Latenz
Der Begriff der Latenz wird in unterschiedlichen Zusammenhängen verwendet. Im IT-Bereich ist Latenz eine andere Bezeichnung für Verzögerungszeit. Demnach handelt es sich um die Zeitspanne, die zwischen Eingabe eines Befehls und Reaktion oder Ausgabe eines Geräts auf diesen Befehl liegt. Mit Hilfe der Latenz kann ermittelt werden, in welcher Qualität und Geschwindigkeit Geräte zum Beispiel in Netzwerken miteinander kommunizieren können. So spielt die Latenz auch bei Servern eine Rolle. Dort wird sie häufig mit Antwortzeit gleichgesetzt.
Allgemeine Informationen zum Thema
Wenn elektronische Signale weitergegeben werden, entsteht immer eine zeitliche Verzögerung zwischen Eingabe des Signals und Ausgabe einer Reaktion. Sehr deutlich wird die Latenz zum Beispiel dann, wenn ein herkömmliches UKW-Radio neben ein Internetradio gestellt und auf beiden Geräten der gleiche Sender eingestellt wird. Meist ist der UKW-Sender deutlich „früher“. Diese Verzögerung des Internetradios liegt an der höheren Latenz der Internetübertragung. Hier muss das Signal viele verschiedene Wege vom Server der Medienanstalt über Kupfer oder Glasfaserkabel bis zum Browser des Ausgabegeräts überbrücken, während das Funksignal direkt zum Radio gelangt. Die Latenz wird auch dann spürbar, wenn ein Internetuser aus Deutschland eine Webseite in den USA aufruft, deren Server auch in den USA platziert ist. Im Vergleich zu einer Webseite mit Serverstandort in Deutschland wird die US-Seite immer langsamer laden. Latenz ist somit auf vielen Ebenen relevant. Im Web kann sie sich sogar negativ auf die Nutzererfahrung auswirken. Bei der Telekommunikation über mobile Netzwerke können längere Latenzzeiten für Verzögerungen beim Telefonieren sorgen oder einen mobilen Internetzugang ganz unmöglich machen.
Einflussfaktoren für die Latenz
Allgemein gilt es in allen Bereichen, die Latenz so niedrig wie möglich zu halten. Folgende Faktoren können die Verzögerungszeit beeinflussen:
- Laufzeit: Dabei handelt es sich um die Zeit, die ein Datenpaket braucht, um von A nach B zu gelangen.
- Router: Geräte, welche digitale Signale aufnehmen und weiterleiten, können Sie Latenz deutlich beeinflussen. Liefert ein Router die Datenmenge zum Beispiel über eine sehr WLAN-Verbindung mit langsamer Übertragungsrate aus, kann sich die Ankunft des elektronischen Signals deutlich verzögern.
- Hardware: Die jeweiligen Ausgabegeräte sind beim Abruf von Webseiten ebenfalls für die Latenz verantwortlich. Verfügt ein Notebook oder ein Smartphone nicht über die nötige Rechenleistung, kann sich dadurch der Seitenaufbau einer Webseite verlangsamen, obwohl die Durchsatzrate der Internetverbindung hoch ist.
- Übertragungsmedium: Die Art der Verbindung zwischen Eingabe und Ausgabe wirkt sich auch auf die Latenz aus. So können zum Beispiel Glasfaserkabel deutlich schneller Daten übertragen als Kupferkabel.
- Dateigröße: Je größer ein Datenpaket ist, desto größer ist in der Regel die Latenz.
Arten von Latenz
Es gibt in der Elektronik unterschiedliche Arten von Latenz, die unterschieden werden können.
- Latenz im Internet: Im Grunde genommen ist das Internet ein sehr großes Computernetzwerk, innerhalb dessen verschiedene Server und Computer über Netzwerke und Kabel sowie drahtlos miteinander verbunden sind. Durch diese große Zahl an unterschiedlichen Datenpunkten entsteht bei der Datenübertragung immer eine gewisse Verzögerungszeit.
