ICANN


Die Abkürzung ICANN steht für „Internet Corporation for Assigned Names and Numbers”. Dahinter verbirgt sich eine Non-Profit-Organisation mit Sitz in Los Angeles, welche die Vergabe von Internetadressen und IP-Adressen über das Domain Name System steuert. Die ICANN entscheidet auch über die Einführung neuer generischer TLDs.

Entstehung

Die Entstehung der ICANN beruht auf der sogenannten IANA, der „Internet Assigned Numbers Authority“, einer Abteilung, die bereits für den Vorläufer des Internet, das ARPANET ins Leben gerufen wurde. Sie hatte und hat noch heute die Aufgabe, IP-Adressen und Domainnamen zu koordinieren.

Durch die zunehmende Popularität des Internet, das sich aus einem Netz für Forscher und Wissenschaftler zu einem Kommunikations- und Informationsnetz für die ganze Welt entwickelte, musste auch die IANA neu organisiert werden. Denn ursprünglich war das ARPANET eine Weiterentwicklung des Militärs und wurde u.a. von verschiedenen Behörden des Verteidigungsministeriums der USA gefördert. Mit dem Übergang von einem wissenschaftlich begründeten Netz zu einem auch kommerziell orientierten Internet unterlag die Kontrolle der IANA schließlich Mitte der 1990er-Jahre der NTIA (National Telecommunications and Information Administration) einer Behörde des US Department of Commerce, dem Handelsministerium.

Um die Koordination von IP-Adressen und Domainnamen möglichst objektiv zu leiten, wurde schließlich 1998 die ICANN als Non-Profit-Organisation gegründet und von der US-Regierung anerkannt. Zu Beginn war geplant, dass die ICANN von einer Gruppe aus 19 Direktoren geführt wird. Doch diese Pläne wurden nicht umgesetzt. Stattdessen wurden im Jahr 2000 fünf Direktoren, je einer pro Kontinent, online und direkt gewählt. Allerdings wurde diese Praxis bereits drei Jahre später wieder verworfen, nachdem es Probleme mit den gewählten Mitgliedern der Führungsriege gab.

Heute gibt es einen CEO und verschiedene Committees, welche die Geschäfte der ICANN leiten.

Organisationsstruktur

Reguliert wird die Arbeit der ICANN durch eine eigene Satzung, welche die Aufgaben der einzelnen Organe definiert. Im Zentrum steht dabei das sogenannte „Board of Directors“, das aus 21 Mitgliedern zusammengesetzt ist. Von diesen 21 sind 16 stimmberechtigt.

Die Auswahl von acht stimmberechtigten Mitgliedern für das Board of Directors erfolgt über ein Nominierungskomitee. Sieben Mitglieder mit Stimmberechtigung werden über die Organe der ICANN ermittelt. Somit stehen 15 Mitglieder des Board of Directors bereit, um den Präsidenten, den CEO, zu wählen. Die restlichen 5 Mitglieder ohne Stimmberechtigung werden von beratenden Organisationen vorgeschlagen.

Die ICANN finanziert sich aus Gebühren für die Registrierung von Internet-Adressen und z.T. aus Spenden.

Gremien und Committees

Die ICANN kann grundsätzlich in vier Hauptorgane untergliedert werden, die wiederum in einzelne Gremien eingeteilt werden.

  • Address Supporting Organization:

Die ASO ist eine Art Interessensvertretung der Regional Internet Registries (RIR), welche IP-Adressblöcke vergibt. Durchgeführt werden die Aufgaben der ASO von einer externen Organisation, der Number Ressource Organization. Die ASO selbst entwickelt zusammen mit den RIR Richtlinien zur Vergabe von IP-Adressen.

  • Country Code Names Supporting Organization:

Die ccNSO ist die Vertretung von Betreibern länderspezifischer TLD (ccTLD); hierbei haben die Betreiber von ccTLDs die Möglichkeit, eigene Regeln für die Vergabe von Domainnamen mit ccTLD aufzustellen. Die ccNSO kann hierbei als Vermittlungsinstanz zwischen Anbietern von ccTLDs und der ICANN auftreten.

  • Generic Name Supporting Organization:

Diese Unterorganisation der ICANN entwirft Vorschläge zur Handhabung und Neuentwicklungen von gTLD. Beispiele für solche Domains sind .com oder .net. Diese Organisation setzt sich zusammen aus Lobbygruppen von Registraren und Usern. Zu den Aufgaben der gNSO gehört es auch, rechtliche und organisatorische Aspekte zur Einführung neuer gTLD zu überprüfen. Dies geschieht beispielsweise mit Hilfe des Trademark Clearing House (TMCH).

