Ein Website-Relaunch ist aus SEO-Sicht eine spannende Sache. Groß ist die Gefahr, dass dabei gute Rankings und damit der SEO-Traffic verloren gehen.
In diesem Artikel erfährst Du, wie Du Deinen Relaunch unbeschadet überstehst.
Das Wichtigste gleich zu Beginn: Der Erfolg des Relaunches steht und fällt mit der Vorbereitung. Investiere deshalb nicht nur viel Zeit in die Konzeption der neuen Website, sondern auch in die Vorbereitung des Relaunches. Nichts ist ärgerlicher, als gute Rankings und organischen Traffic aufgrund vermeidbarer Fehler zu verlieren.
Um einen Relaunch aus SEO-Sicht unbeschadet zu überstehen, ist es wichtig, alle sich ändernden URLs korrekt weiterzuleiten. Geschieht dies nicht, so können Suchmaschinen die Rankingsignale nicht von der alten auf die neue Website übertragen - die Katastrophe ist vorprogrammiert. Doch nicht nur für Suchmaschinen sind Weiterleitungen wichtig: auch Nutzer, die alte URLs der Website aufrufen, beispielsweise über Lesezeichen in ihrem Browser, wollen auf einer funktionierenden Seite und nicht auf einer Fehlermeldung landen.
_
Tipp: Planst Du nicht nur einen Website-Relaunch, sondern auch einen Domainwechsel, findest Du hier im Magazine einen ausführlichen Artikel zum Thema Domainwechsel ohne Rankingverlust.
_
Damit Du alle sich ändernden URLs korrekt weiterleiten kannst, musst Du zunächst alle existierenden URLs erfassen. Dafür gibt es mehrere Möglichkeiten. Die meisten Content-Management-Systeme bieten - entweder von Haus aus oder über Plugins - die Möglichkeit, alle URLs der Website in Form einer Sitemap zu exportieren. Eine weitere Möglichkeit stellt der Export aller URLs aus Google Analytics dar. Hierbei musst Du allerdings beachten, dass Google Analytics natürlich nur die URLs anzeigen kann, die im gewählten Zeitraum mindestens einmal aufgerufen wurden und unter Umständen auch 404-URLs anzeigt.
Abbildung 1: In der Ryte Software können sämtliche gefundenen URLs exportiert werden.
Mit der Ryte Software lassen sich die URLs Deiner Website besonders bequem auflisten. Unsere Software folgt den internen Verlinkungen Deiner Website und findet so jede einzelne URL. Mit wenigen Klicks kannst Du die URL-Liste dann ganz bequem als Excel-Datei exportieren.
Abbildung 2: Tabellenexport aller URLs aus der Ryte Software.
Du kannst auch mehrere Methoden kombinieren, um wirklich alle URLs zu finden. Zum Beispiel kannst Du die URLs aus der Ryte Software mit denen aus Analytics abgleichen. So kannst Du sicherstellen, dass Du alle intern verlinkten URLs erfasst und auch diejenigen, die intern nicht verlinkt sind, aber dennoch Impressionen generieren.
Sind URLs Deiner Website erfasst, ist es nun Zeit die Weiterleitungen zu planen. Dabei solltest Du die URLs in größtmögliche Gruppen sortieren. Wenn beispielsweise ein Verzeichnis der alten Website auf der neuen Website nicht geplant ist, kannst Du hier später eine Weiterleitung auf Verzeichnisebene einrichten, statt jede URL des Verzeichnisses einzeln weiterzuleiten.
_
Tipp: Versuche immer die thematisch relevanteste URL Deiner neuen Website als Weiterleitungsziel zu setzen. Nutzer, die eine der alten URLs aufrufen, sollen nicht einfach nur auf der Startseite landen - darunter leiden die User Experience und die Rankings Deiner neuen Website.
_
Erstelle ein sogenanntes URL-Mapping, um die Übersicht über alle alten und neuen URLs sowie die Weiterleitungen zu behalten. Dazu kannst Du beispielsweise Excel oder Google Sheets verwenden. In einer Spalte listest Du dann alle alten URLs auf und daneben die URLs, auf die sie umgeleitet werden sollen. So kannst Du auch mögliche Gruppierungen sehr einfach erkennen. Außerdem siehst Du so direkt, welche URLs sich nicht ändern. Diese kannst über bedingte Formatierungen entsprechend einfärben und im nächsten Schritt einfach weglassen.
