Laggards

Als Laggards (deutsch: Nachzügler) oder auch Late Adopters werden Personen, Personengruppen und Unternehmen bezeichnet, die technologische Innovationen als allerletzte übernehmen. Sie bilden die letzte von fünf Verbrauchertypen, die in der Diffusionstheorie nach Rogers definiert sind und machen etwa 16 Prozent aller Verbraucher und Anwender aus.[1] Ein Hauptmerkmal sogenannter Laggards ist ihr oft ausgeprägter Konservatismus. Sie sind in der Regel Traditionalisten, die Veränderungen oder Dingen (Produkten oder Systemen), die Veränderung anstoßen könnten, ablehnend gegenüberstehen. Laggards sind im Schnitt die älteste oder finanzschwächste Gruppe unter den Verbrauchertypen.


Allgemeine Informationen zum Thema

Innovationen, speziell technologische Innovationen, werden nicht von allen Personen innerhalb eines sozialen Gefüges gleichzeitig angenommen oder übernommen. Stattdessen nehmen verschiedene Verbrauchertypen neue Ideen und Innovationen über einen bestimmten Zeitraum hinweg zu unterschiedlichen Zeitpunkten an. Gemäß dem Diffusionsmodell lassen sich die Verbrauchergruppen nach ihrer chronologischen Bereitschaft zur Übernahme von Innovationen einordnen:

Der von Rogers entwickelte Graph zum Diffusionsmodell folgt der klassischen Binominalverteilung. [2] Es wird davon ausgegangen, dass, wenn jeder, der die Innovation übernommen hat, mit zwei weiteren Menschen eines bestehenden, sozialen Gefüges darüber spricht, diese beiden die Innovation in der Folge übernehmen und sie ebenfalls jeweils zwei weiteren Personen weiterempfehlen, usw.

Mit geschätzten 16 Prozent sind die Laggards die drittgrößte Verbrauchergruppe nach der Early und der Late Majority. Sie übernehmen Innovationen erst sehr spät bzw. als Letzte – das kann ideologische Gründe haben, durchaus aber auch ökonomische. [3] Laggards besitzen – im Gegensatz zu den Early Adopters – keinerlei Meinungsführerschaft und sind innerhalb der Adaptorenkategorien eine beinahe isolierte Verbrauchergruppe.


Schwächen der Laggards

Für viele Unternehmen, die auf Technologien angewiesen sind, liegt der ideale, pragmatische Adaptionszeitpunkt auf der Kurve des Modells zwischen der Early und der Late Majority. Zum Zeitpunkt, an dem eine technologische Innovation von der frühen Mehrheit (Early Majority) übernommen wird, konnten anfängliche Bugs und Probleme (z.B. in der Kompatibilität mit Bestandssystemen) dank des Feedbacks der Innovators und Early Adopters bereits behoben werden. Die Vorteile technologischer Neuerungen können dank deren Pionierarbeit zu diesem Zeitpunkt also ohne größere Herausforderungen oder Rückschläge und Einbußen eingeführt und integriert werden.

Sobald eine Innovation von einem Gros von Anwendern akzeptiert und übernommen wurde, befindet sich eine Vielzahl von Unternehmen und Entwicklern in der gleichen Phase oder Position. Das bedeutet, es findet mehr Austausch statt. Es sind mehr Materialien und Schulungen, mehr Einsatzmöglichkeiten und Lösungsansätze, mehr Ressourcen und Tools zum Produkt verfügbar. Gleichzeitig ist die Technologie noch neu genug, um die Neugierde, den Lerneifer und den Weiterbildungswillen von Experten (z.B. IT-Engineers, Entwickler, Informationsarchitekten) zu befeuern.

