Wie schafft man es auf Instagram, interessierte, engagierte und treue Follower für sich zu gewinnen? Um diese Frage beantworten zu können, habe ich ein Jahr lang die Entwicklung von @adidasoriginalsschanze begleitet.
Weißt Du was ein Sohlenspender ist? Ein Sneakercircle? Oder Torsion-Knochen? Wenn nicht, wirst Du nicht zur Interessensgemeinschaft leidenschaftlicher Sneaker-Sammler gehören. Ingo (@snkrcrps) ist so einer, und er betreut den Instagram Account des Franchise Stores adidas Originals Schanze (@adidasoriginalsschanze) in Hamburg.
Als Ingo den Instagram Account des Ladens vor 1 ½ Jahren übernommen hat, dümpelte die Anzahl der Follower bei 200 und der Dialog mit anderen Nutzern konnte eher als Monolog beschrieben werden. Heute sind es über 4000 Follower, die sich um den kommerziellen Schuhanbieter versammeln. Was wurde also genau gemacht?
Das vordefinierte Ziel war und ist es, qualifizierte Follower zu gewinnen. Für @adidasoriginalsschanze sind Follower qualifiziert, wenn sie ein starkes Interesse an (adidas) Sneaker und Mode haben, und idealerweise aus Hamburg bzw. Norddeutschland kommen. Da der Franchise Store keinen Online Shop besitzt, ist der regionale Bezug besonders wichtig für den Laden in der Hamburger Schanze.
Auf der Account-Übersichtsseite gab es außer “adidas Originals Schanze” keine weiteren Informationen für potentielle Follower. Die Beschreibung wurde deshalb erweitert:
The Town - Hamburg |||
The District - Schanze |||
The Store - adidas Originals |||
Your Store!
Die drei Streifen “|||” nehmen sehr zur Freude von Turnschuh-Nerds Bezug auf das Markenzeichen von adidas. Durch die weitere Beschreibung wird klar, dass es sich um ein physisches Geschäft im Schanzenviertel Hamburgs handelt.
Wie für andere geschäftliche Social-Media-Profile auch, gilt für Instagram die Impressumspflicht.
Für die meisten Follower ist es angenehm zu wissen, worauf sie sich bei einem Account einlassen. Ein kurzer Blick auf das Profil muss genügen, um sie zum Folgen zu überzeugen. Eine kongruente Bildsprache macht im Zweifel mehr Eindruck, als Bilder, die wie Kraut und Rüben über die Quadrate verteilt sind.
Der Anspruch an jedes Bild ist bei @adidasoriginals deshalb entsprechend hoch. Das Zentralmotiv sind Sneaker, die möglichst attraktiv präsentiert werden. Die Verbundenheit zu Hamburg und dem Schanzenviertel wird durch Sneaker-Bilder an bekannten Sehenswürdigkeiten und Orten demonstriert. Die Mitarbeiter des Ladens stellen sich auch gelegentlich als Model zu Verfügung.
Die Bilder sollten insgesamt eine eigene visuelle Handschrift besitzen, die auf dem ersten Blick dem Account zugeordnet werden kann. Oder wie Ingo sagt: “Das muss passen.”
Über Hashtags stöbern sich Instagram-Benutzer durch verschiedene thematische Bilderwelten. Um ganz gezielt Follower zu erreichen, die sich mit Sneaker, Hamburg und Mode beschäftigen, sind allgemeine Hashtags wie #love, #fashion und #swag wenig hilfreich.
Das einfachste Vorgehen ist, sich erfolgreiche Bilder im gleichen Themenfeld anzuschauen. So kann man zum Beispiel zunächst grob nach “Sneaker” suchen und dann schauen, welche Hashtags noch unter den Bildern benutzt worden sind. Schicht um Schicht arbeitet man sich so tiefer in die Instagram-Welt.
Schnell hat man eine umfassende, hoch spezialisierte Liste von Hashtags für die eigenen Bilder zusammen.
Tipp: Die Suchfunktion von WEBSTA ist ebenfalls sehr hilfreich, um Nischen-Hashtags zu finden.
Spätestens zu diesem Zeitpunkt hat @adidasoriginalsschanze nicht nur viele neue Follower für sich gewinnen können, sondern auch die Interaktionsrate ist stark angestiegen.
Abbildung 1: Screenshot Instagram @adidasoriginalsschanze
Der Instagram-Account ist für @adidasoriginalsschanze eine Möglichkeit, seinen Kundenservice digital fortzuführen. Anfragen zu vorhandenen Schuhgrößen, Farben und Verfügbarkeit werden deshalb möglichst zeitnah von Ingo beantwortet.
Gerade da es keinen Online Shop gibt, ist dieser Service besonders wertvoll, um der Kundschaft den Erwerb zu erleichtern. Nun zahlt es sich auch aus, insbesondere die Follower aus Hamburg und Umgebung bei sich zu haben. Diese können bei nächster Gelegenheit im Laden vorbeischauen, und sich ihr neues Paar Sneaker abholen. Ganz ohne Versandkosten.
