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Suchfunktionen auf Websites

Du kennst doch sicher die folgende Situation: Du rufst einen Onlineshop auf und suchst nach einem bestimmten Produkt.

Nachdem Du den Namen des Produktes in den Suchschlitz eingegeben hast, kommen dann im besten Fall passende Suchergebnisse zurück. Passend bedeutet, dass man im Idealfall mit einem Klick auf das erste Ergebnis beim gesuchten Produkt landet. So zumindest die Erwartungshaltung.

Die Realität sieht leider oft anders aus. Zwar bieten mittlerweile 97% aller Onlineshops eine einfache Volltextsuche an, allerdings ist die interne Suche trotzdem oft eine große Baustelle. Dies gilt im Übrigen nicht nur für Onlineshops, sondern auch für Unternehmenswebsites, auf denen Suchfunktionen ebenfalls häufig eingesetzt werden.

Je mehr Inhalte eine Website bzw. Produkte ein Onlineshop hat, desto nützlicher kann eine interne Suche sein. Trotzdem sind auf solchen Plattformen, zumeist von kleinen und mittelständischen Unternehmen, oft wenig hilfreiche Volltext-Standardsuchfunktionen integriert.

Der häufige Grund: Bei fast jedem Content-Management-System (CMS) und jedem Shopsystem wird heute eine einfache Standardsuchfunktion mitgeliefert. Ein einziger schneller Klick bei der Konfiguration – und die fertige Funktion steht bereit. Problematisch dabei: Wichtige, weil für Nutzer am Ende besonders nützliche Features wie die Tolerierung von Singular- und Pluraleingaben, die Erkennung von Synonymen oder eine fehlertolerante Suche, werden von diesen Funktionen oft nicht oder nicht gut unterstützt.

Herausforderungen bei der Nutzung

Überraschenderweise gilt aber gleichzeitig: Auch fortgeschrittene Features bei einer Suchfunktion sind keinesfalls ein Garant dafür, dass Nutzer begeistert sind und diese als nützlich empfinden. Grundsätzlich haben Nutzer heute zumeist die Erwartung, dass die Suche auf einer Website exakt so funktioniert wie die Suche mit Google. Angesichts der Rolle von Google bei unseren täglichen ausgedehnten Internet-Streifzügen verwundert dies kaum. Es ist aber genau diese Erwartungshaltung, die zu gravierenden Problemen führt. Denn die Suche in einer abgeschlossenen, inhaltlich begrenzten Website stellt an Nutzer ganz andere Anforderungen als eine Suche in den inhaltsreichen Weiten des Internets via Google.

Mit den folgenden Herausforderungen sind Besucher einer Website bei der Verwendung einer internen Suchfunktion konfrontiert (angelehnt an: R. Budiu – "Search Is Not Enough: Synergy Between Navigation and Search", 2014):

Wonach gesucht werden kann ist unklar! Bietet eine Website eine Suche, muss der Besucher der Website zumindest eine grobe Vorstellung davon besitzen oder entwickeln, welche Inhalte auf der Website zu finden sind. Dies ist die erste Voraussetzung dafür, dass der Besucher eine sinnvolle Suchanfrage formulieren kann. Gerade Besucher, die das erste Mal auf einer Website sind, wissen zumeist noch zu wenig über die Inhalte der Website, um überhaupt sinnvoll zu suchen.

Abbildung 1: Herausforderungen bei der Nutzung einer Suchfunktion.

Die Formulierung einer Suchanfrage ist schwierig! Selbst wenn ein Besucher bereits eine Vorstellung von den Inhalten einer Website hat, ist die Formulierung einer Suchanfrage nicht einfach. Damit Nutzer eine Anfrage verfassen können, müssen diese sich mit dem Grund ihrer Suche, ihren Zielen und vermuteten bzw. erhofften Ergebnissen auseinandersetzen. Die Ergebnisse dieses komplexen kognitiven Prozesses werden dann genutzt, um eine konkrete Suchanfrage auszuformulieren. Dieser kognitive Prozess fällt im Kontext einer einzelnen Website deutlich schwerer als in dem prinzipiell unendlichen Suchraum "Internet" (wie ihn z. B. Google adressiert). Nicht überraschend ist die kognitive Belastung oft sogar so groß, dass Nutzer eine Suche abbrechen.