Voraussetzung hierfür ist natürlich, dass die neue Technologie Vorteile bringt. Üblicherweise hat eine Innovation zu dem Zeitpunkt jedoch bereits die kritische Beta-Phase überschritten und ihre Anwendung sich bewährt. Digital Natives wie Amazon, Google oder Facebook sind in der Vergangenheit oft Early Adopters neuer Technologien gewesen. Ihre Risikobereitschaft hat den Weg für die große Mehrheit von Unternehmen geebnet, die es ihnen später gleich taten. Die meisten technologiefähigen Unternehmen können auch mit Technologien profitorientiert arbeiten, die ein oder zwei Generationen älter sind, als die, die die Early Adopters im Einsatz haben. Überschreitet eine Technologie diesen Zenit allerdings, kommt es oftmals zu Problemen:

  • es wird schwieriger, affine Talente anzuwerben und zu behalten.
  • die Systemlaufzeit, Stabilität und Skalierbarkeit sind gegenüber moderneren Systemen nicht mehr wettbewerbsfähig.
  • die User Experience und die allgemeine Systemqualität beginnen zu leiden; Sicherheitsbedrohungen können nicht mehr sofort abgewehrt werden.
  • gute Alternativen und Open Source-Angebote werden weniger.


Das sind üblicherweise genau die Probleme, mit denen sich Laggards konfrontiert sehen, weil sie sich zu spät auf bereits veraltete Technologien einlassen. Hauptursache hierfür ist, dass Laggards meist unter sich bleiben und nicht bis wenig mit Innovators oder Early Adopters interagieren. Bis ein Laggard eine Innovation erkannt und übernommen hat, kann diese Technologie schon wieder überholt oder dank aktuellerer Neuerungen, die Innovators schon wieder adaptiert haben, obsolet geworden sein.


Stärken der Laggards

Laggards unterscheiden sich von den anderen Verbrauchertypen darin, dass sie neue Produkte zunächst einmal kritisch betrachten. Sie lassen sich von eventuellen Hypes nicht mitreißen, sondern setzen sich sowohl mit den Stärken, als auch mit den Schwächen neuer Innovationen auseinander.

Sie wägen ab und betreiben viel Recherche, suchen in der Regel nach einfachen und kosten-effektiven Produkten, die für ihr Bedürfnis sinnvoll sind. Anwenden werden sie eine Innovation erst dann, wenn das Produkt oder System reibungslos funktioniert und die Kosten-Nutzen-Rechnung aufgeht.

Gleichzeitig bleiben Laggards einer Technologie, einmal implementiert und in Betrieb, oft sehr lange treu, während andere schon wieder die nächste Neuerung übernommen haben. Aufgrund der schieren Geschwindigkeit, mit der sich die technologische Welt verändert, wächst die Anzahl sogenannter Laggards zunehmend. [4]

Eine Studie der Nova School of Business and Economics kam 2015 zu der Erkenntnis, dass das Verhalten und die Bedürfnisse von Laggards neue Innovationen sogar verbessern und nutzerfreundlicher werden lassen können, weil deren Bedürfnisse im Grunde die ’’erweiterten Bedürfnisse der Mehrheit’’ widerspiegeln. [5] Das macht Laggards auch für Produktentwickler und Marketer zu einer interessanten Bezugsgruppe.

Als Laggard profitieren Endkunden und Unternehmen gleichermaßen von

  • geringeren Produktpreisen,
  • höherer Zuverlässigkeit und
  • der vorschnellen Obsoleszenz aktueller Anschaffungen.

Einzelnachweise

  1. Diffusionstheorie nach Rogers Onlinemarketing.de. Abgerufen am 08.12.2020
  2. Diffusion of innovations wikipedia.org. Abgerufen am 08.12.2020
  3. Diffusionstheorie (Verbreitung von Neuerungen) Karsten Noack. Abgerufen am 08.12.2020
  4. Forget Early Adopters: These People Are Happy to Be Late The Wall Street Journal. Abgerufen am 08.12.2020
  5. The Lag-User Method Nova School of Business & Economics. Abgerufen am 08.12.2020

Weblinks