Es ist wieder soweit: Ein neues Jahr hat begonnen. Überlassen wir die Rückblicke jedoch anderen und werfen stattdessen einen Blick auf das, was 2017 im Digital Marketing wichtig wird.
2016 kam der Durchbruch für den mobilen Traffic. Alle großen Player meldeten, dass der Traffic von mobilen Endgeräten deutlich höher ist, als das bisher bei der Nutzung via Desktop der Fall war. Bei Facebook wusste man dies schon beim Börsengang 2012, für den Zuckerberg und Co. teilweise belächelt wurden. Heute steht nicht nur fest, dass der Facebook Gründer Recht hatte – es ist auch Fakt, dass keine Digital Marketing Strategie mehr funktioniert, wenn Du Dich nicht auf die mobile Optimierung konzentrierst.
Google bevorzugt mittlerweile mobil optimierte Websites und 2017 wird sich das noch stärker bemerkbar machen. Es erfolgt zwar keine explizite Aufteilung in einen mobilen und einen stationären Index, Google erlaubt sich jedoch vor allem auf die mobile Version Deiner Website zurückzugreifen, um das Ranking zu bestimmen. Wenn Du also mobil schlechter oder gar nicht aufgestellt bist, dann wirst Du vermutlich massive Nachteile beim Ranking haben.
In mobilen Traffic fließt entsprechend auch mehr Geld, weil Advertiser immer dort werben, wo es am meisten zu holen gibt. Und wenn sich die Zielgruppen zu 80 Prozent mit mobilen Endgeräten beschäftigen, dann musst Du kein Genie sein, um zu erkennen, wohin die Reise geht. Google wird weiter in die Optimierung der mobilen Suche investieren und Du wirst reagieren müssen, wenn Du erfolgreich mitspielen willst. Das gilt natürlich auch für die mobile Conversion. Auch hier wird sich 2017 sehr viel tun, denn nur weil Deine Werbung mobil funktioniert, muss das nicht auch für Deine Landing Pages gelten.
Ich schreibe absichtlich nicht mehr "hochwertiger Content", denn das Adjektiv ist zu ausgelutscht – und "hochwertig" ist auch nicht genug. Dein Content sollte in 2017 exzellent sein, denn die Konkurrenz wird immer härter. Allein auf Facebook sehen die User pro Tag unzählige Beiträge, von denen viele nicht den Strom wert sind, mit dem sie angezeigt werden (ich hoffe, dass das Thema "Fake News" 2017 ernsthaft angegangen wird).
Aus diesem riesigen Haufen Content willst Du herausstechen und das klappt nur, wenn Du die Probleme Deiner Zielgruppe löst. Nicht nur einmal, nicht nur zweimal – sondern immer und immer wieder. Du selbst oder auch Dein Unternehmen fallen als Publisher nicht auf, wenn es mal eine erfolgreiche Kampagne gibt, auch wenn 10.000 Likes dabei rausspringen. Solche Zahlen sind irrelevant – es geht um den "Long Term". Denke und agiere langfristig und lass Dich bei Deiner Content Strategie nicht von der Aussicht auf kurzfristige Erfolge ablenken. Es mag zu Anfang langsamer vorwärts gehen – wenn Du aber Deine Zielgruppe im Visier hast und immer wieder die besten Version Deiner Inhalte lieferst, dann hast Du schon gewonnen.
2017 werden immer mehr professionelle Autoren und auch Videoproduzenten mit in das Geschäft "Content Marketing" einsteigen. Deine Inhalte müssen exzellent produziert sein, sich von der Konkurrenz deutlich abheben und vor allem die "Extra Meile" gehen. Zeige immer 10 Prozent mehr als Deine Konkurrenz und die User werden sich nachhaltig an Dich und Deine nützlichen Inhalte erinnern. Das kostet natürlich mehr Zeit und Kraft – wird sich aber am Ende auszahlen.
