Mobile First


Der Begriff Mobile First bezeichnet ein Konzept für das Webdesign sowie die Konzeption von Webseiten. Es sieht vor, dass die für mobile Endgeräte optimierte Version zuerst entsteht und sukzessive Erweiterungen stattfinden. Damit folgt die Strategie „Mobile First“ dem Trend, dass immer mehr Nutzer mit dem Smartphone oder Tablet im Internet surfen und nicht mit dem Desktop.[1]

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Die Webentwicklung sowie das Webdesign haben sich von Beginn an ausschließlich auf die Ausrichtung von Websites für stationäre Desktops konzentriert. Zunächst war das Design jedoch aufgrund der geringeren Downstream-Bandbreiten relativ schlicht, denn der Anschluss an das Internet erfolgte in den 1990er-Jahren noch per Einwähl-Modem und Geschwindigkeiten von maximal 54 kbit/s.

Folglich mussten Design sowie Funktionalität an die Surfgeschwindigkeit angepasst werden. Mit der Zeit konnten Websites immer mehr Features bieten, denn die Downloads wurden dank DSL immer schneller. Mit Highspeed-Internet via VDSL lassen sich je nach Region Geschwindigkeiten von mehr als 100 Mbit/s erzielen. Die Ladegeschwindigkeiten moderner Websites könnten heute mit einem herkömmlichen Einwähl-Modem nicht mehr realisiert werden.

Parallel zur Entwicklung schnellerer, stationärer Internetzugänge entstand das mobile Internet, das von Beginn an mit dem GSM-Standard möglich war und mit WAP eine erste Spezialisierung erfuhr. Seit 2015 stieg der Anteil der Internetuser in Deutschland, die auch ihr Smartphone oder Tablet zum Surfen benutzen, auf 80%.[2] Auch die mobilen Datenverbindungen wurden sukzessive schneller und erreichten zuletzt mit der vierten Mobilfunkgeneration (4G) [Datenübertragungsrate#LTE|LTE] bzw. LTE+ einen vorläufigen Höhepunkt. Aktuell (Stand: 2021) findet ein Ausbau der fünften Generation (5G) statt, der bald den Standard bilden und 4G flächendeckend ablösen wird.[3] Der neue Standard soll die Geschwindigkeit des mobilen Datenverkehrs verzehnfachen.

Im Zuge dieser Entwicklung mussten und müssen sich Webdesigner, Webmaster und auch SEOs immer häufiger fragen, wie Inhalte für mobile Endgeräte optimiert werden können. Die mobile Optimierung ist eine Konsequenz aus diesen Überlegungen. Dieser liegt die Vorgehensweise zugrunde, sich beim Design von Darstellung und Bedienbarkeit einer Webseite zunächst an der mobilen Usability zu orientieren. Damit löste Mobile First den bisherigen Lösungsansatz des Responsive Designs ab.

Das Prinzip

Im Sinne von Mobile First werden die Prioritäten beim Entwurf und Aufbau einer Website anders gesetzt. Zunächst entstanden mobile Unterseiten, gekennzeichnet durch ein m. vor dem Domainnamen (Beispiel: m.ryte.com). Auf diese Seiten griffen User ausschließlich über ihr Smartphone zu. Bald stellten sich mit diesen mobilen URLs aber erste Probleme ein. Allen voran im Design. Ein weiteres Problem war die große Anzahl unterschiedlicher Displaygrößen bei den Smartphones.

Weil eine einheitliche Darstellung mobiler Webseiten nicht möglich war, entwickelte man ein dynamisches Design, das seit etwa 2010 den Standard mobilfreundlichen Designs markierte, das Responsive Design. Ein Manko dessen war, dass manche Seiten auf dem Smartphone im „Endlosmodus“ angezeigt wurden. Die Lösung war dann oft, das mobile Design zu entschlacken. Darunter litt aber zusehends die Usability, die man damit ursprünglich verbessern wollte, weil sie mobilen Nutzern nur einen Teil der Inhalte zur Verfügung stellt.

Aus dieser Problematik wurde das Prinzip Mobile First geboren. Dabei werden die Prioritäten andersherum gesetzt. Das Design bzw. die Struktur einer Website orientiert sich an der Usability auf mobilen Endgeräten, allen voran Smartphones.

