Google Bombing


Mit dem Begriff Google Bombing wird die künstliche Verbesserung des SEO-Profils einer Webseite im Suchmaschinenindex von Google bezeichnet. Hierbei werden Links, die auf die jeweilige Seite verweisen, mit einem Schlüsselbegriff verknüpft, der auf der Website jedoch nicht existiert und dementsprechend nicht relevant ist für die eingegebene Suchanfrage. Wenn besonders viele Links platziert werden, kann so ein höheres Ranking bei den Google Suchergebnissen erzielt werden. Mitunter werden Google Bombs als Crowdsourcing realisiert, indem besonders viele verschiedene Webmaster bestimmte Begriffe mit einer Website velrinken.

Google Bombing wird für unterschiedliche Zwecke eingesetzt. Häufig kommen die Verfahren in einem politischen Kontext zur Anwendung, bei dem negativ konnotierte Begriffe mit der Website eines Politikers in Verbindung gebracht werden. Bezieht sich das Bombing nicht auf Google, sondern auch auf andere Suchmaschinen, wird auch von Link Bombing, Spamdexing, Link und Keyword Spam oder negative SEO gesprochen. Dennoch hat sich der Begriff Google Bombing durchgesetzt, da die Suchmaschine in vielen Ländern Marktführer ist.

Entstehung

Eine der ersten Google Bombs verwies 1999 mit den Begriffen "more evil than satan himself" auf die Website von Microsoft. Auch die Suchergebnisse von AOL waren betroffen, die von Yahoo jedoch nicht. Die Suchanfragen in diesem Zeitraum zeigen, dass diese Google Bombe populärer war als viele andere Suchbegriffe. Durch die große Reichweite wurden viele Rezipienten darauf aufmerksam und benachrichtigten Google über das ungewöhnliche Suchergebnis. Google nahm an, dass die Suchergebnisse nicht manipuliert wurden und es sich nicht um kommerzielles Spamdexing handelte. Stattdessen ging Google zunächst davon aus, dass dies das Resultat von normalen Fluktuationen in den Suchergebnissen beziehungsweise im World Wide Web war.[1]

Zunächst standen Politiker im Fokus der Ranking Manipulationen. Sie wurden oft karikiert und mit diffamierenden Begriffen in Verbindung gebracht. Adam Mathes veröffentlichte 2001 einen Onlinebeitrag, der die Methodik des Link Bombings anhand eines Beispiels beschrieb: Er verknüpfte die Begriffe "talentless hack" mit der Website seines Freundes Andy Pressman. Mathes verwendete als erster den Begriff Google Bombing.[2] Später wurde das Verfahren auch im kommerziellen Bereich eingesetzt, um Websites im Ranking weit nach vorne zu bringen. Verantwortlich dafür waren oft SEO-Agenturen, die massenhaft bestimmte Linktexte editierten und die Websites ihrer Klienten verlinkten. Google steuerte mit Algorithmus-Änderungen und strengeren Webmaster Richtlinien dagegen.

Funktionsweise

Tatsächlich wurde die Methodik, die Google zur Bewertung von Websites verwendet, ausgenutzt um sie ad absurdum zu führen und für politische Zwecke zu instrumentalisieren. Googles Suchergebnisse basieren noch heute zu einem Teil auf dem PageRank-Algorithmus. Dieser bewertet die Popularität einer Website anhand der darauf verweisenden Links und den Begriffen, die für die Ankertexte notiert werden. Je mehr Links mit entsprechenden Begriffen auf ein bestimmtes Website-Ziel zeigen, desto stärker ist diese Website in den Suchergebnissen für diese Begriffe – So die Theorie. Prinzipiell war es also möglich, Websites mit Begriffen zu verlinken, die überhaupt keinen thematischen Bezug zum Inhalt der Website haben.

Google beurteilt heutzutage Websites jedoch nicht mehr nur nach der Häufigkeit einer Verlinkung in Webinhalten, sondern auch nach der Relevanz des Inhalts. Zusätzlich kommen hunderte weitere technische, inhaltliche und strukturelle Rankingfaktoren hinzu – Insgesamt sollen es mehr als 200 Rankingfaktoren sein. Dieses Verfahren liefert in der Regel fundierte Ergebnisse, war aber aufgrund des grundlegenden PageRank-Algorithmus in der Vergangenheit anfällig für Ranking Manipulationen und SEO-Tricks. Google reagierte auf die Google Bombings mit einem Filteralgorithmus, bei dem sich die manipulierten Suchergebnisse auf Diskussionbeiträge und Kommentare beschränkten.[3] Laut Matt Cutts wird die Linkstruktur von Websites analysiert, sodass vermeintliche Google Bomben identifiziert und selektiert werden können. Beiträge, die über das Ereignis selbst informieren, werden indessen nicht aussortiert, weil sie offenbar relevant für eine entsprechende Suchanfrage sind.

