Web 2.0

Mit Web 2.0 wird die zweite Evolutionsstufe des World Wide Web bezeichnet. Während der Beginn des kommerziellen Internetzeitalters von ein- und zweidimensionaler Kommunikation geprägt war, zeichnet sich das Web 2.0 durch Interaktion der User mit dem Web-Angebot und der Kommunikation untereinander über Webdienste aus. Soziale Netzwerke gehören zu den größten Innovationen des Web 2.0.

Hintergrund und Entwicklung

Die Ursprünge des kommerziellen Internets, wie wir es heute nutzen, liegen in den späten 1980er- und frühen 1990er-Jahren. Diese Zeit war vor allem dadurch geprägt, dass User Inhalte von statischen Websites abrufen konnten oder das World Wide Web verwendeten, um E-Mails zu versenden. Die Kommunikation verlief überwiegend monodirektional. Mit dem Aufkommen von E-Commerce, Chatsystemen oder Internetforen konnte schließlich eine wechselseitige Kommunikation zwischen Anbietern und Usern stattfinden. Auch User selbst konnten miteinander über das Web kommunizieren. Bis dato, wir sprechen hier von den späten 1990er-Jahren, gestalteten überwiegend Experten Webinhalte. Zu kompliziert war es damals noch für Privatuser, eine eigene Website zu erstellen oder Foren zu betreiben. Was schließlich als Web 2.0 bezeichnet wird, war ein wichtiger Evolutionsschritt. Denn in den frühen 2000er-Jahren konnten Nutzer plötzlich selbst eigene Inhalte über Blogs und Social-Media-Plattformen produzieren, ohne dass sie dafür profunde Kenntnisse in HTML oder speziellen Programmiersprachen haben mussten. Man spricht dabei auch von „Customer Created Content“.[1] Dienste wie WordPress etablierten sich zu dieser Zeit. Darüber hinaus boten neue Techniken wie RSS die Möglichkeit der Content Syndizierung, also der Verbreitung von Inhalten im Web. Das Web 2.0 wird eng konnotiert mit dem Begriff des „Social Web“. Dies liegt daran, dass sich spätestens seit der Gründung von Facebook mit Social Media ein ganz eigener Bereich des World Wide Web entwickelt hatte. Über diese Plattformen war es Usern nun möglich, sich direkt über Sachverhalte auszutauschen und damit Online-Communitys zu gründen.

Geprägt hat den Begriff Web 2.0 Tim O’Reilly, der ihn im Vorfeld einer Konferenz beim Brainstorming entwickelte. Vor dem Hintergrund der geplatzten Dotcom-Blase im Jahr 2001 wollte er mit dem Web 2.0 ein optimistisches Zeichen für einen Neuanfang des WWW setzen.[2]

Charakteristika

Das Web 2.0 zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass der Nutzer nicht mehr nur passiv Inhalte konsumiert, sondern diese auch selbst erstellt und sich mit anderen Usern aktiv darüber austauscht. Zu den Charakteristika des Web 2.0 zählen:

  • die Entwicklung der Blogosphäre mit einer Vielzahl an unterschiedlichen Blogs, kostenlosen Blogsystemen wie Blogger oder WordPress
  • die Etablierung von Techniken zur Verbreitung von Inhalten wie RSS-Feeds
  • die Entwicklung einer Vlogosphäre mit Portalen wie YouTube, in der, analog zur Blogosphäre, mit Videoinhalten anstelle von Texten gearbeitet wird
  • die Entwicklung von Social Networks, allen voran Facebook, die es den Usern ermöglichen eigene Inhalte zu erstellen, eigene Communitys zu schaffen und sich mit Hilfe von Fotos, Filmen oder Audiodateien über Sachverhalte auszutauschen
  • die Verbreitung von Podcasts
  • die massenhafte Nutzung von Tauschbörsen und P2P-Netzwerken
  • der Start und die enorme Weiterentwicklung der Wikipedia als erste Online-Enzyklopädie, an der nicht nur Wissenschaftler, sondern prinzipiell jeder mitschreiben kann
  • die Entwicklung von Chatrooms, in welchen Nutzer miteinander im Web kommunizieren können
  • der Start von Social Bookmarking, bei dem der User seine Lieblings-URLs online speichern und mit anderen teilen kann

Bezüglich des technischen Aspekts zeichnet sich das Web 2.0 außerdem dadurch aus, dass die meisten Anwendungen nun browserbasiert ausgeführt werden. Dies bedeutet, dass der User sich nicht mehr zwingend eine spezielle Software herunterladen muss, um Webdienste zu nutzen, sondern er diese über seinen Webbrowser starten oder ändern kann. Zu den negativ konnotierten Charakteristika des Web 2.0 gehören, dass der Internetnutzer zwar mehr Möglichkeiten hat, sich aktiv an der Gestaltung zu beteiligen, aber andererseits immer mehr Daten über ihn im Netz zu finden sein können. Jeder Mensch kann somit zu einer „öffentlichen“ Person werden, wenn er sich im Internet bewegt. Bis heute (Stand: Februar 2015) entbrennen vor allem bezüglich der Nutzung von Sozialen Netzwerken immer wieder Debatten um den mangelnden Datenschutz sowie den Schutz der Privatsphäre der User.[3]

Konsequenzen für SEO und Online-Marketing

Durch die konsequente Weiterentwicklung des World Wide Web haben sich viele Marketing-Zweige wie Social Media Marketing oder Online-Empfehlungsmarketing erst entwickelt. Zugleich wurde auch die Suchmaschinenoptimierung durch die neuen vielfältigen Möglichkeiten immer komplexer und vielfältiger. In die Berechnung der Popularität oder Relevanz einer Seite wurden nun auch theoretisch sogenannte „Social Signals“ miteinbezogen, also Nutzersignale, die eine Website über Social Media geteilt oder empfohlen haben. Für SEOs boten Blogs oder Social Bookmarks hervorragende Möglichkeiten, um Backlinks zu erzeugen. Zugleich konnten Unternehmen ihre Reichweite nun über Social Media enorm vergrößern. Auch für das CRM hat die Etablierung des Social Web weitreichende Änderungen gebracht. Nutzer können seither öffentlich ihre Meinung zu Produkten oder Dienstleistungen äußern. Folglich ist es für viele Unternehmen seit der Einführung des Web 2.0 umso wichtiger, auf die Entwicklung ihrer Reputation zu achten, um moderne Phänomene wie den Shitstorm zu vermeiden.

Einzelnachweise

  1. Web 2.0 itwissen.info Abgerufen am 03.02.2015
  2. Web 2.0 O’Reilly oreilly.de Abgerufen am 03.02.2015
  3. Warum sich Peter Schaar von Facebook verabschiedet gruenderszene.de Abgerufen am 03.02.2015

Weblinks