Geofencing


Der Begriff Geofencing bezeichnet eine Technologie, die GPS-Koordinaten oder RFID-Signale verwendet, um eine virtuelle Grenze im Raum zu ziehen und anhand dieser Grenze bestimmte Aktionen auszulösen. Die virtuelle Grenze heißt Geofence, was ein Kofferwort aus geographic (deutsch: geografisch) und fence (deutsch: Zaun) ist. Die Aktionen, die beim Durchschreiten des Geofence durch den Nutzer ausgelöst werden, können im Versand von Push-Mitteilungen, Emails, SMS oder in komplexeren Anwendungen bestehen, die mitunter auch Programmieranweisungen beinhalten.

Innerhalb eines Geofence können sowohl Objekte als auch Personen geortet werden. Befindet sich ein Empfängergerät wie ein Smartphone oder ein Mikrochip in einem Auto in der Reichweite eines vorab definierten Geofence, werden nachfolgende Aktionen durch den Austausch von Signalen zwischen Empfängergerät und Sender getriggert. Der Empfänger erhält beispielsweise eine Nachricht, dass ihm spezielle Angebote unterbreitet werden oder das Auto mit dem Mikrochip die Landesgrenzen nicht überqueren darf.

Geofencing basiert technisch auf dem GPS-System, kann jedoch auch mittels RFID-Chips und M2M-Kommunikation implementiert werden. Gemeinhin wird angenommen, dass Geofencing eine wichtige Technologie für das Internet der Dinge sein wird.[1] Im Mobile Marketing wird die Technologie schon jetzt eingesetzt.

Allgemeine Informationen zum Thema

Geofencing wird in den unterschiedlichsten Bereichen eingesetzt, um administrative Aufgaben zu übernehmen, das Marketing zu ergänzen oder sicherheitsrelevante Aspekte zu überprüfen. Im Prinzip arbeiten solche Systeme wie Ortungs- und Navigationssysteme. Der Unterschied besteht in den Grenzkoordinaten, die eine Fläche als Rechteck oder Kreis einschließen und als Geofilter fungieren. Diese virtuelle Standorteingrenzung ist aus der Fahrzeugortung per GPS bekannt. Durch die Unterscheidung zwischen Innen- und Außenbereich einer genau definierten Fläche ist es möglich, Aktionen beim Eintreten in oder Austreten aus diesem definierten Bereich zu triggern.

Zum Beispiel kann ein Nutzer mit standortbasierter Werbung zum Kauf in einem Ladenlokal angeregt werden, sobald er sich in der Nähe der Lokalität befindet. Im Gegensatz dazu werden Maßnahmen gegen Diebstahl oder zum Schutz von beweglichen Objekten mithilfe des Außenbereiches der definierten Fläche umgesetzt: Bewegt sich ein Objekt aus der markierten Fläche heraus, erhält der Administrator des Systems eine Nachricht oder wird alarmiert. Zwar sind derartige Funktionen aus dem Location based service (LBS; standortbasierte Dienste) bekannt.

Aber mit Geofencing wird dieses Marketinginstrument automatisiert und somit weniger passiv als das standortbasierte Marketing: Der Eintritt in einen Geofence wird vom Gerät oder dem System von selbst erkannt und eine Aktion wird automatisch in die Wege geleitet.[2]

Funktionsweise

Die Anwendungen des Geofencing sind dank der Funktionsweise relativ vielfältig. Geofencing kann in Betriebssystemen, Programmen oder Hardwarebauteilen implementiert werden. Apples iOS verfügt beispielsweise über eine Funktion, die als ortsabhängige Erinnerung bezeichnet wird. Sobald ein Nutzer mit eingeschaltetem Geofencing bestimmte Koordinaten überquert, erhält er eine Erinnerung, die der Nutzer vorher selbst eingegeben hat.[3]

Wenn Geofencing mit standortbasierter Werbung kombiniert wird, ist es in den meisten Fällen eine App, die die Aktion durchführt: Nutzer müssen diese App auf ihrem Gerät installieren und den Bedingungen zustimmen, bevor die App beim Überqueren einer virtuellen Grenze eine Push-Mitteilung senden darf. Wenn der Nutzer die virtuelle Grenze hinter sich lässt, können ihm standortbasierte Kampagnen, Rabattaktionen oder Incentives angeboten werden. Teilweise sind derartige Apps über Partnerprogramme, Plattform-abhängige Services oder Drittanbieter in den Bereichen Location Based Advertising und InApp Advertising zu beziehen.

