Seit der ersten Präsentation des ersten Fernsehgeräts 1928 auf der Funkausstellung in Berlin hat sich im Bewegtbild-Bereich viel getan. Nachdem in den 90er Jahren auch das “neue” Satellitenfernsehen den Markt signifikant verändert hat und Werbezeiten mehr gekostet haben als heutige Marketing-Jahres Budgets, hat das Aufkommen des Internet - und vor allem der Möglichkeit Videos dort zu präsentieren - die gesamte Thematik nochmal auf ein neues Niveau gehoben.
Mit einem Jahresumsatz von 15 Milliarden Euro ist hier Youtube der absolute Marktleader. Aber auch andere Plattformen sind hier nicht zu vernachlässigen wie z.B. Vimeo, DailyMotion, VidLiietc.
Aufgrund div. Datenschutz-Thematiken die bei Youtube vorhanden sind (Server in den USA, Richtlinien etc.) weichen Firmen auch auf andere - InHouse - gehostete Lösungen aus. Aber im Endeffekt geht es immer um die Integration und Präsentation von Videos.
Dass Bewegtbild nicht nur ein Trend ist, dürfte sich dementsprechend soweit schon rumgesprochen haben. Die Anwendungsfälle gehen weit über Youtube, Vimeo und andere Video-Plattformen hinaus und haben längst mit Social Media, Newsletter, Homepages usw. weitere Kanäle erschlossen.
Bei weltweit 2,3 Milliarden monatlichen, aktiven YouTube Nutzern ist es also kein Wunder, dass vor allem diese Plattform über den Status einer “Amateur-Film Präsentationsmöglichkeit” längst hinaus ist. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von 12 Minuten in Deutschland (Quelle: https://de.statista.com/themen/162/youtube/) ist zwar nicht so lange wie im klassischen TV, aber dennoch nicht zu unterschätzen. Vor allem bei eingeloggten Usern ergeben sich für Online-Marketer immens profitable, interessante und zielgenaue Möglichkeiten, Werbung auszuspielen und Insights über diese User zu erfahren.
Das Ausspielen von Werbung auf Youtube passiert über GoogleAds, wir wollen aber in diesem Artikel nicht näher darauf eingehen. Ein Punkt, welcher jedoch oft vernachlässigt wird, sind die “organischen” SEO Möglichkeiten die es bei Youtube gibt. Der Fokus in diesem Artikel ist dabei auf Youtube, einige der Inputs und Tipps kann man aber auch auf andere Plattformen wie Vimeo anwenden.
Im Endeffekt funktioniert SEO für Youtube gleich wie SEO für herkömmliche Suchmaschinen. Spezielle Parameter, Algorithmen und Crawler durchsuchen die Plattform und zeigen dann je nach Suchfeld-Eingabe Ergebnisse an. Dennoch ist zu bedenken, dass es Unterschiede gibt. Also dass eine Webpage oder ein Online Shop z.B. in den Google Suchergebnissen so hoch gerankt werden soll wie nur möglich. Das Prinzip bzw. das Ziel ist zwar das gleiche aber es sind dennoch 2 unterschiedliche Paar Schuhe. Auch wenn Youtube mehr oder weniger die gleiche Suchmaschinen-Technologie verwendet wie die "normale" Google Suche, die Algorithmen dahinter sind doch sehr unterschiedlich.
Während es bei Webpages eine Unmenge an unterschiedlichen technischen Tricks in Bezug auf SEO gibt, ist es bei Youtube leider nicht möglich, technisch wirklich tief einzugreifen.
Es gibt aber dennoch ein paar wichtige Punkte die beachtet werden sollten, um in der Youtube Suche gefunden zu werden:
Content is king - genauso wie bei Webpages, Online Shops, Blogs...es bringt die beste Technik, das teuerste Budget und die besten Tipps nichts, wenn der Content der angeboten wird die Leute nicht interessiert oder schlecht aufbereitet ist. Wichtig ist gutes Storytelling zu integrieren und ein gutes Konzept auszuarbeiten. Egal ob Interview, Erklärvideos, Image-Kampagnen etc. Die Botschaft muss gut transportiert werden. Dieses Konzept ist dann - neben der Zielgruppe - auch ausschlaggebend, wie u.a. die Qualität des Videos aussehen soll. Vor allem die ersten Sekunden in einem Video entscheiden, ob sich die InteressentIn diese weiter ansieht.