Wahrscheinlich kam das sogenannte Adversarial Information Retrieval zum Einsatz, um Google Bombs identifizieren zu können.[4] Beim Adversarial IR werden Datenmengen verwendet, die zumindest teilweise manipuliert wurden. Inbegriffen sind Methoden, die diese Manipulationen aufdecken: Es wird nach textuellen und linkbasierten Mustern gesucht, sodass Manipulationen anhand ihrer Struktur bestimmt werden können. Ähnliche Verfahren kommen bei Link-, Keyword- und Kommentarspam sowie Cloaking, Click Fraud und anderen Black-Hat-SEO-Techniken zum Einsatz. Mittlerweile geht Google massiv gegen manipulative Maßnahmen vor, um die Objektivität der Suchergebnisse zu gewährleisten.

Beispiele berühmter Google Bomben

  • Als eine sehr bekannte Google Bombe erwies sich 2004 die Suchanfrage „miserable failure”. Gegner des damaligen US-Präsidenten George W. Bush setzten ihre Verlinkung auf einen offiziellen Text über Bush – Seine Profilseite des Weißen Hauses. Anfang 2007 wurde diese Bombe mit Hilfe des neu eingeführten Filteralgorithmus entfernt.[5]
  • Die Begriffe "Weapons of mass destruction" wurden mit einer humoristischen Website verlinkt, die behauptete, dass die Massenvernichtungswaffen nicht angezeigt werden könnten ("these weapons of mass destruction cannot be displayed"). Dies war eine Kritik des damaligen Vorgehens der US-Regierung im Irak.[6] Diese Google Bombe ist ebenfalls ein Beispiel für Medienaktivismus, da die Wahrnehmung eines bestimmten Themas in der Öffentlichkeit verändert werden sollte, was auch als "hit and run media attack" beschrieben wird und dem Newsjacking ähnlich ist.
  • Mit der Suchanfrage “worst band in the world” wurden Nutzer auf eine Ergebnisseite von Google geleitet, die den Nutzern die Aussage "See results for: creed" nahelegte.[7]
  • Die Begriffe "french military victories" verwiesen auf eine Website, die aussah wie eine Google Ergebnisseite. Dort wurde gefragt, ob die Begriffe "french military defeats" gemeint seien, und behauptet, dass es keine Websites gebe, die die Begriffe der ersten Suchanfrage enthielten.[8]

Bedeutung für die Suchmaschinenoptimierung

Die Methodik des Google Bombing machte deutlich, dass die Suchergebnisse ausschließlich durch Algorithmen zustande kommen und nicht per se vor Manipulationen geschützt sind. Google selbst betonte immer wieder, dass in der Regel keine manuellen Maßnahmen die SERPs beeinflussen – auch wenn es mittlerweile Penalties gibt. Ähnlich wie beim Reverse Engineering, dem sogenannten Google Bowling, verschiedenen SEO Contests und dem Googlewashing wird beim Google Bombing versucht, die Suchergebnisse gezielt zu verändern. Indem die Abhängigkeiten des PageRank-Algorithmus ausgenutzt werden, können die Ergebnisse des automatischen Verfahrens in ihr Gegenteil umgekehrt werden: Durch die Häufigkeit der Links und den dabei verwendeten Ankertexten konnten Websites in die SERPs eingeschleust werden, die semantisch mit der Suchanfrage eigentlich nichts zu tun hatten. Rückblickend kann deshalb die These vertreten werden, dass gerade die verschiedenen Google Bombs zu einer Verbesserung der Suchergebnisse geführt haben. Weil Google seitdem mehr Wert auf thematische Relevanz, inhaltliche Tiefe und die Struktur von Content und Linkprofil legt.

Einzelnachweise

  1. Search engines gang up on Microsoft edition.cnn.com. Abgerufen am 25.01.2016
  2. Google bomb searchcrm.techtarget.com. Abgerufen am 25.01.2016
  3. Geheime Bombenentschärfung bei Google heise.de. Abgerufen am 25.01.2016
  4. Adversarial Information Retrieval in the Web researchgate.net. Abgerufen am 25.01.2016
  5. The 10 Most Incredible Google Bombs searchenginepeople.com. Abgerufen am 25.01.2016
  6. Google Bombing knowyourmeme.com. Abgerufen am 25.01.2016
  7. Google again suggests Creed is the worst band in the world latimesblogs.latimes.com. Abgerufen am 25.01.2016
  8. french military victories albinoblacksheep.com. Abgerufen am 25.01.2016

Weblinks