Abbildung 3: Beispiel eines URL-Mappings.
Hast Du das URL-Mapping fertiggestellt, kannst Du Dich an die Umsetzung der Weiterleitungen machen. Hierfür musst Du die .htaccess-Datei auf Deinem Webserver bearbeiten. Wie das genau funktioniert, kannst Du in unserem XXL Redirect Guide nachlesen.
Wichtig: Nutze unbedingt die den richtigen Statuscode für die Weiterleitungen. Zwar führen sowohl Statuscode 302 als auch 301 die Nutzer auf die neue Version Deiner Website, jedoch ist 302 per Definition nur für temporäre Weiterleitungen gedacht. Nutze also stets 301-Redirects, um die richtigen Signale zu senden. Falls es für eine der alten URLs gar keine neue Variante gibt und Du Google dies mitteilen willst, verwende für diese URL den Statuscode 410 Gone. Dann wirft Google diese URL zeitnah aus dem Index. Allerdings solltest Du das nicht mit URLs machen, auf die viele externe Links zeigen, da der Link Juice dann verloren gehen würde.
_
Tipp: Sei bei der Umsetzung der Weiterleitungen sehr genau. Vor allem, wenn Du viele Einzelfälle abdecken musst, solltest Du aufpassen, dass sich die Weiterleitungsregeln nicht gegenseitig widersprechen - Hier ist ausführliches Testen Pflicht. Zum Testen der .htaccess gibt es jede Menge frei verfügbarer Tools im Web.
_
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die internen Verlinkungen. Aktualisiere alle internen Links auf die neuen URLs. Zwar greifen die Weiterleitungen, die Du auf Deiner alten Website eingerichtet hast, auch für die internen Links, allerdings erhöht es die Ladezeit und sendet unsaubere Signale an Suchmaschinen, wenn interne Links erst auf die alte Website und von dort per Weiterleitung auf das eigentliche Ziel führen. Sorge für geringere Ladezeiten und eine hohe Website-Qualität, indem Du hier alles korrekt anpasst.
Für die Anpassung der internen Verlinkungen, ist es sinnvoll, die neue Website in einer Testumgebung online zu stellen. Um zu vermeiden, dass bereits vor dem offiziellen Relaunch-Termin Suchmaschinen-Crawler und Nutzer auf Deine neuen Website gelangen, kannst Du diese per .htaccess mit einem Passwort schützen. Diese passwortgeschützte Website kannst Du dann beispielsweise mit der Ryte Software analysieren und die internen Links genau prüfen.
Abbildung 4: Suche nach bestimmten internen Links mit der Ryte Software
Du kannst die veralteten internen Links auf Deiner Website auch finden, indem Du einfach in der Analyse Deiner Testumgebung den Report “Liste aller Links” auf “[Ziel] Status-Code (Gruppe) ist 404” filterst. Anhand der Analyseergebnisse kannst Du dann die Verlinkungen schnell und einfach anpassen. Wenn Dein Content-Management-System es erlaubt, kannst Du die internen Links auch ganz einfach durch die Suchen&Ersetzen-Funktion in der Datenbank anpassen.
Lade die .htaccess mit den Weiterleitungen auf Deinen Webserver hoch, um den Relaunch durchzuführen. Ab jetzt werden alle Nutzer, die eine alte URL aufrufen, auf die neue Variante weitergeleitet. Um auch Google den Relaunch mitzuteilen, solltest Du in der Search Console gleich eine neue Sitemap hochladen, die sowohl die alten als auch die neuen URLs enthält. Alternativ kannst Du zwei Sitemaps erstellen, wovon eine ausschließlich die weitergeleiteten URLs enthält. So weiß Google, dass Du Deine Website-Struktur geändert hast und kann gezielt alle URLs der alten Website aufrufen und die Weiterleitungen schneller und besser verarbeiten.
Abbildung 5: Eingereichte Sitemap in der Google Search Console.
Stelle sicher, dass wirklich alle Weiterleitungen funktionieren. Hierfür kannst Du jetzt nochmal das Google Sheet, das Du für das URL-Mapping verwendet hast, einsetzen. Programmiere einfach eine entsprechende Funktion im Google Spreadsheets-Skripteditor oder nutze ein fertiges Tool, wie beispielsweise den Redirectinator. Gleiche dann die Ziel-URL aus Deinem URL-Mapping mit dem tatsächlichen Weiterleitungsziel ab. So kannst Du schnell erkennen, ob alle Redirects funktionieren wie geplant.
