Card Sorting


Card Sorting ist ein Verfahren der Usability-Optimierung, das es ermöglicht, die Navigation auf einer Website bereits in der Konzeptionsphase zu verbessern. Darüber hinaus kann damit die Informationsarchitektur einer Internetseite bewertet und verbessert werden. Ziel dieser Optimierung ist ein nutzerfreundliches Design, das in direkter Interaktion mit Nutzern entsteht. Die Ergebnisse des Card Sorting fließen direkt in die Arbeit von Programmierern und Webdesignern mit ein.

Hintergrund

Die Informationsarchitektur ist nicht erst seit dem Start des kommerziellen Internets Ende der 1990er-Jahre relevant, sondern in der EDV schon immer ein wichtiges Thema. Grundsätzlich steht bei steigenden Datenmengen immer die Frage, wie sich diese sortieren lassen, damit sie später möglichst schnell wieder gefunden werden. Im Prinzip ist es das Grundproblem einer jede Bibliothek.

Bei Websites verhält es sich ähnlich. Jeder Webmaster steht beim Start eines Onlineshops oder Blogs vor der Frage, wie er Kategorien benennt und wie er diese sortiert.

Schon in den 1990er-Jahren hat das Unternehmen Sun Microsystems Card Sorting angewandt, um die Usability seiner Website zu verbessern.[1].

Die Methoden wurden vielfach erweitert. So haben Interaction Designer wie Donna Spencer bestimmte Formen wie das Reverse Card Sorting weiterentwickelt.[2]

Heute wird die Methode von vielen Webseitenbetreibern genutzt, um schon in der frühen Planungsphase die bestmögliche Seitenhierarchie und Kategoriebezeichnungen zu finden.

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Card-Sorting Varianten

Beim Card Sorting kommen in der Regel drei verschiedene Ansätze zur Anwendung. Diese sind:

  • offenes Card Sorting: Bei dieser Variante wählen Teilnehmer eigene Begriffe für Kategorien aus und ordnen diesen dann Begriffe zu, die sie selbst finden. Diese sehr freie Variante des Card Sorting wird häufig für die Gestaltung neuer Internetseiten in einem sehr frühen Stadium genutzt.
  • geschlossenes Card Sorting: Beim geschlossene Card Sorting erhalten die Teilnehmer bereits definierte Oberbegriffe, die sie möglichen Kategorien zuordnen sollen. Meist wird diese Variante genutzt, um bei bestehenden Websites passende neue Kategorien hinzuzufügen.
  • Reverse Card Sorting: Diese Vorgehensweise ist dazu geeignet, um bestehende Hierarchien und Seitenarchitekturen zu bewerten. Aus diesem Grund wird sie auch “tree testing” genannt. Im Grunde handelt es sich um eine Art Usability Test, den die Teilnehmer durchführen. Sie erhalten eine Aufgabe und sollen anhand einer vorhandenen Struktur versuchen, diese zu lösen.

Alle Methoden können sowohl online als auch auf Papier durchgeführt werden. Reverse Card Sorting wird häufig im Rahmen von Usability Testing von darauf spezialisierten Dienstleistern angeboten und durch weitere Analyse-Techniken wie Eye Tracking unterstützt.

Vorgehensweise

Für das geschlossene Card Sorting werden mindestens 15 Testpersonen ausgewählt. Diese erhalten jeweils Karten (engl. cards), auf welchen einzelne Menütitel bzw. Kategorienamen geschrieben stehen. Anschließend hat jeder einzelne Tester die Aufgabe, diese Menüpunkt in eine für ihn sinnvolle Ordnung zu bringen.

Alternativ können die Tester auch leere Kärtchen bekommen, damit sie darauf zunächst eigene Kategoriebezeichnungen oder Menüpunkte notieren können, um das Ganze danach anzuordnen. Die Zahl der möglichen Menüpunkte kann dabei allerdings vorgegeben werden. In diesem Fall wäre es ein offenes Card Sorting.

Je nach Umfang und Größe der Navigationsstruktur kann Card Sorting in nur einem Durchlauf oder in mehreren Durchgängen erfolgen. Möglich ist es auch, die Methode nur für einen Teil des Menüs oder eine Unterkategorie zu verwenden.

Nachdem nun mit Hilfe der Testgruppe verschiedene Navigationsstrukturen ermittelt wurden, erfolgt die Auswertung der Ergebnisse. Dabei werden einzelne Vorschläge diskutiert und ausgewählt. Bei online oder am PC durchgeführtem Card Sorting kann eine entsprechende Software alle Einzelergebnisse zu einem Gesamtergebnis zusammenführen.

Anwendung

Das Usability-Optimierungsverfahren Card Sorting lässt sich im Prinzip für jede Art von Organisationsstruktur anwenden, die geplant werden kann. Klassischerweise wird die Methode für die nutzerfreundliche Gestaltung von Website-Menüs oder Navigationselementen verwendet. Darüber hinaus kann Card Sorting auch beim Aufbau eines Intranets helfen oder zu einer klaren Struktur von Aufsätzen und wissenschaftlichen Arbeiten beitragen.

Nutzen

Card Sorting sorgt dafür, dass Webdesigner und Programmierer ein Verständnis dafür entwickeln, wie ein User durch das Themenfeld einer Website navigiert. Anhand dieser Vorüberlegungen lässt sich die Struktur einer Homepage sinnvoller gestalten. Zugleich kann klar definiert werden, welche Inhalte z.B. überhaupt auf der Startseite platziert und wie einzelne Menüpunkte benannt werden.

Vorteile

Die Vorteile der Methode sind schnell aufgeführt:

  • es wird meist nur ein Experte für die Aufgabenstellung benötigt
  • die Durchführung ist nicht ortsgebunden
  • im Prinzip kann jeder zur Testperson werden
  • der Vorbereitungsaufwand ist gering
  • die Struktur einer Website wird optimal für User entwickelt
  • Kategorien und Navigation werden passend zum Nutzerbedürfnis ausgerichtet

Nutzen für die Usability

Im ersten Schritt hilft Card Sorting dabei, dass sich Webuser schneller und besser auf einer Internetseite orientieren können. Die bessere Orientierung kann wiederum dazu führen, dass die Nutzer schneller das finden, wonach sie suchen. Diese positive Nutzererfahrung führt wiederum zu einer höheren Verweildauer sowie niedrigeren Bounce Rates, die positive Nutzersignale für Google und andere Suchmaschinen darstellen.

Die positive Nutzererfahrung kann in einem weiteren Schritt zu einer besseren Conversion Rate und somit zu mehr Umsatz führen.

Durch Card Sorting können Navigationsmenüs noch zielführender gestaltet werden. Durch die eindeutige und nutzerintendierte Benennung von Kategorien wird außerdem die interne Verlinkung optimiert. In der Folge von durch Card Sorting optimierten Strukturen können Rankings für einzelne Kategorien verbessert werden. Neben einer sinnvollen Informationsarchitektur mit logischer Navigation und passend benannten Kategorien spielen noch weitere Faktoren eine Rolle, um die Usability zu verbessern. Hierzu gehört zum Beispiel die Ladegeschwindigkeit.

Einzelnachweise

  1. Usability Testing for the 1995 Sun Microsystems' Website nngroup.com Abgerufen am 30.04.2018
  2. Card-Based Classification Evaluation boxesandarrows.com Abgerufen am 30.04.2018

Weblinks