Facebook und Google gehören zu den wirklich einflussreichen Mächten im Internet. Das gefällt manchen Menschen nicht, aber es ist töricht, so zu tun, als wäre es anders – entsprechend muss jeder, der im Internet Geschäfte machen will, sich mit diesem Zustand arrangieren. Dies ist notwendig, denn vor allem Facebook und Google sind die beiden größten Innovatoren im Digital Marketing – so überrascht es nicht, dass Google angekündigt hat, Videowerbung in den Suchergebnissen zuzulassen.
Aus Sicht von Google ein logischer Schritt, denn es werden immer Wege gesucht, um noch mehr Geld aus dem herauszupressen, was schon lange da ist und genutzt wird. Das Medium Video ist im Internet mittlerweile etabliert und die Kombination mit mobilen Endgeräten macht es einfacher denn je, immer und überall Videos zu konsumieren. Ganz klar, dass es dann auch mehr Video Content gibt (für den die gleichen Regeln gelten wie für "herkömmlichen" Content) und natürlich auch mehr Video Ads.
Abbildung 1: Beispiel einer Video Ad bei Facebook vom Kinderwagenhersteller JogAlong Stroller.
Diese Entwicklung wird dem Format an sich in 2017 einen großen Schub geben. Die User werden Videowerbung mehr und mehr akzeptieren – auch dort, wo es sie früher nicht gab. Es wird mehr und vor allem neue Formate geben, die die Aufmerksamkeit der User auf sich ziehen und damit andere Werbeformate kannibalisieren.
Auch hier wird es aber so sein, dass der Konsument nicht alles bereit ist zu akzeptieren – schlechte Inhalte, die keinen wirklichen Mehrwert haben, keine Probleme lösen, keine Hilfe anbieten oder noch nicht mal für gute Unterhaltung sorgen, werden es schwer haben und von den Usern höchstwahrscheinlich abgestraft.
Beim Thema "Social Commerce" kamen in den letzten Jahren selbst große Anbieter wie Google oder Facebook nicht so recht vom Fleck. Speziell im Bereich Social Media herrscht bei vielen Usern noch immer die Meinung vor, dass es sich eben um soziale Netzwerke handelt. Facebook und Co. wurden als Ort geschaffen, an denen sich die User digital miteinander und untereinander austauschen sollten – wieso sollte man an so einem Ort etwas kaufen? Werbung anschauen, Empfehlungen erhalten, über Produkte sprechen - alles okay, dies tun wir alle auch im offline Leben, aber das gilt eben noch nicht für den Kauf von Produkten und Dienstleistungen.
2017 wird sich das ändern, denn insbesondere Facebook wird viel dafür tun, das Thema "f-Commerce" wieder nach vorn zu bringen. Das hatten Zuckerberg und sein Team vor ein paar Jahren bereits versucht – mit wenig Erfolg.
Problem: Die User waren überhaupt noch nicht daran gewöhnt, auch direkt bei Facebook einzukaufen. Schließlich gibt es dafür doch Amazon und all die anderen großen Onlineshops. Und an dieser grundsätzlichen Einstellung hat sich bis heute nicht wirklich viel geändert. Denk doch mal an Dich selbst: Wenn Du etwas online einkaufen willst, dann denkst Du ganz sicher nicht zuerst an Facebook.
Ein Anbieter, der Unternehmen dabei helfen möchte auf Instagram Produkte zu verkaufen, ist Like2Buy. Diese Commerce Software zeigt für jedes veröffentlichte Instagram-Foto mit Produkten die potentiellen Impressions, Klicks und den generierten Umsatz an. Solche Kennzahlen sind zum einen für die Unternehmen wichtig, aber auch für die Instagram Influencer.
Abbildung 2: Like2Buy Partner hinterlegen eine entsprechende URL in ihrem Instagram Profil und führen so Nutzer in einen mobil optimierten Shop (Quelle).
