Pirate Update


Als Pirate Update oder „DMCA Penalty“ wird eine Änderung an Googles Suchalgorithmus bezeichnet, die vorrangig gegen Websites gerichtet ist, die vermehrt gegen Urheberrechte verstoßen. Dabei handelt es sich vielfach um sogenannte „Torrent-Seiten“, die Raubkopien von Kinofilmen oder Musik zum illegalen Download per Torrent-Datei anbieten. Seiten, die vom Pirate Update betroffen sind, können aus dem Suchindex von Google teilweise oder komplett ausgeschlossen werden.

Hintergrund

Als Suchmaschine hat sich Google seit ihrem Start im Jahr 1997 stetig weiterentwickelt. User finden heute mehr Dinge im Web als früher. Zugleich lassen sich mit Google auch weitaus mehr Quellen mit illegalen Inhalten finden. Hierzu zählen Websites mit Content, der Urheberrechte verletzt.

Während Spam für Google ein großes Problem darstellt, das auch die Popularität der Google AdWords-Werbeanzeigen gefährden kann, standen Urheberrechtsverletzungen durch Websites längere Zeit nicht im Fokus. Bereits im Jahr 1998 wurde in den USA der Digital Millenium Copyright Act umgesetzt. Dabei handelt es sich um ein Gesetz, das Rechteinhaber stärken soll und zugleich die unbefugte Verbreitung von urheberrechtlich geschütztem Material kriminalisiert. Hinter der Umsetzung des Gesetzes stehen neben der Musikindustrie auch die Film- und Games-Industrie.

Man darf vermuten, dass Google wohl auch auf Druck der Lobbygruppen des DMCA schließlich ebenfalls zum Handeln gezwungen war und mit dem Pirate Update im August 2012 auf zunehmende Urheberrechtsverletzungen im Web reagierte und sich seither für den Urheberrechtsschutz einsetzt.[1] Im Gegensatz zu nahezu automatisiert ablaufenden Algorithmus-Anpassungen wie dem Panda Update oder dem Penguin Update werden die Daten für eine sogenannte DMCA Penalty über ein spezielles Formular gesammelt, das Google seit 2012 bereitstellt.

Im Oktober 2014 erfuhr das Pirate Update einen Refresh. Betroffen von den Algorithmusanpassungen waren vor allem Torrent-Seiten.[2] Die lange Pause zwischen dem ersten Rollout des Updates und seiner Auffrischung 2014 kann so interpretiert werden, dass Google die Zeit dazwischen verwendet haben könnte, um möglichst viele Daten über Urheberrechtsverletzungen zu sammeln und auf dieser Basis seinen Algorithmus neu auszurichten.

Funktionsweise

Das Pirate Update ist eng an Meldungen über Urheberrechtsverletzungen gekoppelt, die Webmaster über ein spezielles Formular an Google übermitteln können. Voraussetzung für die Meldung ist ein gültiges Google-Konto.

Google sammelt diese Meldungen anhand sogenannter DMCA takedown requests über sein eigenes Formular und wertet diese aus. Häufen sich derartige Beschwerden, erhalten die betreffenden Webmaster eine Meldung über die Google Search Console, sofern, die betreffende Seite dort hinterlegt ist.

Google selbst veröffentlicht Daten über Anfragen zur Entfernung von Inhalten aus den SERP in seinem „Transparency Report“.[3] Nach der Einführung des Pirate Updates 2012 hat Google mittlerweile so viele Daten gesammelt, dass es betroffene Websites besser kontrollieren kann. Die Lösung liegt heute dann nicht mehr gezielt darin, entsprechende Resultate aus dem Index zu verbannen, sondern diese nicht mehr prominent zu listen. Im Gegenzug will Google die Rechteinhaber bevorzugen und besser listen. Zugleich sollen Werbeanzeigen bei bestimmten Suchanfragen helfen, zu legalen Inhalten zu gelangen.