Suchen bedeutet Arbeit! Die Nutzung einer Suchfunktion ist aus Sicht eines Nutzers immer mit Arbeit verbunden. Die Formulierung einer Suchanfrage ist dabei nicht die einzige Aufgabe, so muss die beabsichtigte Anfrage korrekt in das Suchfeld eingetippt werden, der Button "Suchen" muss angeklickt werden und schließlich müssen die Suchergebnisse verarbeitet werden. All das ist fehleranfällig und zeitintensiv.

Ergebnisse sind nicht hilfreich! Die Ergebnisse, die Suchfunktionen auf einzelnen Websites anzeigen, sind leider viel zu oft von sehr schlechter Qualität und helfen deswegen kaum bis gar nicht. Hauptursache dafür ist, dass im Kontext einer einzelnen Website oft zu wenig Inhalte bereitstehen, um ein schlüssiges Ranking von Suchtreffern zu erstellen.

Ein Beispiel zeigt Abbildung 2. Gesucht wurde in diesem Fall in einem Onlineshop für Bürobedarf nach dem Begriff "papier". Als Ergebnis wird genau ein Treffer zurückgeliefert – wobei in der Produktbeschreibung das Suchwort "papier" interessanterweise kein einziges Mal vorkommt. Gleichzeitig wird allerdings darauf hingewiesen, dass für den Suchbegriff "Papiere" (also Plural statt Singular) sogar 222 Ergebnisse verfügbar sind! Macht das aus Nutzersicht Sinn? Ist ein solches Suchergebnis befriedigend? Nein! (Randnotiz: interessanterweise beherrscht die in unserem Beispiel gezeigte Suche zwar nicht die zuvor schon kritisierte einfache Volltextsuche, gleichzeitig wird aber ein eher fortgeschrittenes Feature wie Singular/Plural-Unterscheidung berücksichtigt.)

Abbildung 2: Beispiel eines problematischen Suchergebnisses.

Die Gretchenfrage: Braucht man überhaupt eine Suchfunktion?

Aufbauend auf den Problemen, die mit der Nutzung einer internen Suche verknüpft sind, ist die entscheidende Frage, wann denn das Anbieten einer solchen Funktion Sinn macht?

Hier gibt es verschiedene Sichtweisen. Ein wichtiges, aber häufig vernachlässigtes Kriterium sind die Inhalte einer Website. Eine Suchfunktion sollte nur dann angeboten werden, wenn ausreichend Inhalte vorhanden sind, mit denen gearbeitet werden kann. Die schlechte Nachricht: Darüber was ausreichend Inhalte sind, kann trefflich gestritten werden. Grundsätzlich kannst Du davon ausgehen, dass – bezogen auf dieses Kriterium – sehr viel weniger Websites eine interne Suche benötigen als Du vermutest.

Natürlicher Ansatzpunkt bei der Entscheidung sollte deshalb das Verhalten der Besucher sein. Das heißt: Falls Deine Website schon eine Suchfunktion besitzt – analysiere wie diese genutzt wird. Falls noch keine solche Funktion vorhanden ist – stelle sie für einen gewissen Zeitraum zur Verfügung (z. B. Google Site Search; siehe unten) und beobachte dann mit Webanalyse-Werkzeugen wie z. B. Google Analytics was passiert. So kannst Du z.B. überprüfen, wie oft die Suche grundsätzlich genutzt wird und welche Begriffe Deine Besucher wie häufig benutzen. Sei dabei aber auch konsequent: Wird Deine Suchfunktion nicht bzw. kaum genutzt, dann entferne sie wieder.

Worauf solltest Du achten?

1. Achte auf eine schlüssige Informationsarchitektur Deiner Website!

Damit die Besucher die Suchfunktion sinnvoll nutzen können, und zwar insbesondere Besucher, die Deine Website das erste Mal besuchen, müssen sie die Informationsarchitektur der Website in sehr kurzer Zeit erfassen können. Besucher sollten quasi auf einem Blick erkennen, was Deine Website an Inhalten bietet. Das Anbieten einer internen Suche setzt also immer voraus, dass Du Dich zuvor intensiv mit der Informationsarchitektur der Website auseinandergesetzt und eine schlüssige Informationsarchitektur umgesetzt hast.