Zielgruppe: Wer ist deine Zielgruppe? Für wen sollen die Videos produziert werden? Es ist hier keine komplexe Ausarbeitung von Personas nötig, dennoch ist es wichtig zu beachten, welche Art von Content man seiner Community präsentieren will. Es gibt viele verschiedene Arten, Content und Informationen visuell zu vermitteln, z. B. Interviews, Erklär-Videos, Referenz- bzw. Empfehlungsvideos oder einfache Animationen. Je nachdem, was die Aussage und Botschaft ist, muss hier ein passendes Format bzw. eine geschickte Kombination mehrerer Formate verwendet werden. Davon ist dann auch dementsprechend die Aufnahmetechnik und Storyboard abhängig. Bzw. in weiterer Folge auch der gezielte Einsatz von Werbemaßnahmen.
Technik Allgemein: Ein Video muss nicht zwingend mit einer teuren Kamera in 4K eingebunden sein, dennoch sollte ein gewisser Qualitätsstandard vorhanden sein. Nicht nur die Soundqualität ist wichtig, sondern auch eventuelle Einblendungen, Schriftzüge, Animationen etc. sollten gut lesbar sein. Es gibt ja unzählige Optionen für Einstellungen der Qualität in Schnittprogrammen.
Das beste YouTube-Videoformat basierend auf der Empfehlung dieser Plattform ist MP4 (kleine Dateigröße, hohe Komprimierungsrate und Beliebtheit). Wenn man also vor hat, ansprechende Videos zu produzieren, macht es definitiv Sinn sich mit Themen wie Frames, HD, UHD etc. zu beschäftigen. Vor allem schon beim Aufnehmen von Video sind dies wichtige Themen. Und hier gilt wieder “Content ist king”, das heißt die Botschaft soll möglichst ansprechend transportiert werden können. Und das kann auch mit einem einfachen Smartphone umgesetzt werden - je nach Erwartungshaltung des Zielpublikums. (siehe Punkt 2 - Zielgruppe)
Es reicht hier nicht nur möglichst viele Adjektive oder Adverbien zu benutzen, sondern es geht auch hier um eine Art kurzes Storytelling. Wichtig es auch, individuell Texte zu verwenden, also nicht die gleichen bei verschiedenen Videos.
Abbildung 1: Arte - positives Beispiel. Sehr gut ausgearbeiteter Text, Verlinkungen, Titel etc.
Abbildung 2: Standard.at - negatives Beispiel. Zu wenig Text, kein klarer Titel.
Der Beschreibungstext teilt sich in 2 Teile. Im oberen Teil am besten kurz erklären was in dem Video passiert und dann darunter (“Mehr anzeigen”) weitere Informationen wie Verlinkungen.
Abbildung 3: Arte - “Mehr anzeigen”.
Achtung: Die Anzahl der Zeichen Im Beschreibungsfeld ist auf 5.000 beschränkt.
Die Landingpage kann ein einfacher One-Pager sein mit Bildern und weiteren Verlinkungen in Social Media Kanäle., für den Aufbau von Backlinks und einem Online-Portfolio wäre das nicht schlecht.
Abbildung 4: MMA - langer gut aufgebauter und strukturierter Text.
Bei einem Online Shop könnte man z.B. die im Video gezeigten Produkte direkt darunter verlinken. Das ist leicht umzusetzen und sehr effektiv. Nicht nur für die YouTube Suche sondern auch für einen möglichen Verkauf des Produkts im Shop.
Abbildung 5: Mediashop - kurz und prägnanter Text.
