Geo Marketing


Geo Marketing beschäftigt sich mit den geographischen Gegebenheiten im Marketing. Regionale Aspekte betreffen den gesamten Marketing-Mix mit Sortiments-, Preis-, Distributions- und Kommunikationspolitik und damit nahezu jeden Unternehmensbereich.

Definition

Mit Hilfe des Geo Marketings werden Marketingentscheidungen in unterschiedlichster Hinsicht auf räumliche Strukturen hin ausgerichtet.

Großstadt-Land Vergleich

Bereits bestehende und potentielle Märkte werden analysiert, sodass sie noch gezielter angesprochen werden können. So sind beispielsweise Menschen in Großstädten tendenziell bereit, einen höheren Preis für ein Produkt zu bezahlen als Einwohner auf dem Land (Preispolitik).

In Großstädten ist die gute Erreichbarkeit eines Supermarkts mit öffentlichen Verkehrsmitteln besonders wichtig. Auf dem Land ist dies zweitrangig, hier zählt in der Regel eher die Größe und Nähe des Parkplatzes (Distributionspolitik).

Datenmaterial

Solche Feinheiten der Märkte werden anhand von umfangreichem Datenmaterial im Rahmen des Geo Marketings herausgearbeitet, analysiert und so für eine zielgerichtete Ansprache der Zielgruppen herangezogen. Dieses Datenmaterial umfasst beispielsweise statistische Daten wie:

  • Einwohnerzahlen
  • Anzahl der Haushalte
  • Altersstruktur
  • Ausländeranteil
  • Arbeitslosenquote
  • Kfz-Bestand
  • Kaufkraft bzw. durchschnittliches Haushaltseinkommen
  • Bebauungsstrukturen
  • Unternehmen vor Ort
  • Wohnumfeld
  • Pendlerströme auf den Straßen[1]

Beispiele und Anwendungsgebiete

Die Anwendungsmöglichkeiten für das Geo Marketing sind sehr umfangreich. Mit den Daten lassen sich beispielsweise folgende Fragen beantworten:

  • In welchen Regionen ist die Zielgruppe am stärksten vertreten?
  • Wo sollten neue Filialen oder Standorte strategisch eröffnet werden?
  • Auf welche Regionen konzentrieren sich die größten Umsätze?
  • Wo besteht bisher noch nicht ausgeschöpftes Potential, das durch verstärkte Werbung aktiviert werden könnte?
  • Aus welchem Einzugsbereich stammt die Kundschaft eines Unternehmens?
  • Ist der aktuelle Standort geschickt gewählt oder wäre eine Verlegung sinnvoll?
  • Könnte der Außendienst seine Arbeit durch ein besseres Gebietsmanagement und geschickter gewählte Touren optimieren und effizienter gestalten?
  • In welche Vertriebsgebiete sollte das Einzugsgebiet aufgeteilt werden?
  • Welche Wettbewerber finden sich in der Umgebung?
  • Welche Methoden der Kommunikationspolitik kommen in welcher Region am besten an?
  • Wo lohnt es sich, Location Based Services anzubieten (z. B. Coupons per Smartphone-App)?
  • In welchen Regionen sind die Umsätze zurückgegangen bzw. gestiegen?
  • Ist das Unternehmensangebot an die Zielgruppe in der Region angepasst oder sind Modifikationen erforderlich, um das gesamte Potential abzuschöpfen?

Geo Marketing mit Foursquare

Foursquare (deutsch: vier Plätze) ist ein soziales Netzwerk, das auf der Basis der GPS-Lokalisierung von mobilen Endgeräten wie Smartphones, Mobiltelefonen und Tablets basiert. Mehr als 45 Millionen Menschen und 1,6 Millionen Unternehmer weltweit nutzen Foursquare; pro Tag entstehen mehrere Millionen Check-ins in Venues. [2]

Funktionsprinzip von Foursquare

Die Nutzung von Foursquare erfolgt überwiegend über mobile Endgeräte. Dementsprechend stehen kostenfreie Apps für Android- und iOS-Geräte, BlackBerrys, Windows Phones und Palms zur Verfügung. Außerdem werden die technischen Plattformen von PlayStation Vita, Symbian, webOs und bada abgedeckt. Die Nutzer loggen sich in Foursquare ein und sobald sie einen bestimmten Ort (Venue) aufsuchen, „checken“ sie dort ein. Sie teilen anderen Nutzern mit, wo sie sich aufhalten.