Ein in diesem Zusammenhang sehr wichtiges Feature ist die Autovervollständigung. Diese unterstützt Besucher bei der Formulierung von Suchanfragen und hilft Nutzern besser zu verstehen, wonach überhaupt gesucht werden kann bzw. wie die Inhalte der Website aussehen.

2. Achte auf die Usability!

Die grundsätzliche Bedienbarkeit einer Suchfunktion ist, neben den zuvor genannten Faktoren, ebenfalls sehr wichtig. Der Umgang mit Suchergebnissen, sollte Nutzern nicht schwerfallen. Dazu gehört übrigens auch, dass der Suchschlitz immer gut sichtbar sein sollte und, wichtig, dem Nutzer immer auch an der gleichen Stelle angeboten wird.

3. Achte auf die Sicherheit!

Sichere das Suchfeld ab, d.h. überprüfe alle Eingaben eines Benutzers auf gefährliche Inhalte, also ausführbaren Code. Das Problem: Angreifer suchen heute völlig automatisiert nach schlecht abgesicherten Suchfunktionen auf Shops und Websites, um dann - bei vorhandenen Sicherheitslücken - via Cross Site Scripting (XSS) oder SQL-Injections zuzuschlagen. Matt Cutts hat dazu schon vor Jahren gebloggt.

4. Nutze eine leistungsfähige Version!

Wenn Du eine interne Suche nutzt, dann achte dabei auf eine leistungsfähige Lösung, auch wenn Dich diese dann durchaus viel Geld kosten kann. Leistungsstarke Lösungen sind beispielsweise FACT-Finder, searchperience oder auch die Google Site Search.

Für Experimente perfekt: Google Site Search

Mit Google Site Search kannst Du eine Suchfunktion einsetzen, die auf den Algorithmen und Suchverfahren von Google aufbaut. Mehr als 100 Variablen verwendet Google Site Search bei jeder Suchanfrage (zumindest laut Produktseite).

Die Nutzung von Google Site Search ist allerdings nicht umsonst. Los geht’s ab 100$ pro Jahr. Dafür kann dann 20.000 Mal pro Jahr (oder ca. 55 Mal pro Tag) gesucht werden. Für die meisten Websites von kleinen und mittelständischen Unternehmen sollte das im ersten Schritt ausreichen. In jedem Fall stellt dieser Preis keine wirkliche Hürde für erste Experimente auf der eigenen Website dar.

Besonders interessant ist die Google Site Search auch, weil diese eine sehr enge Integration mit Google Analytics ermöglicht. Die Kombination aus Google Site Search und Google Analytics ermöglicht Dir auf einfache Art und Weise zu ermitteln, wie Deine Suchfunktion genutzt wird. Darauf kannst Du dann aufbauend Deine Website optimieren, z.B. auf die von Nutzern besonders häufig verwendeten Suchbegriffe hin. Wie so ein Optimierungsprozess aussehen kann zeigt Abbildung 3.

Schließlich helfen Dir die Erkenntnisse dabei festzustellen, wonach Deine Besucher suchen, aber auch bei Deinem Content Marketing, also der Erstellung und Bereitstellung von neuen zielgruppenorientierten Inhalten.

Abbildung 3: Website-Optimierung mit Hilfe der Google Site Search und Google Analytics.

Auf eine ausführliche Beschreibung der Inbetriebnahme der Google Site Search und der Integration mit Google Analytics wird hier verzichtet. Das Rad muss nicht ständig neu erfunden werden – viele hilfreiche Informationen gibt’s von Google selbst oder in diesem Blogartikel von Marvin Menningen.

Zusammenfassung

Wenn Du eine Suchfunktion auf Deiner Website anbietest, betrittst Du schwieriges Terrain. Viele Lösungen sind aus Nutzersicht oft schwer zu verstehen und zu benutzen. Überlege Dir also genau, ob Du tatsächlich eine interne Suche benötigst, wenn ja, dann verwende eine leistungsstarke. In jedem Fall setzt jede Nutzung von Suchfunktionen eine schlüssige Informationsarchitektur sowie eine nutzerfreundliche Bedienbarkeit voraus.

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Veröffentlicht am Dec 9, 2015 von Bela Mutschler