Direkte Sales via Social Media funktionieren also, sie funktionieren aber noch nicht im extrem großen Stil. Dies gilt jedoch für eine andere wichtige Komponente im Social Commerce: Mit Facebook lassen sich hervorragend Leads generieren – potenzielle Neukundenkontakte also, die Du via E-Mail Marketing und Lead Nurturing immer stärker an Dich binden kannst und sie auf diese Weise dann zu Käufern und Stammkunden machst.
Dieses Prinzip funktioniert sehr gut und Facebook hat sich in den letzten Jahren als ein hochwertiger Lieferant für den Aufbau thematisch relevanter und vor allem fokussierter Sales Funnels entwickelt – auch das ist Social Commerce und Facebook wird 2017 in diesem Bereich eine wichtige Rolle spielen.
Google und "Machine Learning": Dieses Thema wird die SEO Branche weltweit 2017 in Atem halten. Die größte und wichtigste Suchmaschine holt sich immer mehr Daten und wird immer besser darin, diese Daten zu verarbeiten. Für Dich als Webmaster und Seitenbetreiber heißt das unter anderem auch, dass Du Deinen Content besser strukturieren musst, um erfolgreicher zu werden. Die eigentliche Herausforderung in Sachen Suchmaschinenoptimierung wird aber 2017 darin liegen, möglichst anpassungsfähig zu sein - oder zu werden.
Google wird seinen Algorithmus öfter und schneller ändern, denn die technischen Voraussetzungen sind mittlerweile so gut, dass Google kurzfristig reagieren kann. Wenn festgestellt wird, dass eine Änderung im Algorithmus notwendig ist, dann wird schneller getestet und entsprechend auch viel frühzeitiger final umgestellt. Genau daran wird sich die SEO-Branche messen lassen müssen, denn wenn Du hier nicht am Ball bleibst, werden sich Deine Rankings verschlechtern. Das heißt übrigens auch, dass alte Methoden immer schneller aus der Mode kommen und nicht mehr funktionieren werden.
Die beste SEO Strategie 2017: Authentisch sein, nützliche Informationen liefern und die Probleme der Zielgruppe lösen – letztendlich also genau das, was exzellentes Content Marketing ausmacht. Google selbst kann mittlerweile sehr gut herausfinden, welche Inhalte den Usern wirklich helfen und welche nicht. Welche Inhalte haben den größten Nutzen und welcher Content beantwortet die meisten Fragen? SEO wird 2017 noch dynamischer und anspruchsvoller.
2017 wird dem Digital Marketing viele Innovationen und Fortschritte bringen. Was technisch möglich ist und dazu führt, dass die Dinge schneller, einfacher oder erfolgreicher funktionieren, wird auch entsprechend angewendet. Wenn Du als Webmaster, Advertiser oder Publisher hier nicht mithalten kannst oder willst, wirst Du ein Problem bekommen. Letztendlich ist es aber immer möglich, sich anzupassen und auch von Neuerungen zu profitieren.
Genau darum wird es 2017 gehen – wie übrigens in jedem Jahr. Anders als früher gehen die Änderungen allerdings sehr viel schneller voran und es gibt auch nicht mehr nur "den einen Kanal" – es kann also gefährlich werden, sich nur auf Google oder nur auf Facebook zu konzentrieren. Flexibilität, Anpassungsfähigkeit und vor allem Ausdauer werden belohnt – und natürlich auch, wenn Du über den Tellerrand schaust und neue Methoden testest.
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Veröffentlicht am 05.01.2017 von Björn Tantau.
Björn Tantau macht seit Ende der 1990er digitales Marketing und erklärt offen und nachvollziehbar, was beim Marketing im Internet garantiert funktioniert und wie man diese Methoden gewinnbringend für sich selbst erfolgreich einsetzt. Er ist Keynote-Speaker und hat mehrere Bücher und eBooks geschrieben. Als Referent und Coach bietet er Seminare und Workshops an und wurde in der Tagesschau, vom ZDF, bei RTL und RTL2 sowie von der Deutschen Welle interviewt. Seit 2015 ist er zudem auch unter die Podcaster gegangen.