Flesch-Reading-Ease


Der Flesch-Reading-Ease ist eine Metrik, mit der die Lesbarkeit von Texten beurteilt wird. Es ist ein Lesbarkeitsindex, der als Resultat einen numerischen Wert zwischen 0 und 100 ergibt. Die Grundlage für den Index ist die Annahme, dass kurze Wörter und kurze Sätze für Leser leichter verständlich sind. Anhand der Struktur von Texten wird ihr Schwierigkeitslevel so beschrieben, dass hohe Flesch-Werte ein Indiz für die Verständlichkeit und die Lesbarkeit darstellen. Im Umkehrschluss erlaubt der Lesbarkeitsindex eine zielgruppengerechte Erstellung von Texten. Synonyme für den Begriff Flesh-Reading-Ease sind Flesch Reading Ease Score, Flesch Grade, Flesch Formel, Fleschrate sowie Flesch Reading oder Readability Score.

Allgemeine Informationen zum Thema

Rudolf Flesch entwickelte das Verfahren zur Bestimmung der Lesbarkeit eines Textes während seiner Zeit an der Columbia University in den frühen vierziger Jahren.[1] Bereits während seiner Dissertation beschäftigte er sich mit statistischen Methoden und wandte diese auf die strukturellen Eigenheiten der englischen Sprache an. Die Flesch-Formel bezog sich ursprünglich nur auf die englische Sprache und insbesondere auf pädagogische Texte, die in Bildungseinrichtungen verwendet wurden. Das Ziel war es, Texte so beurteilen zu können, dass sie für verschiedene Altersgruppen, Bildungsniveaus und kognitive Fähigkeiten verfasst werden konnten.

Die Themen Lesbarkeit und Verständlichkeit waren schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts populär in den USA. Wissenschaftler versuchten herauszufinden, wie Leser Texte erfassen, verarbeiten und verstehen. 1920 wurde beispielsweise ein Frequenzwörterbuch von Thorndike veröffentlicht, das zum ersten Mal die Häufigkeit von etwa 10.000 Wörtern auflistete. Je häufiger ein bestimmtes Wort vorkommt, desto vertrauter ist es den Lesern – so die Annahme.[2] Die Forscher befassten sich mit unterschiedlichen Aspekten der geschriebenen Sprache. Neben der Lesbarkeit und der Verständlichkeit waren auch die syntaktischen Strukturen von Sprache oder die Ziele eines Textes Forschungsobjekte. Rudolf Flesch gilt als einer der Wegbereiter der Lesbarkeitsforschung.

Mittlerweile existieren mehr als 100 verschiedene Lesbarkeitformeln und die Verarbeitung von Texten erfolgt computergestützt. Beispiele sind die Flesch-Kincaid-Formel, die Dale-Chall-Lesbarkeitsformel oder die Wiener Sachtextformel, die allesamt in verschiedenen Kontexten zum Einsatz kommen. Die Erkenntnisse aus diesem Forschungsbereich kommen nicht nur bei pädagogischen Texten oder dem Sprachenlernen zum Tragen, sondern auch bei der Berurteilung von textlichen Inhalten auf Websites, in Apps oder bei Webanwendungen. Meist sind es spezielle Tools, Textverarbeitungsprogramme oder Algorithmen, die eine Version des Flesch-Wertes zur Beurteilung von textlichen Einheiten verwenden. Welche Aspekte zentral sind und welche Berechnungsmethoden zum Einsatz kommen, ist sowohl von der Sprache als auch von den Zielen der Berechnung abhängig. Interessant ist, dass wenige Lesbarkeit-Kriterien komplexe menschliche Verhaltensweisen beim Lesen von Texten abbilden können, weil Satzlänge, Wortlänge und ein einfaches Verständnis des Textes korrelieren.[3]

Funktionsweise

Es gibt viele unterschiedliche Lesbarkeitsindexe für zahlreiche Sprachen. Es folgen zwei Beispiele für den Flesch-Wert im Englischen und im Deutschen.

Flesch-Reading-Ease im Englischen

Der Flesch-Reading-Ease (FRE) für die englische Sprache wird folgendermaßen berechnet:

FRE = 206,835 - 84,6 x WL - 1,015 x SL 
  • Die Abkürzung WL steht für die durchschnittliche Wortlänge in Silben. Die Anzahl der Silben im Text wird durch die Anzahl der Wörter dividiert.
  • Das Kürzel SL repräsentiert die durchschnittliche Satzlänge. Die Anzahl der Wörter des Textes wird durch die Anzahl der Sätze geteilt.
  • Die unterschiedlichen Zahlen basieren auf den Erkenntnissen der Lesbarkeitsforschung und den statistischen Häufigkeiten von Wörterlänge, Satzlänge und Silbenlänge im Englischen.