Abbildung 6: Erweiterung des URL-Mappings um eine Abfrage der Weiterleitungsziele der alten URLs
Nach dem Relaunch ist es vor allem wichtig, die veralteten externen Links auf Deine Website anzupassen. Fange hierzu bei den Links an, die Du selbst anpassen kannst. Facebook, Google AdWords, Online-Verzeichnisse etc. solltest Du am besten so schnell wie möglich anpassen.
Du solltest jedoch auch die Links von anderen Websites auf Deine Website anpassen. Solltest Du kein Backlink-Tool im Einsatz haben, kannst Du einerseits die Verweiszugriffe in Google Analytics, und andererseits die Links auf Deine Website in der Google Search Console Deiner alten Website auswerten. Kontaktiere dann die Betreiber dieser Websites und bitte sie, die Links auf Deine Website zu aktualisieren, falls die Links auf veraltete URLs zeigen. So kann Suchmaschinen indirekt mitgeteilt werden, dass die neue URL-Variante ab sofort die relevantere ist.
Wenn Du alle Empfehlungen in diesem Artikel befolgt hast, sollten nach dem Relaunch keine allzu großen Überraschungen auf Dich zukommen. Behalte dennoch die Entwicklung Deines organischen Traffics in der Google Search Console und in Google Analytics genau im Auge. Bleibt hier alles auf dem gleichen Niveau, hat Google die Signale der alten Website wohl direkt auf die neue Version übertragen.
Abbildung 7: Monitoring der URL-Fehler in der Google Search Console
Falls der organische Traffic auf einmal einbricht, solltest Du sofort aktiv werden. Prüfe, Bereiche Deiner Website vom Rückgang betroffen sind und schau nach, ob Du hier technisch alles korrekt umgesetzt hast. Prüfe auch die Google Search Console auf Fehlermeldungen, vor allem im Report "Crawling → Crawling-Fehler". Häufen sich hier auf einmal die 404-Fehler, so scheint bei Deinem Relaunch etwas schief gegangen zu sein und Du solltest unverzüglich die Fehler korrigieren, um den Schaden so gering wie möglich zu halten.
Wenn Du ausreichend Zeit in die Vorbereitung Deines Website-Relaunches investierst, kann eigentlich nur wenig schief gehen. Das A und O sind die Weiterleitungen, die sowohl Nutzern als auch Suchmaschinen den Relaunch deutlich machen. Um den Umzug aus SEO-Sicht zu beschleunigen, solltest Du Google in der GSC alle nötigen Hinweise geben. Nach dem Relaunch solltest Du dann ganz genau hinschauen, wie sich die Rankings entwickeln, um die Risiken so gering wie möglich zu halten.
Schritt 1: Bestandsaufnahme: Liste alle URLs der alten Website auf
Schritt 2: URL-Mapping: Weise den alten URLs Weiterleitungsziele zu
Schritt 3: .htaccess-Erstellung: Trage die Weiterleitungen in die .htaccess-Datei ein (Statuscode 301!)
Schritt 4: Testen: Kontrolliere die Syntax der .htaccess mit Hilfe frei verfügbarer Tools
Schritt 5: Interne Verlinkung: Passe Deine internen Links auf die neuen URLs an
Schritt 6: Relaunch umsetzen: Lade die .htaccess mit den Weiterleitungen auf Deinen Webserver hoch
Schritt 7: Sitemap eintragen: Hinterlege in der Google Search Console die Sitemap(s) mit den URLs der alten und der neuen Website
Schritt 8: Redirects prüfen: Teste nochmals alle Redirects und gleiche die Weiterleitungsziele mit dem URL-Mapping ab
Schritt 9: Links anpassen: Ändere veraltete externe Links auf Deine Website und bitte andere Website-Betreiber, ihre Links auf Deine Website zu aktualisieren
Schritt 10: Genaues Monitoring: Behalte die Entwicklung von organischem Traffic und Google-Rankings genau im Auge und reagiere auf negative Entwicklungen
Veröffentlicht am Feb 15, 2018 von Editorial Team