Virtual Commerce

Häufig wird der Begriff Virtual Commerce (auch V-Commerce) als Synonym für E-Commerce verwendet. Allerdings geht Virtual Commerce weit darüber hinaus. So können Käufe in virtuellen Räumen stattfinden, die speziell dafür geschaffen wurden. Käufer treffen somit in einer virtuellen Realität (Virtual Reality oder kurz: VR) auf das Kaufangebot. Zugang zum Virtual Commerce erhalten Konsumenten über das Internet und spezielle Hardware wie Virtual-Reality-Brillen. Voraussetzung für Virtual Commerce ist immer eine Internetverbindung mit ausreichend hoher Bandbreite.

Hintergrund

Als sich das Internet zu einer kommerziellen Plattform entwickelte, sprachen einige Menschen nicht vom E-Commerce, sondern parallel von Virtual Commerce. In einem Artikel aus dem Jahr 1999 in der Harvard Business Review [1] wird zum Beispiel im Titel der „Virtual Commerce“ erwähnt. Der Artikel selbst führt Amazon als Beispiel für Virtual Commerce und dessen Folgen auf.

Mit den zunehmenden Möglichkeiten des Internets und der damit verbundenen Darstellungsformen hat sich der Virtual Commerce vom herkömmlichen E-Commerce heraus entwickelt. Käufe fanden dann nicht mehr in einer realen Umgebung statt, sondern konnten in virtuellen Räumen abgewickelt werden. Ein populäres Beispiel für diese Entwicklung ist das sogenannte „Second Life“. Dabei handelt es sich um eine 3D-Welt, in der Nutzer über einen Avatar leben können. Veröffentlicht wurde Second Life im Jahr 2003 und erfuhr eine große Nachfrage. Nutzer der virtuellen Welt konnten schließlich nicht mehr einfach nur darin leben, sondern gegen Bezahlung dort auch Gegenstände kaufen oder sich ihre Wohnung einrichten. Somit war Second Life eine der ersten Möglichkeiten für Virtual Commerce.

Heute ist es in vielen online-basierten Computerspielen möglich, Käufe direkt im Spiel auszuführen. Computerspiele wie MMOPRG oder auch App-basierte Spiele für Smartphone und Tablet können in diesem Sinne als Teil des V-Commerce betrachtet werden. Deutlichen Aufschwung erhielt der Virtual Commerce durch die Kommerzialisierung von Virtual Reality. Heute lässt sich nahezu jedes moderne Smartphone mit dem entsprechenden Zubehör und vergleichsweise einfachen Mitteln in eine VR-Brille verwandeln. Somit besteht die Möglichkeit für Nutzer, auch sogenannte „Virtual Stores“ zu besuchen.

In einem weiteren Sinn kann der Begriff Virtual Commerce auch für Testumgebungen von E-Commerce-Websites verstanden werden. Dort können neue Funktionen implementiert und getestet werden, bevor diese live gehen.[2]

Einordnung in den E-Commerce

Virtual Commerce kann als Bestandteil des E-Commerce betrachtet werden. Durch die Verbindung mit VR-Geräten scheint sich V-Commerce zugleich als Bestandteil des Mobile Commerce weiterzuentwickeln.

Im Vergleich zum herkömmlichen E-Commerce hat der V-Commerce deutlich mehr Möglichkeiten. So können Online-Shops ihre Produkte zum Beispiel noch viel besser präsentieren. Der Nutzer kann virtuelle Räume mit der entsprechenden Hardware regelrecht „betreten“.

In diesem Sinne könnte ein Ladengeschäft in einer Innenstadt nur aus 10 VR-Brillen bestehen, die sich Kunden an einem bestimmten Ort aufsetzen. Die virtuelle Realität wird dann an einem festen Einkaufsort erzeugt.