In der Regel wird ein Textausschnitt von circa 100 Wörtern verwendet und extrapoliert. Zur Hochrechnung müssen zunächst die Wortlänge in Silben und die Satzlänge bestimmt werden. Werden diese Werte wie oben berechnet und eingesetzt, ergibt sich ein Fleschwert zwischen 0 und 100. Dabei werden folgende Unterteilungen vorgenommen, die sich hier ausschließlich auf das Englische beziehen:

  • 100 = Der Text ist sehr einfach zu lesen und zu verstehen.
  • 65 = Der Text ist relativ einfach zu verstehen.
  • 30 = Der Text ist schwer zu verstehen.
  • 0 = Der Text ist sehr schwer zu verstehen.

Flesch-Reading-Ease im Deutschen

Der Flesch-Reading-Score wurde 1978 von Toni Amstad in seiner Dissertation "Wie verständlich sind Zeitungen?" auf das Deutsche übertragen. Im Deutschen sind die benutzten Wörter im Schnitt länger. Aus diesem Grund musste der Wortfaktor neu berechnet werden. Ansonsten erfolgt die Berechnung der Lesbarkeit genauso wie in der englischen Version des FRE.

Lesbarkeitsindex = 180 - SL - WL x 58,5

Die Resultate wurden weiter differenziert, um genauere Aussagen über Texte treffen zu können:

  • 90-100: Sehr leicht. Geeignet für einen 11 jährigen Schüler.
  • 80-90: Leicht
  • 70-80: Mittelleicht
  • 60-70: Mittel. Geeignet für 13 - 15 jährige Schüler.
  • 50-60: Mittelschwer
  • 30-50: Schwer
  • 0-30 : Sehr schwer. Geeignet für Akademiker.

Die Textsorte und die Zielgruppe haben erheblichen Einfluss auf die Lesbarkeit. So sind technische Dokumentationen, Fachtexte und wissenschaftliche Arbeiten deutlich niedriger in dieser Skala anzutreffen. Das bedeutet jedoch nicht, dass dies negativ ist. Vielmehr deuten bestimmte Flesch-Werte auf eine geeignete Zielgruppe hin, in der Text gut lesbar und verständlich sein dürfte.

Bedeutung für das Online Marketing

Die Metrik Flesch-Reading-Ease wird in abgewandelter Form nicht nur von vielen Tools zur OnPage Optimierung verwendet, sondern wahrscheinlich auch von Suchmaschinen. Als sprachtechnologischer Ansatz erlauben Lesbarkeitsindexe die Übersetzung der Struktur von Texten in eine einfache Formel, die Aufschluss über das Textniveau gibt. Inwiefern diese Werte jedoch von Suchmaschinen herangezogen werden, ist unklar. Unstrittig ist, dass die Lesbarkeit von Texten in irgendeiner Weise Auswirkung auf die Nutzerfreundlichkeit von Websites und Webanwendungen haben. Grammatik, Rechtschreibung und die Lesbarkeit sind für Google zumindest indirekte Signale für die Qualität von Inhalten. Erstaunlicherweise korrelieren diese Signale mit Websites mit einem hohem PageRank, wie Matt Cutts erklärt.[4] Er betont aber auch, dass es schwierig ist, diese Signale für verschiedenen Sprachen zu verwenden und lässt offen, welche Rolle Lesbarkeitsindexe für die Algorithmen von Google spielen. Zweifelsfrei sind es jedoch Signale, die für Nutzer relevant sind, weil sie das Lesen und Verstehen von Texten befördern.[5]

Einzelnachweise

  1. Die Flesch-Formel leichtlesbar.ch. Abgerufen am 24.02.2016
  2. Textverständlichkeit glottopedia.org. Abgerufen am 24.02.2016
  3. How to Write Plain English mang.canterbury.ac.nz. Abgerufen am 24.02.2016
  4. Google: Low PageRank & Bad Spelling May Go Hand-In-Hand; Panda, Too? searchengineland.com. Abgerufen am 24.02.2016
  5. Do spelling and grammar matter when evaluating content and site quality? youtu.be. Abgerufen am 24.02.2016

Weblinks