Welche Auswirkungen die Reactions auf Reichweite, Tonalität und das gesamte Community Management von Unternehmensseiten haben könnten zeigt der folgende Artikel.
Nun sind sie also für alle da: Die neuen Facebook Reactions, als heißersehnte Ergänzung zum klassischen und altbekannten „Gefällt mir“ (aber nach wie vor ohne „Dislike“, für alle die sich das jetzt wieder fragen).
Von mir wird’s weiterhin hauptsächlich ein "Daumen hoch" geben, das weiß ich jetzt schon. Grundsätzlich ist es aus meiner Sicht jedoch eine Bereicherung für die Facebook-Interaktion zwischen Menschen aber auch mit Unternehmen. Es gab und gibt immer wieder Beiträge, egal ob von Freunden oder beispielsweise von Medienseiten, wo ein "Gefällt mir" total unangebracht war und man entweder auf eine Reaktion verzichtete oder einen Kommentar dazu abgab. Diesem Mangel an Möglichkeiten möchte Facebook nun Abhilfe schaffen.
Während in einigen Ländern bereits seit Längerem Tests mit den Facebook Reactions gemacht wurden, gibt es sie nun überall und für jeden, egal ob als Reaktion auf einen Post eines Freundes oder eines Unternehmens. Die Facebook Reactions entsprechen mehr den allseits immer beliebteren Emoticons, auch das "normale" Gefällt mir wird durch ein "Daumen hoch"-Icon ersetzt.
Mit einem Mouseover im Desktop-Browser bzw. Hold auf der mobilen App-Version öffnet sich die Reactions-Auswahl, pro Beitrag kann nur 1 Reaktion ausgewählt werden.
Like: Das altbekannte „Gefällt mir“, nun aufgehübscht mit einem Daumen nach oben
Love: Sowas wie „Das liebe ich“ oder „Ich liebe es“
Haha: Damit kann und sollte einerseits belustigtes Lachen gemeint sein (mehr dazu weiter unten im Artikel)
Wow: „Verwundert“ oder „überrascht“
Sad: Traurig
Angry: Wütend, verärgert
Abbildung 1: Die neue Reactions Auswahl bei facebook
Wichtig: Die Facebook Reactions stehen nur auf der obersten Reaktionsebene eines Beitrags zur Verfügung (also zu einem Posting), nicht aber als Reaktion beispielsweise auf einen Kommentar zum Beitrag (hier ist es nach wie vor noch das alte "Gefällt mir"). Möglicherweise soll das entsprechenden Konflikten zwischen Fans oder Diskussionsteilnehmern in einem Kommentarstrang vorbeugen. Gerade das "Haha" könnte auch als bösartiges "Auslachen" missbraucht oder missverstanden werden.
Deshalb verwundert es mich auch etwas, warum bei Pinnwandbeiträgen von Fans (Beiträgen anderer Nutzer) auf Facebook-Seiten sehr wohl die neuen Facebook Reactions vergeben werden können. Das schreit geradezu nach "Diss-Kampagnen" gegen einzelne Fans, die vielleicht ein gerade hitzig debattiertes Thema wie z. B. das Flüchtlingsthema aufbringen.
Zunächst ist es egal, ob ein Nutzer ein "Like" oder "Love" oder "Sad" vergibt, die Interaktion zählt jeweils gleich viel. Mittel- und langfristig gesehen wird es aber meiner Meinung nach sehr wohl Einfluss darauf haben, ob und wie schnell sich gewisse Beiträge bei dazupassenden Zielgruppen bzw. -personen verbreiten werden. Eine hohe Zahl von "Love" einer bestimmten Zielgruppe könnte dazu führen, dass der Beitrag bei anderen Facebooknutzern derselben Zielgruppe stärker ausgeliefert wird als sonst.