Anwendungsbeispiele

In Deutschland haben Designstudenten der Hochschule Düsseldorf bereits 2014 an einem Konzept für eine komplett virtuelle Shopping-Mall gearbeitet [3] Schon ein Jahr früher gab es eine App des chinesischen Händlers Yihaodian, die das Shoppingerlebnis virtuell aufpeppen sollte. [4] Im Jahr 2016 hat ein chinesisches Startup einen virtuellen Shop im All eröffnet, um dort sein neues Smartphone zu präsentieren. [5]

Eine etwas andere Form des “Virtual Commerce” hat ein großer koreanischer Einzelhändler bereits 2011 präsentiert.[6] Der Shop bestand nicht aus realen Produkten, sondern nur aus Bildern dieser Produkte. Kunden konnten durch diesen Shop laufen und die gewünschte Ware anklicken. Nach dem Kauf wurde diese dann nach Hause geliefert. Die Idee dieses Virtual Commerce konnte sich durchsetzen, sodass in vielen U-Bahnstationen in Südkorea neue “virtuelle Supermärkte” der Kette Tesco entstanden und damit eine Art Lifestyle-Trend begründeten.[7]

In Deutschland hat der Modeshop Zalando 2015 mit Augmented Reality und einem gedruckten Katalog experimentiert. Das Ziel war es, Print- und Online-Welt über Augmented Reality miteinander zu verknüpfen.[8]

2018 wurde bekannt, dass Amazon ein Patent für sogenannte “Virtual Fitting Rooms” angemeldet hatte. Damit sollen Kunden des Shoppingportals künftig zum Beispiel Geräte wie Amazon Echo Show in Kombination mit einem speziellen AR-Spiegel für die virtuelle Anprobe von Kleidung nutzen können.[9]

Der Versandhändler Otto hat 2018 Ideen präsentiert, die Virtual Commerce mit Hilfe von virtueller Raumplanung und Augmented Reality ermöglichen sollen.[10]

Nutzen für Online-Marketing

Noch sind sogenannte „Virtual Stores“ relativ selten und werden von Unternehmen kaum genutzt. Mit der Weiterentwicklung von VR-Geräten ist jedoch zu erwarten, dass es nicht mehr lange dauern wird, bis Kleidung im virtuellen Ladengeschäft anprobiert und bezahlt werden kann. Denkbar sind hier vor allem hochgradig individualisierte Verkaufsvorgänge, ähnlich wie sie in der realen Welt ablaufen könnten.

Die Basis für Virtual Commerce ist die Augmented Reality oder Virtual Reality. Die großen Techkonzerne Google und Apple haben bereits die technischen Voraussetzungen dafür geschaffen, dass Marketer und Unternehmen Virtual Commerce einsetzen können.[11] Über YouTube können Werbungtreibende mittlerweile schon 360 Grad-Video-Ads ausspielen.

Einzelnachweise

  1. Getting Real about Virtual Commerce hbr.org Abgerufen am 03.08.2016
  2. virtual commerce techtarget.com Abgerufen am 20.10.2018
  3. Im Dschungelshop zeit.de Abgerufen am 05.08.2016
  4. Virtual Stores the next generation brickmeetsclick.com Abgerufen am 05.08.2016
  5. This Chinese Startup Set Up a Virtual Reality Store in Space to Sell Its Flagship Smartphone adweek.com Abgerufen am 05.08.2016
  6. World’s first Virtual Store opens in Korea amusingplanet.com Abgerufen am 20.10.2018
  7. Shop on the Go businesstoday.in Abgerufen am 20.10.2018
  8. Zalando experimentiert mit Augmented Reality wuv.de Abgerufen am 20.10.2018
  9. Amazon patents a mirror that dresses you in virtual clothes theverge.com Abgerufen am 20.10.2018
  10. Augmented Reality & virtuelle Raumplanung: OTTO präsentiert innovative Shopping-Technologien otto.de Abgerufen am 20.10.2018
  11. Augmented Reality Potential fürs Marketing internetworld.de Abgerufen am 20.10.2018

Weblinks