Amazon Web Services

Amazon Web Services (kurz: AWS) ist ein international führender Anbieter für Cloud Computing. Das hundertprozentige Tochterunternehmen der Amazon Inc. hat erstmals 2006 Public-Cloud-Dienstleistungen angeboten und ist mittlerweile in 190 Ländern der Welt aktiv.

Das Portfolio umfasst über 120 Services, zum Beispiel zur Datenverarbeitung, Speicherung, Entwicklung und Verwaltung. Die Dienste können im Selbstbedienungsverfahren (Self Service) geordert und implementiert werden. Die Public Cloud funktioniert somit nach dem Prinzip Infrastructure as a Service (IaaS). Die Abrechnung erfolgt ausschließlich nutzungsabhängig.

Amazon Web Services ist ein hochprofitabler Geschäftsbereich[1] von Amazon und macht einen großen Teil des Gewinns aus. Zu den bekanntesten Kunden zählen unter anderem Unternehmen wie Airbnb, Dropbox, GE, Pinterest, Reddit und Siemens, aber auch Behörden und Institution wie die CIA und die NASA. Mit Netflix und Zalando sind sogar direkte Konkurrenten des Mutterkonzerns unter den Kunden, die zum Teil gar keine eigenen Rechenzentren mehr betreiben, sondern so wie Netflix alles an Amazon Web Services outgesourct haben[2].

Entstehung

Das Amazon als größter Versandhändler der Welt zur weltweiten Nummer Eins für Cloud Computing wurde, liegt an den eigenen Bedürfnissen und Erfahrungen, die das Unternehmen im Zusammenhang mit seiner IT-Infrastruktur gemacht hat. Denn während der Weihnachtszeit – der mit Abstand umsatzstärksten Zeit des Jahres – braucht der Versandhändler ein Vielfaches an IT-Ressourcen als den Rest des Jahres.

Aus diesem Grund hat Amazon in verschiedenen Rechenzentren eine gewaltige IT-Infrastruktur aufgebaut, die allerdings maximal zwei Monate im Jahr voll ausgelastet war. Daraus entstand die Idee, auch Dritten die Möglichkeit anzubieten, ihre IT-Ressourcen flexibel an ihren Bedarf anpassen zu können.

AWS-Angebot

Das Angebot von Amazon Web Services umfasst derzeit 120 cloud-basierte und global verfügbare Dienste, von denen die wichtigsten folgend aufgeführt werden. Neue Services werden vor einer offiziellen Freischaltung zunächst als Beta-Version bereitgestellt. Die Fülle an dynamisch skalierbaren und miteinander kombinierbaren Diensten bietet unendliche Anwendungsmöglichkeiten, führt in manchen Unternehmen aber auch zu einer Überforderung.

Datenverarbeitung

Die Elastic Compute Cloud (EC2) ist das Herzstück von Amazon Web Services. Mit EC2 können virtuelle Serverinstanzen in der Cloud ausgeführt werden. Es stehen virtuelle Server mit Linux oder Windows zur Verfügung, wovon so viele erstellt, gestartet und beendet werden können, wie der Kunden benötigt. Die Instanzen der virtuellen Server sind nicht persistent. Mit Lambda kann Code ausgeführt werden, ohne dafür einen Server vorhalten zu müssen.

Speicherung

Als zweitwichtigster Dienst bietet der Simple Storage Service (S3) die Möglichkeit Daten in theoretisch beliebiger Größe in der Cloud zu speichern. Der Zugriff erfolgt über HTTP bzw. HTTPS. Glacier hingegen dient speziell der Datensicherung und unterscheidet sich von S3 dahingehend, dass kein schneller Datenabruf vorgesehen ist. Dafür ist der Preis niedriger.

Netzwerk

CloudFront ist ein Content Delivery Network aus Proxy-Servern, mit dem Daten aus der Elastic Compute Cloud oder dem Simple Storage Service weltweit mit geringer Latenz bereitgestellt werden können. Route 53 ist einen Domain Name Service, mit dem Endbenutzer zu Internetanwendungen geroutet werden, indem Domains in numerische IP-Adressen übersetzt werden.

Datenbank

DynamoDB ist eine NoSQL-Datenbank für Dokument- und Schlüsselwert-Datenstrukturen. SimpleDB ist eine einfache nicht-rationale Datenbank, mit der sich Daten über API speichern und abrufen lassen. Aurora ist eine MySQL- und PostgreSQL-kompatible relationale Datenbank, die bis zu fünfmal schneller ist als eine Standard-MySQL-Datenbank.

Entwicklung

Cloud9 ist eine cloud-basierte integrierte Entwicklungsumgebung (Integrated Development Environment, IDE), die es ermöglicht, Code in nur einem Browser zu schreiben, auszuführen und zu debuggen. Sie umfasst einen Code-Editor, einen Debugger und ein Terminal.

Sicherheit

Mit Identity and Access Management (IAM) können die Zugriffe auf AWS-Services und -Ressourcen sicher verwalten werden. Dazu lassen sich Benutzer und Benutzergruppen anlegen und mit individuelle Zugriffsrechten für die AWS-Ressourcen ausstatten. Mit Cognito kann die Registrierung und Anmeldung für Web- und Mobilanwendungen realisiert werden. Dabei wird die Anmeldung über soziale Identitätsanbieter wie Amazon, Facebook und Google unterstützt.