Abbildung 6: MMA - Videodetails mit Titel, Beschreibung etc. im YouTube Backend.
Abbildung 7: SKY - Kanalbeschreibung.
Abbildung 8: Rosenbauer Kanalbeschreibung.
Abbildung 9: Rosenbauer Header Bild.
Um Optimierungen auch korrekt überprüfen zu können, sollte man in jedem Fall YouTube Analytics nützen. Diese Analyse-Plattform bietet Zugriff auf wichtige Metriken u.a. zur Videoleistung, Wiedergabezeit, demografische Merkmale der Zuschauer, Zugriffsquellen, Impressionen und mehr.
Abbildung 10: YouTube Analytics.
Ähnlich wie bei Google Analytics gibt es hier verschiedene KPIs auf die man achten sollte. Welche Kennzahlen tatsächlich wichtig sind, ist davon abhängig, welche Ziele man erreichen will. Eine Kennzahl die hier in jedem Fall beobachtet werden sollte ist die Wiedergabezeit. Diese zählt ebenfalls zu den wichtigen Rankingfaktoren in YouTube. Sie gibt Aufschluss darüber, wie viel Zeit (in Minuten) Ihre Zuschauer insgesamt damit verbracht haben, sich Videos auf Ihrem Kanal anzusehen. Je höher der Wert ist, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit, dass das Video von YouTube auch empfohlen wird und möglichst weit oben in den SERPs präsentiert wird (z.B. bei einer Sucheingabe).
Die “klassischen” Aufrufe sind im Tab “Übersicht” zu finden. Hier findet man neben der Wiedergabezeit auch die gesamten Aufrufe sowie eine Art “Top-Ten” von Videos.
Abbildung 11: Analytics Übersicht.
Unter dem Tab “Reichweite” befinden sich KPIs u.a. zu den Impressionen, Klickrate sowie Arten von Zugriffsquellen. Hier sieht man, wie Zuschauer auf die jeweiligen Video Inhalte gestoßen sind.
Der Tab Interaktion zeigt, wie lange sich Zuschauer die Videos ansehen. Die Infokarte „Wichtige Momente für die Zuschauerbindung“ zeigt die Wiedergabezeit und die durchschnittliche Wiedergabedauer. Allgemein bekommt die “Kennzahl” Interaktion z.B. auch in Google Analytics 4 eine bedeutende Rolle zugeteilt. Es macht also definitiv Sinn sich tiefer mit dieser Kennzahl zu beschäftigen.
Der Zielgruppen Tab zeigt die wiederkehrende Zuschaue, sowie Abonnenten bzw. wann Zuschauer auf YouTube aktiv sind, Wiedergabezeit von Abonnenten etc.
Einen eigenen Tab gibt es noch wenn man am YouTube Partnerprogramm teilnimmt. Dafür gibt es aber bestimmte Bestimmungen (mind. 1.000 Abonnenten, spezielle Gesamt-Wiedergabedauer etc.).
Zusammengefasst kann man sagen, dass man mit einigen wenigen Schritten schon sehr effektive Maßnahmen setzen kann um bei YouTube und somit auch in Google bzw. anderen Suchmaschinen gefunden zu werden. Und man bietet auch seinen KundInnen dadurch ein intensiveres und klares Erlebnis. Es lohnt sich daher hier Zeit zu investieren, Texte zu erstellen, Keywords zu recherchieren und natürlich ansprechende Videos zu produzieren. Und anschließend ist es dann wichtig, Daten zu sammeln und auszuwerten um sich stetig verbessern zu können.
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Veröffentlicht am 11.08.2021 von Jürgen Eppinger.
Nach dem Studium der Medientechnik und einigen Online-Marketing Stationen bei größeren Unternehmen rund um Wien und Linz ist Jürgen Head of Digital Marketing in einem Oberösterreichischen Industrie-Konzern. Nebenbei unterrichtet er im Bereich Marketing, interessiert sich für Programmiersprachen aller Genres und ist Raspberry Pi-Enthusiast.
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