück, bevor er abspringt.

Folgende Hilfsmittel kannst Du verwenden, um deinen Text lesefreundlicher zu gestalten:

  • Zwischenüberschriften

  • Absätze

  • Aufzählungen

  • Hervorhebungen von besonders wichtigen Informationen

  • Zitate und Einrückungen wichtiger Textpassagen

  • Farbige Infokästen oder Extra-Tipps

  • Gegebenenfalls Bilder

Bei diesem Schritt solltest Du Wiederholungen und redundante Informationen aus dem Text herausfiltern, um sie umzuschreiben oder zu löschen.

5. Korrigieren

Das Korrekturlesen dient gleichzeitig der Überprüfung der Keyworddichte und dem Auffinden von übersehenen Chancen, dieses unterzubringen. Sei hier nicht nachlässig und gehe mehrere Male durch. Bei unklaren Formulierungen hilft eine Google-Suche oder die Website des Duden.

Falls du den Text nochmal übersichtlich zusammenfassen möchtest, füge eine Aufzählung ein, in der Du die wichtigsten Aussagen kurz wiedergibst. Ein lesefauler Nutzer findet dort schnell die gesuchten Informationen und kehrt vielleicht zur der Textpassage zurück, in der das Thema genauer behandelt wird.

Wenn alles passt, kann der Text online gehen.

Fazit

Ich hoffe, diese Anleitung hilft Dir das nächste Mal, wenn Du vor einem leeren Dokument sitzt und nicht weißt, wo Du anfangen sollst. Desto mehr Texte Du auf diese Weise verfasst, desto mehr Routine wirst Du darin bekommen und so effizienter und schneller arbeiten können.

Wie klingt „ansprechende Inhalte einfach erstellen“?

Veröffentlicht am Dec 17, 2018 von Lukas Böhl