Die Konzeption einer Website wird somit auf das Rudimentäre und das Wesentliche beschränkt. Es wird nicht mehr als nötig programmiert und eingerichtet, um eine maximale Funktionalität auf allen Endgeräten zu erzielen. Skizzen von Webseiten werden direkt für Smartphone-Bildschirme entworfen. Diese, für das Smartphone optimierten, Elemente werden auf der Website dann flächengreifender angeordnet.

Doch nicht nur die optisch sofort ersichtlichen Bereiche werden radikal gekürzt, sondern auch der Quellcode. Funktionen wie JavaScript werden z.B. üblicherweise bei Mobile First überhaupt nicht berücksichtigt. Die Seite selbst kann sofort in HTML5 programmiert werden.

Die Vorteile

Wer die Strategie des Mobile First verfolgt, kann von vielen Vorteilen profitieren. Zum einen wird er damit dem Trend gerecht, mit Smartphones im Internet zu surfen. Eine mobile Optimierung findet somit automatisch schon zu Beginn der Websitekonzeption statt.

Doch auch die Desktopversion profitiert von Mobile First. Denn im Grunde handelt es sich nicht um einen Design-Ansatz, sondern um einen Content-bezogenen Ansatz: nur die wichtigsten Inhalte kommen auf der Seite vor und nur das Wesentliche wird dargestellt. Wer seine Website später noch um weitere Funktionen erweitern will, kann das problemlos tun.

Zudem kann eine für mobile Endgeräte optimierte Seite aufgrund der schlankeren Struktur leichter an neue Entwicklungen angepasst werden als eine herkömmlich programmierte Website.

Kritik an Mobile First

Zwar gab es in den Anfangszeiten des Mobile First Prinzips vereinzelt auch kritische Stimmen. Doch mittlerweile ist das Designkonzept weitestgehend zum Standard im UI/UX Design geworden. Unter anderem hat Google seine Crawler seit März 2021 vollständig auf Mobile First umgestellt.[4] Eine Ablehnung der Adaption von Mobile First ist spätestens seit dem so gut wie unmöglich.

Alternative Ansatzpunkte wie User First Design oder Journey-Driven Design rücken das Nutzerverhalten in den Vordergrund der Webseitengestaltung. Dabei wird unter anderem die Tatsache berücksichtigt, dass viele Nutzer auf dem Smartphone oder Tablet andere Inhalte konsumieren, als am Desktop oder Smart-TV. Hierzu sei jedoch gesagt, dass es sich um rein design-basierte Ansätze und keine funktionale Alternativen zu Mobile First handelt. Genau genommen basieren User First und Journey-Driven Design auf Mobile First Prinzipien.[5]

Mobile First, Google und SEO

Google hat die Bedeutung von Mobile First nochmals verstärkt, seit der Suchmaschinenkonzern die Mobile Friendliness 2016 zum Rankingfaktor und später den mobilen Index zum primären Index gemacht hat. Statt der Desktopversion wird seitdem die mobile Webseitenversion gecrawlt. Mittlerweile hat Google seine Desktop Crawler komplett abgestellt, was beinahe einer Mobile Only Einführung gleicht.

Mobile First hat auch Auswirkungen auf die Suchmaschinenoptimierung. Elemente wie Voice Search, also Suche via Spracheingabe, und Page Speed nehmen stetig an Bedeutung zu. Die Optimierung hierauf sollte von Mobile First Seiten besondere Priorität erfahren.

Einzelnachweise

  1. Entwicklung mobiler Internetnutzung in Deutschland statista.com. Abgerufen am 26.04.2021
  2. Anteil der mobilen Internetnutzer in Deutschland bis 2020 statista.com. Abgerufen am 26.04.2021
  3. Was ist 5G? Vorteile und Risiken der 5. Generation Mobilfunk Verbraucherzentrale. Abgerufen am 26.04.2021
  4. Google stellt vollständig auf Mobile First Indexing um Searchmetrics. Abgerufen am 26.04.2021
  5. User First – So gelingt die Cross-Device-Optimierung Piwik Pro. Abgerufen am 26.04.2021

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