  • Advisory Committees:

Diese Gremien haben überwiegend eine Beratungsfunktion. Hierzu zählen u.a. folgende Kommittees:

    • Governmental Advisory Committee (GAC): vertritt die Interessen von Regierungen aus über 100 Ländern
    • At-Large Advisory Committee (ALAC): soll die Interessen individueller Internet-User vertreten. Nur Interessengruppen können sich dafür anmelden.
    • Security and Stability Advisory Committee (SSAC) und das Root Server System Advisory Committee (RSSAC): diese beiden Gremien sind für alle Fragen rund um Sicherheit und Technik zuständig
    • Internet Engineering Task Force (IETF): dieses Gremium arbeitet an der Konzeption von neuen Internetstandards. Ergebnisse seiner Arbeit sind z.B: die Whois-Datenbank.

Zu den bereits genannten Gruppen kommen noch weitere Interessensgruppen und Gremien, die beratend für die ICANN arbeiten.

Markante Ereignisse

Im Laufe der mehr als 10-jährigen Geschichte der ICANN lassen sich folgende Meilensteine aufzählen:

  • die Einführung von sieben neuen gTLD (generischen Top-Level-Domains) im Jahr 2000: .aero, .biz, .coop, .info, .museum, .name, .pro
  • die Einführung von sieben neuen gTLD (generischen Top-Level-Domains) im Jahr 2004: .asia, .cat, .jobs, .mobi, .post, .tel, .travel
  • Unterstützung der Sicherheitserweiterung DNSSEC seit 2010
  • Zuteilung der letzten freien IPv4-Adressblöcke im Frühjahr 2011
  • Start eines kostenpflichtigen Bewerbungsverfahrens im Sommer 2011, um neue gTLD einzuführen

Aufgaben der ICANN

Man könnte die Aufgaben der ICANN mit denjenigen einer großen virtuellen Meldebehörde vergleichen. Denn die ICANN überwacht, dass Internetadressen und Domainendungen weltweit genutzt werden, ohne dass zwei gleiche Adressen vergeben werden.

Die Vergabe über die ICANN erfolgt auf zwei Arten: entweder es werden einzelne Adressen direkt an Organisationen und Personen vergeben oder die ICANN vergibt ganze Adressblöcke an Unterorganisationen, welche dann die Vergabe einzelner Internetadressen regulieren. Darüber hinaus steuert die ICANN auch den reibungslosen Betrieb der Root Nameserver. Einer dieser Server wird auch von der ICANN selbst betrieben.

Die sogenannte IANA-Funktion der ICANN wird bestimmt durch:

  • Zuteilung von IP-Adressblöcken: diese werden auf fünf „Regional Internet Registries“ (RIR) verteilt, die wiederum kleinere Bereiche daraus an die „Local Internet Registries“ (z.B. Webhoster) zuteilen
  • Zuteilung von TLDs an Domain Name Registries (Registrare), die dann die Registrierung von Domains verwalten können
  • Zuteilung von Portnummern oder Daten aus der Zeitzonen-Datenbank in Form von Nummern und Bezeichnen

Kritik an der ICANN

Als Organisation, die sich eng aus der Verbindung mit US-amerikanischen Behörden entwickelt hat, wird der ICANN heute noch häufig eine zu große Nähe zur US-Regierung nachgesagt. Darüber hinaus bemängeln Kritiker, dass die Vergabe von neuen TLD und weitere organisatorische Bereiche des Internet nur von einer einzigen Organisation abhängen und deren Macht damit sehr groß wird.

Die Arbeit der ICANN und SEO

Innerhalb der SEO-Szene ist die Bedeutung von Domainendungen für den Erfolg im Suchmaschinenranking umstritten. Lange Zeit hielt sich z.B. die These, dass .com-Domains über einen höheren Basis-„Trust“ verfügten als .info-Domains. Durch die Einführung neuer TLD sorgt die ICANN nun dafür, dass diese Diskussion erneut angeheizt wird. Denn wenn es möglich ist, dass z.B. Domainendungen wie .bayern verwendet werden können, ist es theoretisch denkbar, dass eine Domain wie www.skifahren.bayern von Suchmaschinen wie Google aufgrund des in der Domainendung fixierten regionalen Bezugs vor einer gleich gestalteten Domain wie www.skifahren-bayern.de bevorzugt werden könnte, wenn es z.B. um Suchanfragen wie „skifahren in bayern“ geht.

Weblinks