- WLAN-Latenz: Innerhalb eines WLAN-Netzwerks (WAN-Netzwerks) kommt es immer zu Verzögerungen bei der Datenübertragung. Dies gilt insbesondere, wenn viele Daten auf einmal übertragen werden oder wenn Probleme mit Leitungen oder der Funkübertragung bestehen. So kann es vorkommen, dass die Internet-Latenz sehr niedrig ist, der Nutzer aufgrund einer schlechten WAN-Latenz nur sehr langsame Internetseiten nutzen kann.
- Audio-Latenz: Wer schon einmal eine Heimkino-Anlage angeschlossen hat, wird wissen, dass zuvor eine „Einmessung“ erfolgen muss. Dabei werden die akustischen Signale so aufeinander abgestimmt, dass sie aus verschiedenen Richtungen gleichzeitig beim Hörer ankommen. Sonst würden die Verzögerungszeiten dazu führen, dass entweder der Ton nicht zum Bild passt oder ein unerwünschter Echo-Effekt entstehen würde. Die Audio-Latenz wird im Zusammenspiel mit Bildmaterial deshalb so deutlich, weil der Schall deutlich langsamer ist als das Licht. Die Audio-Latenz kennt jeder Mensch auch bei Gewittern. Während der Blitz am Horizont längst erschienen ist, ertönt erst später der Donner.
- mechanische Latenz: Dabei handelt es sich um die Verzögerung zwischen einer Eingabe in ein mechanisches System und der Reaktion dieses Systems auf diese Eingabe. Die mechanische Latenz ist zum Beispiel bei der Gangschaltung eines Fahrrads festzustellen. Ähnliches gilt auch für Lichtschalter, obwohl es sich hierbei selbstverständlich nicht nur um Mechanik handelt.
- Latenz bei Betriebssystemen: In diesem Fall geht es um die zeitliche Verzögerung zwischen einer Eingabe mit Mouse oder Tastatur und der Antwort des Systems darauf. Eine hohe Latenz wird dann zum Beispiel deutlich, wenn auf ein Programmsymbol geklickt wird, das Programm aber sehr lange benötigt, um vollständig zu laden. Für die Latenz bei Computern sind vorwiegend Prozessorleistung, Treiber und Arbeitsspeicher verantwortlich.
Einfluss auf die Nutzererfahrung
Latenzprobleme haben großen Einfluss auf die User Experience. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um ein verzögert ladendes Computerspiel handelt oder um eine langsam ladende Webseite. Meist werden Probleme bei der Verzögerungszeit von Nutzern bemerkt, wenn die Latenz bei über 30 Millisekunden liegt.[1] Ab wann die hohe Latenz tatsächlich als störend empfunden wird, hängt von der jeweiligen Anwendung ab.
Folgen einer hohen Latenz für Webseiten
Ist die Serverantwortzeit bei Webseiten sehr hoch, hat das zum einen Auswirkungen auf die Nutzer. Lädt eine Internetseite zu langsam, kann die Bounce Rate steigen oder die Verweildauer sinken. Auch für Google kann eine langsame Serverantwort auf eine negative Nutzererfahrung hinweisen. Eine mögliche Folge von hoher Latenz können Rankingverluste der betreffenden Webseite sein.
Bedeutung für das Online Marketing: Latency Reduction
Unter dem Stichwort Latency Reduction lassen sich verschiedene Techniken zusammenfassen, die Webmaster einsetzen können, um die Ladezeit von Webseiten zu erhöhen. Während kein Einfluss auf Netzwerke oder mobile Datenverbindungen besteht, können Änderungen am Server oder der OnPage Optimierung zur Senkung der Antwortzeiten führen.
- http-requests reduzieren
- Prefetching und Prerendering einsetzen
- Dateigrößen durch Komprimieren von Bildern und anderen Dateien reduzieren
- Content Delivery Networks verwenden, wenn Nutzer auch auf anderen Kontinenten von niedriger Latenz profitieren sollen
- schnelle Server verwenden
- Quellcode so gering wie möglich halten