Gute Websites werden für Nutzer optimiert und nicht für Suchmaschinen. Ein wichtiges Ziel deiner Optimierung sollte deshalb eine sehr gute User Experience sein. Auf diesen einfachen Nenner könnte man die gesamte SEO reduzieren. Doch wo soll ich beim Optimieren meiner Seite anfangen? Und was hat die Page Experience damit zu tun? Wir zeigen es dir.
Page Experience bzw. User Experience besagt zunächst einmal, dass Nutzer:innen eine bestimmte Erfahrung mit einer Website machen. Diese kann negativ oder positive sein. Page Experience ist eng verknüpft mit dem Begriff der Usability. Während Usability stärker auf das Design und der damit verbundenen Nutzerfreundlichkeit fokussiert ist, ist das Konzept der User Experience ganzheitlicher. Es bezieht viele verschiedene Faktoren mit ein. Die Nutzererfahrung mit einer Website umfasst z.B. neben dem Design auch technische Aspekte sowie sicherheitsrelevante Aspekte.
Auf einen einfachen Nenner gebracht, könnte man eine gute Page Experience so umschreiben: Kannst du deine Nutzer mit gutem Gewissen auf diese Website schicken, damit diese ohne technische Probleme mit der Seite interagieren können und schnell zum gewünschten Ziel kommen?
Die gute Nachricht vorweg: Die Qualität von Websites wird immer besser. Das hat unterschiedliche Gründe. Zum einen sind Suchmaschinen und allen voran Google immer besser darin, Webseiten ohne Mehrwert und mit unzureichender Technik von sehr gut funktionierenden URLs mit hoher Usability zu unterscheiden.
Zum anderen haben Nutzer immer höhere Ansprüche an die Nutzerfreundlichkeit von Websites. Beide Entwicklungen bedingen sich dabei gegenseitig.
Ein Beispiel: Als Google die Mobile Friendliness im April 2015 als neuen Rankingfaktor einführte, war die Aufregung groß. Doch der Suchmaschinenkonzern hat dabei nicht willkürlich einen neuen Standard etabliert, sondern auf die sich verändernde Internetnutzung reagiert. Schon damals lag die Quote der mobilen Internetzugriffe in manchen Branchen bei über 50 Prozent. Heute gehört die Mobile Optimierung und das Konzept „Mobile First“ zu den Basics für die Websitegestaltung.
Wenn wir davon sprechen, dass die Page Experience immer wichtiger wird, ist das nur die halbe Wahrheit. Denn die Nutzererfahrung war schon immer elementarer Bestandteil der Websiteoptimierung und schon immer wichtig. Allerdings steht sie heute viel stärker im Fokus. Nutzer:innen sollen über die Websuche nicht einfach nur das finden, wonach sie gesucht haben, sondern mit der entsprechenden Website mit jedem beliebigen Endgerät problemlos interagieren können. Es wäre demnach auch Zeit, nicht mehr von Suchmaschinenoptimierung zu sprechen, sondern von Sucherfahrungsoptimierung (=Search Experience Optimization).
Und Google hat wieder auf das sich verändernde Nutzerverhalten reagiert und mit der Page Experience seit Juni 2021 einen neuen Rankingfaktor eingeführt, der vor allem die User Centricity betont und alle SEOs weltweit dazu animiert, Nutzer:innen ins Zentrum der Optimierung zu stellen.
Bei jeder Websuche entscheiden viele verschiedene Rankingfaktoren, an welcher Position ein Suchsnippet in den SERPs ausgespielt wird. Neben der Ladegeschwindigkeit, der Qualität der Verlinkung und der Content-Qualität spielt seit Juni 2021 für Google auch die Page Experience eine Rolle.
Allerdings hat Google die Wichtigkeit der Page Experience selbst eingeordnet. Demnach kommt dieser Rankingfaktor vor allem dann zum Tragen, wenn zu einer Suchanfrage viele URLs mit ähnlichem und relevantem Content gibt.
In anderen Worten: Wenn der Wettbewerb zu einem bestimmten Suchbegriff oder Themengebiet hoch ist, die relevanten URLs zu dieser Suchanfrage eine vergleichbare Content-Qualität haben, kann die Page Experience das entscheidende Kriterium sein, ob eine Website Top-Rankings erzielt oder nicht.
„Wenn allerdings viele Seiten ähnlich relevante Inhalte haben, bekommt die Nutzerfreundlichkeit einen wesentlich höheren Stellenwert für die Sichtbarkeit in der Google Suche.“
(Quelle: https://developers.google.com/search/docs/advanced/experience/page-experience?hl=de)
Google betrachtet den Rankingfaktor „Page Experience“ aus einer vor allem technischen Sicht. Neben den Core Web Vitals helfen noch weitere technische Aspekte der Suchmaschine dabei, die Page Experience zu messen.