Auch die Autocomplete-Funktion ist von dem neuen Update betroffen. So sollen im Vorfeld bereits einige Begriffe von der Autocomplete-Funktion ausgeschlossen werden.[4]

Seit ihrer Einführung wurden Googles „takedown notices“ weltweit stark genutzt. Es ist sogar eine Steigerung der Zahlen gemessen wurden. Laut Angaben einer Studie sollen die Anträge 2014 um 75 Prozent gegenüber 2013 gestiegen sein.[5]

Kritik

Das Pirate Update ist nach seinem ersten Rollout sowohl von den Behörden als auch von der Unterhaltungsindustrie gelobt worden. Und hier liegt zugleich auch ein Kritikpunkt. Denn Google stärkt durch den Refresh die Positionen der Unternehmen enorm. Ebenso wird die Bewerbung von legalen Bezahlinhalten via Google AdWords gefördert. Der vermeintliche Schutz der Copyright-Inhaber wird somit zu einer Stärkung der Einnahmequellen der Unterhaltungs- und Werbeindustrie. Außerdem wird anhand des Pirate Updates deutlich, dass der Suchmaschinenkonzern oftmals die Grenzen zwischen Wirtschaft und Politik durchbricht, indem er eigene Regeln zur Auslegung von juristischen Problemstellungen anwendet und die Suchergebnisse „zensiert“. Verfechter eines freien Internets werfen dies Google schon seit langem vor.

Zugleich bleiben die Anhaltspunkte für die Algorithmusanpassung häufig unklar definiert. Denn eine Urheberrechtsverletzung können nicht nur die Inhaber der Rechte selbst, sondern auch andere Nutzer melden. Somit wäre Negative SEO im Rahmen des Pirate Updates möglich.[6]

Ein weiterer möglicher Kritikpunkt an Googles Pirate Update liegt in seiner noch relativ ungenauen Ausführung. Denn obwohl der Filter bereits viele Resultate von illegalen Torrent-Anbietern vor allem in der Film- und TV-Domäne aus den SERPs extrahiert, gibt es offensichtlich noch viele Lücken. Sicherlich werden Namen von Filmen, Schauspielern oder Figuren zuverlässig erkannt, doch wenn User über diese Begriffskombination hinaus nach illegalen Inhalten mit Google suchen, werden weiterhin das Urheberrecht verletzende Inhalte angezeigt.[7]. Google wird vermutlich weiterhin an einer Verfeinerung seiner Algorithmen arbeiten, die Film-Piraterie bekämpfen und Urheberrechte schützen. Doch möglicherweise wird dieses Problem weiterhin bestehen, solange die Server und URLs schnell wechseln, unter welchen die illegal kopierten und bereitgestellten Inhalte abgerufen werden können. Grundsätzlich kann das Pirate Update auch als eine Art stumpfe Waffe gegen Produktpiraterie angesehen werden. Denn der Filter verhindert nicht, dass diese Inhalte erstellt und abgerufen werden können, sondern bereinigt lediglich die SERPs. Kennt ein User die korrekte Webadresse, wo er Raubkopien herunterladen oder streamen kann, benötigt er Google dafür nicht.

Konsequenzen für SEO

Mit dem Pirate Update 2014 hat Google auch die Stellschrauben bei Urheberrechtsverletzungen neu justiert. Für Websites, die vorrangig mit Bildern und Videos arbeiten, ist Vorsicht angesagt. Denn bei mehrfachen Meldungen wegen Urheberrechtsverletzungen laufen diese Seiten Gefahr, in den SERP schlechter positioniert zu werden. Somit ist es umso wichtiger, alle fremden Quellen für Bilder, Videos oder andere Medien immer zu zitieren. Diese zusätzliche Arbeit hat noch einen weiteren positiven Nebeneffekt, denn dadurch wird die Gefahr von Abmahnungen minimiert. [8]

Einzelnachweise

  1. Digital Millenium Copyright Act support.google.com. Abgerufen am 27.10.2014
  2. Google Pirate Update Analyse und Verlierer blog.searchmetrics.com Abgerufen am 27.10.2014
  3. Transparency Report Google google.com Abgerufen am 27.10.2014
  4. Continued Progess on fighting piracy googlepublicpolicy.blogspot.de Abgerufen am 27.10.2014
  5. Google Link Removal Requests Climb to 345 Million in 2014 searchengineland.com Abgerufen am 27.05.2015
  6. Google Pirate Update rolled out extreme-seo.net. Abgerufen am 27.10.2014
  7. Getting better, but Google still has work on piracy: the Game of Thrones Story searchengineland.com Abgerufen am 27.05.2015
  8. Continued Progess on fighting piracy (englisch) googlepublicpolicy.blogspot.de. Abgerufen am 27.10.2014

Weblinks