Venues können alle möglichen Locations in der Umgebung sein, z. B. Sehenswürdigkeiten, Geschäfte, Gastronomiebetriebe oder auch Plätze. Die Nutzer können Foursquare nutzen, um Anregungen für die besten Restaurants der Stadt einzuholen, einen Wochenendausflug zu planen oder herauszufinden, wie andere eine Lokalität bewerten. Die eigenen Check-ins und Informationen tauchen bei befreundeten Nutzern wieder auf.

Was Foursquare von anderen sozialen Netzwerken unterscheidet, ist der spielerische Aspekt. Für jeden Check-in erhalten die „Spieler“ Punkte. Sie können sich verschiedene Badges verdienen, beispielsweise folgende:

  • Superstar: Check-in in 50 verschiedenen Venues
  • Crunked: vier Check-ins in einer Nacht
  • Bender: vier Check-ins in vier aufeinanderfolgenden Nächten
  • Local: dreimal derselbe Check-in in einer Woche
  • Superuser: 30 Check-ins in einem Monat

Zudem können die Spieler „Mayor“ (Bürgermeister) eines Ortes werden, wenn sie innerhalb von zwei Monaten die meisten Check-ins für die Venue verzeichnen können.

Foursquare für Unternehmen

Viele Unternehmen sind bei Foursquare gelistet, ohne sich selbst eingetragen zu haben. Für die Einträge sind Nutzer verantwortlich, die in den Venues eingecheckt haben. Die Unternehmensinhaber können allerdings Besitz von ihrer Venue ergreifen und so die veröffentlichten Inhalte kontrollieren.

Insbesondere können sie eine Art Visitenkarte hinterlegen, in der sie neben ihrer Anschrift und Telefonnummer auch eine Unternehmensbeschreibung, Öffnungszeiten, eine Webadresse, Links zu anderen Social Media-Profilen, Speisekarten, Serviceangebote sowie zusätzliche Informationen für die Nutzer abrufbereit halten. [3]

Foursquare Werbung

Über die Unternehmensprofile hinaus können Unternehmer bei Foursquare Werbung schalten. Sie zeichnet sich dadurch aus, dass sie den Nutzern passgenau angezeigt wird, wenn sie sich beispielsweise in unmittelbarer Nähe des jeweiligen Geschäfts oder Restaurants befinden.

Der Vorteil an den sogenannten Foursquare Ads ist, dass die Werbetreibenden für ihre Anzeige weder einen Pauschalpreis noch nach der Anzahl der Views bezahlt wird, sondern lediglich nach entsprechenden Reaktionen auf die Werbung.

Wie man es von ähnlichen Werbenetzwerken kennt, können die Unternehmer verschiedene Statistiken abrufen, um ihr Budget im Blick zu behalten und zugleich die Responseraten auf die Werbemaßnahmen auswerten zu können.

Brand Pages

Bei Foursquare können zudem Brand Pages eingerichtet werden. Sie bieten beispielsweise Unternehmen, die keine eigenen Niederlassungen haben, die Möglichkeit, sich dennoch in dem sozialen Netzwerk zu präsentieren. In Abhängigkeit von der individuellen Zielsetzung der Brand Pages können die Nutzer hier häufig sogenannte „Brand Badges“ erwerben. So werden beispielsweise Museumsfans, die dreimal das Museum of Modern Art von New York besuchen, mit dem Badge „Art Addict“ ausgezeichnet.

Geo Marketing mit Foursquare

Unternehmen, die bei Foursquare gelistet sind, können ihren Besuchern Anreize bieten, damit diese in ihrem Geschäft möglichst oft einkaufen (z. B. Rabattcoupons, kleine Kundengeschenke beim Einkauf). Darüber hinaus bietet Foursquare aber die Möglichkeit, zu analysieren, wie viele der Besucher Erstkäufer, Gelegenheitskunden oder Stammkunden sind. Über die GPS-Funktion der mobilen Endgeräte lässt sich mehr über die räumlichen Strukturen der Kundschaft herausfinden.

Foursquare bietet hierfür diverse Auswertungsmöglichkeiten, die den Erfolg des Geo Marketings abbilden.[4]

Geo Marketing mit Facebook Places

Der Dienst Facebook Places ist am 18. August 2010 gestartet und seit Oktober 2010 auch für mobile Endgeräte auf Android-, iOs- und Blackberry-Geräten verfügbar.

Funktionsprinzip von Facebook Places

Facebook Places ist kein eigenständiger Dienst, sondern vielmehr Teil des sozialen Netzwerks Facebook. Posten die Nutzer eine Statusmeldung, können sie mittels Facebook Places ihren Standort automatisch an den Post anhängen lassen, sodass alle Freunde sehen können, wo sich der User gerade befindet. Diese Funktion ist nur für Endgeräte verfügbar, die über eine aktivierte GPS-Einheit verfügen.