Nur gute Bilder zu posten und die Fragen der Follower zu beantworten, reicht jedoch nicht, um eine relevante Reichweite aufzubauen. Ladies and Gentleman, jetzt geht es ans Eingemachte!
Wird ein Bild von jemanden geliked, erhält man eine Benachrichtigung und einen Hinweis, wer das Bild geliked hat. In der Regel schaut sich der durchschnittlich-neugierige Mensch zumindest kurz das Profil von der Person an, die einem das Herzchen geschenkt hat.
Diese Mechanik lässt sich wunderbar ausnutzen.
Um die Sneaker-Liebhaber speziell in Hamburg zu erreichen, hat Ingo nach lokalen Hashtags gesucht und die User-Profile nach Bildern von Turnschuhen oder Kleidungsstücken von adidas überprüft. Jedes Bild mit drei Streifen wurde sofort geliked. Diese kleine Aufmerksamkeit einer Marke kann einen großen Effekt haben. Insbesondere wenn man eh schon einer Marke zugetan ist, kann so ein Instagram-Herzchen für echte Gefühle sorgen.
Nun ist es etwas mühsam, aus dem großen Pool der Hamburger speziell die Leute herauszufischen, die ein Interesse an sportlichen Modeartikel haben. Da ist es bedeutend einfacher, direkt zu den Accounts anderer Sneaker-Läden zu gehen, und deren Follower mit virtuellen Herzen zu beschenken.
“Ungefähr 15-20 % der Leute, deren Bilder ich geliked habe, sind uns auch gefolgt. Ich habe so viele Bilder geliked, dass Instagram und Iconosquare mich für 12 Stunden gesperrt haben” erzählt Ingo lachend.
Abbildung 2: Ingo von adidas Originals Schanze
Die Massendistribution von Instagram-Herzen lässt sich mit kostenlosen Tools wie Iconosquare deutlich effizienter und nervenschonender gestalten, als über das Mobilgerät.
Artet das Power-liken in ein Bot-ähnliches Verhalten aus, kann man allerdings Probleme mit den Plattformen bekommen. Drastischere Maßnahmen, als 12 Stunden gesperrt zu werden, hat Ingo allerdings nie zu spüren bekommen.
Narzistische Social-Media-Profis raten schon einmal dazu, möglichst wenig Leuten zu folgen, um Autorität und Expertentum zu demonstrieren.
Dieses Verhalten kann auf Instagram schnell als arrogant interpretiert werden. Wie jedes Netzwerk lebt auch Instagram vom regen Austausch der Teilnehmer. Für @adidasoriginalsschanze stand deshalb fest, dass den größten Sneaker-Enthusiasten gefolgt wird, und nicht nur verwandten Markenprofilen von adidas.
Nur mit dem Folgen ist es aber auch nicht getan. “Ghostfollower” sind Follower, die nie kommentieren oder ein Bild liken. Follower, die keine Wertschätzung für die Bilder anderer zeigen, bauen keine positive Beziehung auf und werden deshalb eher aus dem eigenen Feed geschmissen.
Versuche deshalb ein guter Follower zu sein, der nicht nur Aufmerksamkeit einfordert, sondern auch anderen schenkt.
Abbildung 3: Der Instagram Account von @adidasoriginalsschanze
Spätestens jetzt solltest Du genügend Anregung bekommen haben, um Dein Instagram-Profil in neue Sphären katapultieren zu können.
Um Follower aktiver mit einzubeziehen, kann man in seiner Biografie den Hinweis auf einen eigenen Hashtag hinterlassen. Deine Follower können Bilder mit diesem Hashtag markieren, und Du hast User Generated Content, den Du auf Deinem Profil reposten kannst.
Wie überall sind Giveaways beliebt. Entweder richtest Du auf Deinem Profil eins aus, oder Du suchst Dir einen Influencer in Deinem Themenbereich, dem Du ein Giveaway sponserst. Mach es den Leuten leicht, sich am Gewinnspiel zu beteiligen und fordere nur die einfachsten Voraussetzungen ein:
1. Account folgen
2. Bild reposten
3. bestimmten Hashtag verwenden
Schau unter http://index.iconosquare.com/ nach, wie sich andere Profile in Deinem Themenbereich verhalten. Leite daraus z. B. Schlüsse über eine gute Frequenz zum Hochladen von Bildern ab.
Ja, auch Instagram ist ein zeitaufwendiger und intensiver Spaß. Ein Spaß, den man auch ganz konkret als Service am Kunden verstehen kann. Ohne leidenschaftliches Interesse für das Thema und einem Händchen für eine attraktive Bildsprache wird es allerdings schwer, einen Account erfolgreich zu betreiben.
@adidasoriginalsschanze hat sich mit @snkrcrps dafür einen Markenliebhaber ins Boot geholt, der Instagram schon vorher verstanden hat. Hat man erst einmal eine gute Follower-Basis erreicht, kann man seinen Account und Inhalte mit User Generated Content weiter ausbauen.
Hast Du weitere Ergänzungen oder Anmerkungen? Dann freue ich mich auf Deine Kommentare!
Veröffentlicht am Aug 13, 2015 von Ines Schaffranek