Streisand-Effekt

Mit dem Begriff Streisand Effekt wird ein Prozess bezeichnet, bei dem ursprünglich versucht wurde, eine Information und deren Verbreitung zu unterdrücken, aber dann genau das Gegenteil eintritt: Der Versuch, die Information unter Verschluss zu halten, führt dazu, dass sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt wird. Wissenschaftler erklären das Phänomen durch Effekte der umgekehrten Psychologie. Demnach kann das Verhalten einer Person dadurch beeinflusst werden, dass sie Anweisungen von einer anderen Person erhält, etwas nicht zu tun. Das Gegenteil tritt ein. Durch das Internet und die sozialen Medien verbreiten sich solche Informationen nicht nur schnell, sondern teilweise auch viral und exponentiell.

Allgemeine Informationen

Den Hintergrund für den Streisand Effekt bildet eine Klage von Barbara Streisand. Sie versuchte, den Fotografen Kenneth Adelman und die Website Pictopedia.com auf 50 Millionen Dollar zu verklagen, weil dort ein Foto ihrer Strandvilla aufgetaucht war. Adelmann dokumentierte jedoch lediglich Erderosionen an der Küste Kaliforniens und das besagte Foto war eines von 12.000 anderen. Dadurch, dass Barbara Streisand klagte, wurde öffentlich, dass das Foto ihre Villa zeigte – diese Verbindung war vorher unbekannt. Das Foto verbreitete sich schnell im Internet, Barbara Streisand verlor den Prozess und hatte genau das erreicht, was sie eigentlich verhindern wollte: Dass ein Foto ihrer Strandvilla im weltweiten Internet öffentlich zugänglich ist.[1]

Zum Politikum wird der Streisand-Effekt, wenn Themen wie Whistleblowing, der Schutz von Privatsphäre und Daten sowie die Netzfreiheit oder Freiheit der Rede berührt werden. Gerade im Zusammenhang mit der Plattform Wikileaks kommen immer wieder Beispiele an die Öffentlichkeit, wo Unternehmen und öffentliche Institutionen versuchen, bestimmte Informationen über den Klageweg unter Verschluss zu halten.[2] Erst der Klageweg generiert eine Öffentlichkeit und die Informationen erhalten eine größere Aufmerksamkeit, als dies bisher der Fall war.

Praxisbezug

Die Anfänge für solche Prozesse können Urheber- oder Persönlichkeitsrechte sein. Die Mittel, mit derlei Informationen umzugehen, sind verschieden. Eine Person oder auch eine Institution möchte nicht, dass zum Beispiel ein Bild im Internet zu finden ist. Daraufhin wird versucht, dieses Recht einzuklagen. Die Klage erzeugt eine gewisse Aufmerksamkeit bei Öffentlichkeit und Medien und das Bild verbreitet sich durch eine Vielzahl an Internetnutzern exponentiell im Internet – das gilt insbesondere für berühmte Personen, bekannte Firmen und öffentliche Institutionen.

Das jüngste Urteil des europäischen Gerichtshof – das Recht auf Vergessenwerden – schützt derartige Rechte, indem auch Suchmaschinen gezwungen werden, bestimmte Inhalte aus ihren Suchergebnissen zu entfernen, wenn ein berechtigtes Interesse besteht.[3] Hier kann also versucht werden, die Suchmaschine in die Pflicht zu nehmen, weil sie bestimmte Daten verfügbar macht.

Ein anderer Weg ist das Reputation-Management, bei dem gezielt versucht wird, das öffentliche Ansehen von Personen, Institutionen oder Firmen im Internet zu steuern und ggf. positiv zu beeinflussen. Dafür ist auch ein gewisses Maß an Online-Monitoring erforderlich, um überhaupt auf negative Tendenzen aufmerksam zu werden. Die Steuerungsmechanismen sind allerdings begrenzt, wenn eine Information erst einmal im Netz verfügbar ist. Unter Umständen verbreitet sie sich viral und erzeugt dadurch ein breites Interesse bei Personen, Medien und Institutionen. Eine intransparente Unternehmenskommunikation kann im schlimmsten Fall in einem Shitstorm enden, der das Image dauerhaft beschädigen kann.

Aktuelles Beispiel

  • Netzpolitik.org: Als im Juli 2015 der Generalbundesanwalt gegen das politische Blog „netzpolitik.org“ aufgrund des Vorwurfs des Landesverrats ermittelte, wurden die Dokumente, die bei netzpolitik.org lange vorher veröffentlicht wurden, einer noch größeren Öffentlichkeit bekannt. Die Server von Netzpolitik konnte das Medieninteresse und den damit verbundenen Traffic nicht austarieren und schalteten sich immer wieder ab. Die vom Verfassungsschutz als geheim eingestuften Dokumente wurden so eine sehr breiten Öffentlichkeit zugänglich, die viel größer war als das Fachpublikum von Netzpolitik.org.[4]

Streisand Effekt im Online Marketing

Im Internet verbreiten sich Informationen – egal welcher Art – rasant schnell. Für Unternehmen und Institutionen bedeutet das, dass sie eine Strategie benötigen, mit sensiblen Informationen umzugehen. Hält man sie zurück, kann das gegenteilige Effekte hervorbringen. Kommuniziert man sie nicht richtig, bleibt oft ein negatives Echo zurück.

Reputation-Management, Online-Monitoring oder eine transparente Kommunikationsstrategie können Mittel sein, sich im Online-Bereich richtig zu positionieren. Denn das öffentliche Feedback der Nutzer und die Medienaufmerksamkeit sorgen letztendlich auch dafür, dass ggf. der Traffic der eigenen Website signifikant erhöht wird. Ist das Feedback oder die Presse negativ konnotiert, kann der Traffic zwar ebenfalls erhöht werden – aber langfristig kann das Image Schaden nehmen. Handelt es sich um einen Onlineshop, fällen Nutzer nicht selten Kaufentscheidungen aufgrund von Empfehlungen anderer Nutzer. Solche Domino-Effekte können durch den Streisand-Effekt angestoßen worden sein – positiv wie negativ.

Einzelnachweise

  1. Das digitale Eigentor: Der Streisand-Effekt und seine Folgen blog.meine-firma-und-ich.de. Abgerufen am 24.08.2015
  2. Datenschutz bei der Deutschen Bahn, 28 Oct 2008 wikileaks.org. Abgerufen am 24.08.2015
  3. Googeln Sie mich ruhig . faz.net. Abgerufen am 15. Juni 2014.
  4. Streisand-Effekt: Definition und Beispiele giga.de. Abgerufen am 24.08.2015

Weblinks