Google verwendet vier zentrale Signale, um die Nutzerfreundlichkeit einer Website zu messen. Dieser Rankingfaktor fasst damit mehrere einzelne Rankingfaktoren zusammen.
Hier verwendet Google Metriken, die vor allem das Verhalten der Website messen, wenn diese nach dem ersten Klick geladen wird.
Largest Contentful Pain (LCP): Diese Metrik misst, wie lange die Website benötigt, um den Haupt-Content zu laden. Für Google ist eine Zeitspanne von bis zu 2,5 Sekunden akzeptabel, ab 2,5 Sekunden bis vier Sekunden Ladezeit für die Hauptinhalte erfordert Optimierung durch die Webmaster. Sind die zentralen Inhalte erst nach vier Sekunden bereitgestellt, ist die Website bei den Core Web Vitals durchgefallen.
First Input Delay (FID): Hier misst Google, wie viel Zeit zwischen dem ersten Klick auf die Seite durch den/die Nutzer:in und der Reaktion des Browsers darauf. Optimal sind Werte bis 100 Millisekunden. Zwischen 100 und 300 Millisekunden muss laut Google optimiert werden, ab 300 Millisekunden handelt es sich um schlechte Zahlen.
Cumulative Layout Shift (CLS): Wolltest du schon einmal nach dem Laden einer Webseite auf einen Button klicken, doch dann ist dieser einfach nach unten gerutscht und du hast den falschen Link angeklickt? Dieses Phänomen wird in den Core Web Vitals „Cumulative Layout Shift“ genannt. Es wird dabei gemessen, wie stark sich das Layout beim Laden ohne Scrollen verschiebt. Werte unter 0,1 sind OK, zwischen 0,1 und 0,25 sollte optimiert werden und alles darüber ist für Google (und Nutzer:innen) schlecht.
Eine Nutzerzufriedenheit wird erzielt, wenn eine Website mobile friendly ist. Das bedeutet, dass die Inhalte sich problemlos auf einem Smartphone nutzen lassen und User:innen mit der Website und ihrem Mobilgerät problemlos interagieren können.
Für die sichere Internetnutzung ist die SSL-Verschlüsselung einer Website für Nutzer:innen elementar. Deshalb sollte jedes Element auf der Website, auch Bilder oder andere Medien nurüber https erreichbar sein. Damit wird verhindert, dass Dritte die Nutzereingaben auf der Website mitlesen können.
Google sieht vor allem in störenden Interstitials ein Manko bei der Nutzerfreundlichkeit von Websites. Sicherlich hast du auch schon einmal Erfahrung mit Websites gemacht, die kaum nutzbar waren, weil sich immer wieder neue Layer öffnen, die du erst schließen musst, bevor du die eigentlichen Website-Inhalte nutzen kannst.
Mit der Konkretisierung der Page Experience gibt Google dir und anderen Webmastern sowie SEOs die Möglichkeit, gezielt an der Nutzerfreundlichkeit der Website zu arbeiten, und zwar primär durch die Optimierung von technischen Faktoren.
Die Optimierung der Page Experience aus technischer Sicht wird somit langfristig zu besser funktionierenden Websites führen.
Auch wenn Google den Content nicht explizit bei der Erwährnung der Nutzerfreundlichkeit erwähnt, solltest du diesen beim Optimieren nicht außer Acht lassen. Neben der inhaltlichen Exzellenz, die du u.a. durch Berücksichtigen der E-A-T-Faktoren und technischen Hilfsmitteln wie WDF-IDF-Analysen und W-Frage-Tools erzielen kannst, spielt auch die Strukturierung deines Contents eine wichtige Rolle für eine gute User Experience bzw. Page Experience.
Was kannst du dafür tun?
Strukturiere deine Texte sinnvoll mit Absätzen und verwende h-Tags sinnvoll.
Hebe wichtige Begriff durch Fettungen hervor.
Achte auf eine hohe Lesbarkeit, indem du z.B. keine langen Schachtelsätze verwendest.
Nutze Bilder und Videos, um Content anzureichern.
Natürlich gehören zu einer hohen User Experience beim Content auch technische Faktoren. So sollten große Dateien für Bilder und Videos z.B. die Ladezeit nicht unnötig erhöhen. Schriftarten solltest du so wählen, dass sie auch auf kleinen Bildschirmen gut lesbar sind.
Wir haben geschrieben, dass Google die User Experience vor allem anhand von technischen Faktoren misst. Das hat den Vorteil, dass du mit den passenden Tools schnell Analysen erstellen kannst.
So kannst du die Core Web Vitals mit Google-Tools messen
Page Speed Insights: Die Google Page Speed Insights verwenden Live- und Labor-Daten, um die Performance einer URL auf mobilen Geräten sowie am Desktop zu messen. Die Page Speed Insights nutzen u.a. Lighthouse und den Chrome UX Report, um die Core Web Vitals zu messen.