Anders gesagt: Ein Beitrag mit einem hohen "Love"-Potenzial könnte von Haus aus mehr an Personen ausgeliefert die gerne ein "Love" vergeben, natürlich auch abhängig von den Inhalten/Themen. Hier wird Facebook sicher im Sinne des Machine Learnings noch viel verstehen lernen.
Beispiel:
In einem Posting einer Drogeriekette wird ein neues Kosmetikprodukt einer vor allem bei jungen Mädchen sehr beliebten Kosmetikmarke vorgestellt und der Verkauf in den Filialen und im Onlineshop angekündigt. Im Normalfall sollte dieses Posting mehrheitlich positive Reaktionen auslösen, insbesondere bei den Personen die schon aufs Produkt warten.
Vor allem in Kombination mit dem erweiterten Newsfeed Targeting ("Neuigkeiten Zielgruppe") lässt sich sicher einiges an Verbesserungen rausholen. Um bei unserem Beispiel zu bleiben: Wenn die Drogeriekette hier schon das Kosmetikproduktposting auf die 13-17-jährigen Frauen, vielleicht zusätzlich sogar auf bestimmte Interessen beschränkt, sollte sich das positiv auf Reichweite und Feedback auswirken.
Abbildung 2: Zielgruppenauswahl bei facebook
Die Facebook Reactions werden uns Seitenbetreibern und Community Managern helfen, die Tonalität und das Meinungs- und Stimmungsbild der Community besser unterscheiden zu können oder zumindest leichter auswertbar zu machen (zu einem konkreten Thema, Produkt oder Inhalt, oder der Art und Weise wie das Unternehmen kommuniziert). Mit Hilfe der Beitragsstatistiken sieht man genau, welche Reaktion wie oft vergeben wurde, direkt beim eigenen Beitrag aber auch bei geteilten Beiträgen.
Was wir eventuell erwarten können, ist ein Rückgang an Kommentaren. Vor der globalen Einführung der Facebook Reactions war es einem einzelnen Nutzer nur über einen Kommentar möglich, etwas anderes als ein "Gefällt mir" zu sagen, beispielsweise mit einem Emoticon Ärger oder Trauer über ein Thema auszudrücken. Der Rückgang an Kommentaren kann natürlich das Community Management erleichtern, weil die Zahl jener Kommentare, die nur ein Emoticon beinhalten, zurückgehen wird. Das macht es den einzelnen Nutzern auch leichter bei Postings mit Hunderten von Kommentaren einen besseren Überblick zu erhalten. Ob beispielsweise jemand schon die Frage gestellt hat, die man sich selbst auch gerade in Bezug auf das Posting stellt.
Um bei unserem Kosmetikprodukt-Beispiel zu bleiben: Während sich bis dato sehr viele Kommentare mit Emoticons sammelten, die die Begehrtheit des Produktes ausdrücken sollten (z.B. Applaus oder eine Ansammlung verschiedener Emoticons), gingen banale aber sehr wichtige Fragen wie "Ab wann gibt es das im Onlineshop zu kaufen?" oft unter bzw. wurden mehrfach gestellt und mussten mehrfach beantwortet werden. Das könnte nun wegfallen.
Wir werden nicht lange warten müssen bis die ersten Pinnwandgewinnspiele in unserem Newsfeed auftauchen, die die einzelnen Reactions gegeneinander ausspielen bzw. die User dazu auffordern, ihre Tagesverfassung kundzutun (anstatt dem allseits beliebten "Was macht ihr am Wochenende?") oder die Interaktion für eine andere Form des Wettbewerbs zu verschwenden.
Aus meiner Sicht eine sinnvolle und notwendige Ergänzung zum klassischen "Like". Warten wir ab, wie sich die Kreativität der Nutzer und der Community Manager dieser neuen Reaktionen bedient. Ich freue mich schon auf heute noch unbekannte, kreative Nutzungen oder Hacks.
Veröffentlicht am Feb 25, 2016 von Karim-Patrick Bannour