Bis August 2011 gab es zusätzlich die Möglichkeit, ähnlich wie bei Foursquare an Orten „einzuchecken“. Zudem konnten die Nutzer ab November 2010 Facebook Deals nutzen[5], durch die sie in den betreffenden Betrieben über ihr Smartphone Coupons und andere Aktionen in Anspruch nehmen konnten. Beide Funktionen wurden allerdings im August 2011 abgestellt[6] und durch den Geo-Status ersetzt.[7] Facebook Deals wurde durch Facebook Offers / Angebote ersetzt.[8]

Geo Marketing mit Facebook Places

Grundsätzlich funktioniert Geo Marketing mit Facebook Places analog zu Foursquare. User legen beliebige Lokalitäten an, die sie besucht haben. Unternehmen können diese für sich beanspruchen, wenn sie der Inhaber sind.[9] Sie haben darüber hinaus die Möglichkeit, die Fanseite ihres Unternehmens und ihren Facebook Places-Eintrag miteinander zu verknüpfen.

Über Facebook Insights, die Seitenstatistiken des Dienstes, können die Unternehmen vielfältige Auswertungen in Hinblick auf ihre Fans vornehmen. Handelt es sich um einen Places-Eintrag, können darüber hinaus auch Menschen analysiert werden, die das Geschäft bereits besucht haben. Hierdurch wird es möglich, gezielte Angebote für Interessenten bereitzustellen, entsprechend ihrer persönlichen Interessen.

Bedeutung für das Online Marketing

Das Geo Marketing hat insbesondere für Unternehmen eine große Bedeutung, die lokal ansässig und tätig sind, also beispielsweise für regionale Dienstleister, Handwerker sowie den stationären Einzelhandel. Für kleinere Betriebe ist das Marketinginstrument ebenso relevant wie z. B. für große Textilhandelsketten mit mehreren hundert Filialen.

Insbesondere mit dem Hintergrund der Ausbreitung von Themen wie Big Data und die damit einhergehende, bessere Verfügbarkeit umfangreicher Nutzerdaten, ist davon auszugehen, dass die Bedeutung des Geo Marketings gerade für das Online Marketing in Zukunft stark ansteigen wird.

Für diesen Bereich sind viele Datenquellen verfügbar, wodurch das Targeting von Zielgruppen immer einfacher wird. Werbung kann so mit minimalen Streuverlusten geschaltet werden, wodurch sich langfristig die Kosten reduzieren lassen.

Zudem gibt es viele weitere Aspekte, durch die sich das Geo Marketing im Internet bemerkbar machen, unter anderem:

  • Anzeige von Websites in der Sprache des Users in Abhängigkeit von dessen Herkunft
  • regional unterschiedliche SERPs in Google (z. B. bei der Suche nach „Augenarzt“ werden dem Berliner Augenärzte in Berlin angezeigt, dem Münchner hingegen Augenärzte in München)
  • Verteilung von Coupons über Social Media-Dienste

90 Prozent der Marketing-Agenturen in den USA hatten 2011 Kunden, die nach Online-Anzeigenkampagnen auf der Basis von Geotargeting nachgefragt haben. 65 Prozent der Unternehmen beziehen den geografischen Kontext bereits in ihre Mobile Marketing-Strategie ein. Lokales Marketing ist zudem deutlich kostengünstiger als klassisches SEM.[10]

Einzelnachweise

  1. Geodaten im Geomarketing ingas geodaten. Abgerufen am 07.08.2014
  2. About Foursquare Foursquare.com. Abgerufen am 14.08.2014
  3. Nehmen Sie Ihr Unternehmen bei Foursquare in Besitz Foursquare Business. Abgerufen am 14.08.2014
  4. Foursquare: Geo-Marketing für Betriebe Deutsche Handwerks-Zeitung. Abgerufen am 07.08.2014
  5. Facebook Ads Provide 'Deals' for Local Merchants, Marketers Adage.com. Abgerufen am 07.08.2014
  6. Facebook just killed Places Gizmodo.com. Abgerufen am 07.08.2014
  7. Facebook: Places wird durch Geo-Status ersetzt Winfuture.de. Abgerufen am 07.08.2014
  8. Details zum zukünftigen Ersatz der Facebook Deals Allfacebook.de. Abgerufen am 07.08.2014
  9. Eine Seite für dein Unternehmen beanspruchen Facebook.com. Abgerufen am 07.08.2014
  10. Geo-Marketing & Why it matters- Kissmetrics.com. Abgerufen am 07.08.2014

Weblinks