Abb. 1: Google Page Speed Insights
Google Search Console: Hast du deine Website, Domain oder eine Property in der Google Search Console hinterlegt, hast du Zugriff auf den Core Web Vitals Report. Du findest ihn in der linken Menüleiste unter “Nutzerfreundlichkeit”. Der Report ist in “Mobil“ und „Desktop“ aufgegliedert und verwendet Daten aus dem UX-Bericht für Chrome von Google. Nach dem Klick auf „Bericht öffnen“ liefert Google Hinweise zur Optimierung einzelner Webseiten.
Abb. 2: Core Web Vitals Report in der Google Search Console.
Über die Google Search Console kannst du einzelne Aspekte anklicken. Hast du z.B.
technische Aspekte auf deiner Website verbessert, kannst du Google in der Search Console durch Klick auf Validierung nochmals auffordern, die Core Web Vitals deiner URLs live zu prüfen.
Abb. 3: Verbesserungen an den Core Web Vitals in der Google Search Console validieren.
ChromeDevTools: Über die Entwicklertools im Chrome-Browser hast du ebenfalls die Möglichkeit, zentrale Core Web Vitals zu kontrollieren. Allerdings gibt das Tool keine Daten zur First Input Delay aus, sondern misst die Total Blocking Time (TBT).
Google Lighthouse: Das Browser Plugin für Google Chrome ermöglicht einen Report, der Labor-Daten zu den Core Web Vitals für eine URL ermittelt. Das Ergebnis wird in Form eines Performance-Faktors wiedergebeben. Ein Wert von 100 ist optimal. Du kannst Lighthouse aber auch über die Chrome-Entwicklerkonsole starten.
Abb. 4: Lighthouse-Report für Core Web Vitals
Die Messung der Core Web Vitals ist auch mit Hilfe des Chrome UX Reports möglich. Hierfür benötigst du allerdings ein Google Cloud Project sowie Zugang zu Google BigQuery. Die Daten lassen sich im Google Data Studio aufbereiten und z.B. mit anderen Daten deiner Website für Reports kombinieren.
Mit Ryte kannst du die Performance deiner Website anhand der Core Web Vitals einfach ermitteln. Öffne dafür im Bereich Performance auf den „Web Vitals“-Report und schon erhältst du eine detaillierte Übersicht für deine Seite.
Abb. 5 u. 6: Web Vitals mit Ryte messen und reporten.
Mit Filtern hast du die Möglichkeit, spezifische URLs oder Verzeichnisse einzugrenzen, um deren Performance zu ermitteln. Darüber hinaus kannst du die Ergebnisse z.B. anhand des Performance-Scores einschränken. Die Balken zeigen dir anhand der Farbskala von grün bis rot, wo Handlungsbedarf besteht.
Die Optimierung der Page Experience ist ein Zusammenspiel aus vielen verschiedenen Maßnahmen.
Hier findest du wichtige Tipps und Tricks zur Optimierung der einzelnen Faktoren:
Mit dem Page Experience Update hat Google Webmastern einmal mehr verdeutlicht, dass die User Centricity im Fokus von Optimierungen stehen sollte. Da die Page Experience nur einer von vielen Rankingfaktoren ist, lässt sich nicht pauschal sagen, wie sich dieser spezifische Rankingfaktor auf deine Webseiten auswirkt.
Stehst du jedoch mit deinem Shop oder deiner Website in einem harten Wettbewerb und konkurrierst um sehr umkämpfte Keywords, kann die Page Experience zum entscheidenden Kriterium für Google werden, deine oder eine andere URL in den Top-Positionen der SERPs ranken zu lassen.
Im Sinne einer ganzheitlichen, nutzerzentrierten Suchmaschinenoptimierung solltest du deshalb regelmäßig prüfen, ob deine Core Web Vitals die Anforderungen von Google erfüllen. Dabei handelt es sich nicht um reine Zahlenspiele, um der Suchmaschine zu gefallen, sondern es geht vielmehr auch hier darum, deiner Zielgruppe die technisch beste Webseite zu einem bestimmten Thema oder einer Suchanfrage zu bieten. Und damit sind wir wieder beim zentralen Ziel der Suchmaschinenoptimierung.
Doch bei allem Fokus auf den technischen Faktoren, solltest du Content-Qualität und -Struktur nicht vergessen.
Denke bei allem, was du auf deiner Website tust daran: Würdest du diese Webseite ohne zu zögern deinem besten Freund oder deiner besten Freundin empfehlen? Kannst du diese Frage mit einem eindeutigen Ja beantworten, bist du auf dem richtigen Weg.
Veröffentlicht am Nov 3, 2021 von Philipp Roos