Grundsätzlich gibt es zwei Möglichkeiten, wie Geofencing technisch realisiert wird:[4]

  • GPS: Die Ortsbestimmung und -abfrage erfolgt über einen Navigationssatelliten, der mit dem Endgerät des Nutzers Informationen austauscht.
  • RFID: Die Ortsbestimmung und -abfrage wird im Mobilfunknetz oder WLAN über einen RFID-Chip erreicht. Der Chip, der auch als RFID-Tag oder Transponder bezeichnet wird, kann hochfrequente elektromagnetische Wechselfelder empfangen, die von Mobilfunkmasten oder einem Router ausgesendet werden. Der Transponder kann sie mithilfe eines Lesecodes für sich nutzen und Informationen an den Sender zurückschicken.

Die Definition der Geofiltergrenze wird entsprechend über GPS-Koordinaten, Mobilfunknetzbereiche oder WLAN-Netze vorgenommen. Einige Anwendungen verwenden Google Earth, andere arbeiten mit Längen- und Breitengraden oder eigens erstellten webbasierten Karten. Innerhalb kleinerer Koordinatensysteme können auch Beacons verwendet werden.

Geofencing kann als Signal Aktionen und Reaktionen von Geräten hervorrufen, wenn diese mit dem System verbunden sind. Reaktionen von Geräten sind mitunter von weiteren Daten abhängig, die über zusätzliche Sensoren erhoben werden. Mittels IFTTT (if this then that) Anweisungen können komplexe Anwendungen umgesetzt werden, die teils umfangreiche Anwenderkenntnisse und weitere Sensoren oder Geräte notwendig machen.[5] Dies wird als ein wichtiger Baustein für das Internet der Dinge betrachtet.

Beispiele

  • Ortung von mobilen Endgeräten
  • Diebstahlschutz von Maschinen, Fahrzeugen oder Objekten
  • Personen- und Gerätesuche
  • Einhaltung von Routen oder Landesgrenzen beim Mietwagenverleih
  • Aktuelle, personalisierte Werbebotschaften, um am Point of Sale oder Point of Interest relevante Informationen bereitzustellen.

Bedeutung für das Online Marketing

Die rechtlichen Aspekte des Geofencing sind durchaus umstritten. Für die Nutzung von standortbasierten Daten benötigen Unternehmen in Deutschland eine Einwilligung des Nutzers und auch dem Versand von Push-Mitteilungen muss der Nutzer erst zustimmen, bevor Unternehmen diese werblichen Botschaften versenden dürfen. Die Rechtslage in Deutschland erfordert deshalb einige Maßnahmen, um Geofencing rechtssicher durchzuführen. Beispielsweise können Unternehmen vor der Nutzung der Standortdaten die Nutzer darüber informieren und eine Einwilligung zu den Push-Mitteilungen einholen.

Andere Gesetze wie das UWG (Gesetz gegen unlauteren Wettbewerb) sind ebenfalls zu beachten, wenn Geofencing eingesetzt wird, um Kunden von Mitbewerbern zu bekommen. Eine rechtliche Prüfung ist vor jeglichen Geofencing-Maßnahmen angeraten.[6] Wenn die noch unklare Rechtslage beachtet wird, kann Geofencing die Nutzererfahrung am Point of Sale maßgeblich verbessern, ROPO-Effekte nutzen und personalisierte Werbung über eine innovative Technologie ausliefern. Allerdings sind die meist positiven Informationen und Case Studies zum Thema Geofencing aus den USA mit Vorsicht zu genießen, da die Ausgestaltung des Datenschutzes unterschiedlich ist.[7]

Einzelnachweise

  1. Was ist Geofencing und warum ist es wichtig? netzpiloten.de m. Abgerufen am 05.12.2016
  2. Geofencing akademie-marketing.com. Abgerufen am 05.12.2016
  3. Einmal Geofencing, immer Geofencing: „iPhone, kümmere dich darum, wenn du dort bist.“ iphone-ticker.de. Abgerufen am 05.12.2016
  4. GeoMarketing 101: What Is Geofencing? geomarketing.com. Abgerufen am 05.12.2016
  5. What Is „Geofencing“? howtogeek.com. Abgerufen am 05.12.2016
  6. Individuelle Kundenansprache durch Geofencing swd-rechtsanwaelte.de. Abgerufen am 05.12.2016
  7. Geofencing As A Marketing Strategy – Learn From 8 Businesses Who Are Profiting From Geofencing business2community.com. Abgerufen am 05.12.2016

Weblinks