Verwaltung

CloudWatch ist ein Überwachungs- und Managementdienst, der einen einheitlichen Überblick über den Gesamtbetriebsstatus bietet. Mittels der zur Verfügung gestellten Daten können Anwendungen überwacht, systemweite Leistungsveränderungen nachvollzogen und die Ressourcennutzung optimiert werden. Mit dem License Manager lassen sich Lizenzen nachverfolgen, verwalten und steuern.

Sonstiges

Der Simple Email Service (SES) ermöglicht das Senden und Empfangen von E-Mails. WorkMail ist eine E-Mail- und Kalenderfunktion. Mit Sumerian können VR- und AR-Anwendungen erstellt und ausgeführt werden. Mit SageMaker werden Modelle für maschinelles Lernen erstellt, trainiert und bereitgestellt. RoboMaker ermöglicht das Entwickeln, Testen und Bereitstellen von Robotikanwendungen. Ground Service ist der weltweit erste vollständig gemanagte Dienst für Satellitenerdstationen als Service[3].

AWS-Abrechnung

Die Abrechnung aller Amazon Web Services erfolgt ausschließlich verbrauchsabhängig. Kunden zahlen somit nur für das, was sie tatsächlich nutzen, ohne Lizenzierung oder Vertragsbindung. So kann die IT-Infrastruktur beispielsweise der Auftragslage angepasst werden oder Start-ups können rein umsatzgetrieben wachsen. Durch die Orientierung am Bedarf und nicht an der Prognose, kann das Risiko von Kapazitätsengpässen oder Überkapazitäten in eigenen Rechenzentren vermieden werden.

Jeder Service hat ein eigenes Abrechnungsmodell. Manche werden per Stunde oder Sekunde, andere pro Anfrage, Gigabyte oder Nutzer berechnet. Während eingehender Traffic stets kostenlos ist, ist der Datenabruf kostenpflichtig. Hinzu kommt, dass die Preise auch von der Availability Zone und der Datenmenge (Mengenrabatte) abhängen. Je mehr Dienste miteinander kombiniert werden, desto komplexer wird es die Kosten abzuschätzen und den Überblick über die Kostenentwicklung zu bewahren. Deshalb bietet Amazon Web Services entsprechende Kalkulationstools an[4]. Außerdem lassen sich im Backend Budgetgrenzen festlegen.

Neukunden gewährt der Anbieter in den ersten zwölf Monaten für diverse Dienste ein kostenloses Kontingent, so dass Amazon Web Services ausgiebig getestet werden kann.

AWS-Infrastruktur

Amazon Web Services unterhält weltweit 60 verschiedene Availability Zones (kurz: AZ) in 20 geografischen Regionen. Jede AWS-Region besteht aus Gründen der Ausfallsicherheit aus mehreren Rechenzentren, die sogenannten Availability Zones. Sie sind physisch voneinander getrennt, aber mit Glasfaserkabeln verbunden. Die Regionen existieren vollkommen isoliert voneinander.

Die Kunden entscheiden eigenständig, wo ihre Daten physisch gespeichert oder verarbeitet werden. Sie können sie mithilfe der Availability Zones in Rechenzentren derselben Region replizieren, zur Steigerung der Redundanz aber auch zwischen verschiedenen Regionen replizieren.

In Deutschland unterhält Amazon Web Services seit 2014 im Raum Frankfurt drei Availability Zones[5], die zur Region Europa zählen, die auch für Afrika und den Nahen Osten am nächsten liegt. Aufgrund der hohen Datenschutzstandards gelten die deutschen AZs diesbezüglich als besonders sicher und wurden einst extra für die Kundschaft mit hohen Datenschutzansprüchen errichtet.

Die globale Infrastruktur von Amazon Web Services ist nicht nur aus juristischer Sicht vorteilhaft, sondern verkürzt auch die Übertragungswege, was zu geringeren Latenzzeiten führt. Je geringer die Distanz zwischen Anwender und Server, desto kürzer die Reaktionszeit auf Anfragen. Auch deshalb treibt Amazon Web Services den globalen Ausbau seiner Infrastruktur stetig voran.

Bedeutung für das Online Marketing

Online Marketing Agenturen können in vielfacher Weise von den flexiblen und dynamisch skalierbaren Diensten von Amazon Web Services profitieren, weil sie keine teuren Investitionen in eigene IT-Infrastruktur tätigen müssen, sondern diese auftrags- oder projektabhängig buchen können. Die Anwendungsbeispiele im Online Marketing sind vielfältig, wie Amazon Web Services selbst aufzeigt[6]. So können die Dienste zum Beispiel dazu genutzt werden, um Web- und Mobilprojekte zu entwickeln, Content danke Content Delivery Network global mit geringer Ladezeit zur Verfügung zu stellen oder Lösungen für das Real-Time Bidding von Anzeigenplätzen bereitzustellen.

Einzelnachweise

  1. Amazon Web Services: Mit dieser Geheimwaffe macht Amazon noch mehr Gewinn Welt. Abgerufen am 04.01.2019
  2. Netflix kommt nun ohne eigene Rechenzentren aus ZDNet. Abgerufen am 04.01.2019
  3. Amazon Cloud-Dienst startet Satelliten-Service Hannoversche Allgemeine. Abgerufen am 04.01.2019
  4. AWS Simple Monthly Calculator Amazon Web Services. Abgerufen am 04.01.2019
  5. Amazon Web Services baut Rechenzentrum in Frankfurt aus Heise Online. Abgerufen am 04.01.2019
  6. Digitales Marketing mit AWS Amazon Web Services. Abgerufen am 04.01.2019

Weblinks

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