Freemium

Bei Freemium handelt es sich um ein Vermarktungsmodell für Software und Medien, bei dem ein kostenloses Basisprodukt sowie kostenpflichtige Erweiterungen bzw. ein kostenpflichtiges Vollprodukt angeboten werden. Freemium ist ein Kunstwort, das sich aus „Free“ (deutsch: kostenlos) und „Premium“ zusammensetzt.

Funktionsprinzip

Freemium wird überwiegend für Smartphone Apps und webbasierte Software verwendet, aber auch andere Medien, beispielsweise Bücher oder Online-Zeitungen können mithilfe dieses Vermarktungsmodells monetarisiert werden. Grundlage ist stets eine kostenlose Basisversion. Im Gegensatz zu einer Trial-Version bei sonstiger Software ist die Nutzung hier nicht zeitlich begrenzt und auch die Funktion an sich ist nicht eingeschränkt. Der Nutzer kann aus der Basis-Anwendung allein einen Nutzen generieren. Darüber hinaus hat er aber die Möglichkeit, den Funktionsumfang durch die Leistung einer Zahlung zu erweitern. Hier gibt es mehrere Modelle:

  • Durch den Kauf einer Vollversion verschwinden in der Basisversion vorhandene Werbeeinblendungen. Die Funktion an sich bleibt entweder gleich oder wird zusätzlich erweitert.
  • Durch Zahlung des vollen Preises erwirbt der Nutzer die Software und gewinnt nützliche Funktionen oder erweiterte Eigenschaften (z. B. mehr Speicherplatz) hinzu.
  • Die Basisversion bleibt an sich bestehen, aber durch sogenannte In-App-Käufe gewinnt der User einzelne Erweiterungen. Jeder Nutzer entscheidet für sich, welche einzelnen Funktionen er freischalten möchte.

Mehr zur Psychologie, die hinter Freemium steckt, zeigt dieses Video.

Ziel von Freemium

Freemium-Angebote werden überwiegend angeboten, um aus einem kostenfreien Dienst Kapital zu schöpfen. Dabei setzt der Anbieter darauf, dass ein Teil der Nutzer früher oder später an die Nutzungsgrenzen der Anwendung stößt. Sie konvertieren dann zu zahlenden Kunden, die die Premium-Funktionen in Anspruch nehmen möchten. Doch auch die Nutzer der Gratisversion helfen dem Anbieter weiter, da sie anderen von dem Angebot erzählen und so weitere Premiumkunden generieren können.

Beispiele für Freemium-Angebote

Einige bekannte Beispiele für Freemium-Angebote sind:

  • Skype: Bei Skype nutzen die User den Messaging-Dienst kostenfrei und können telefonieren. Für Anrufe auf Handys oder ins ausländische Festnetz werden jedoch Gebühren fällig.[1]
  • XING: Das soziale Netzwerk XING ist grundsätzlich kostenfrei verfügbar. Mit der kostenpflichtigen Premium-Mitgliedschaft hingegen profitieren die User von erweiterten Suchfunktionen für Personen, erfahren, wer ihr Profil angesehen hat, können auch Nicht-Kontakte per PN anschreiben und XING ohne Werbung nutzen.[2]
  • Flickr: Bei dem Fotodienst Flickr können die Nutzer gegen einen saftigen Aufpreis die Werbung ausblenden oder den Speicherplatz verdoppeln.[3]
  • Mailchimp: Bei dem Newsletter-Dienst Mailchimp kann jeder einen umfangreichen Basis Account nutzen. Wer jedoch sehr umfangreiche Newsletter verschicken möchte, zahlt eine monatliche Pauschale.[4]
  • Adobe Acrobat Reader: Der Acrobat Reader ist eine kostenlose Software zum Lesen von PDFs. Während diese Software kostenfrei heruntergeladen werden kann, ist das Gegenstück zum Erstellen von PDFs, Adobe Acrobat, kostenpflichtig und war in diesem Bereich lange Zeit sogar konkurrenzlos.

Ebenso wichtig ist das Freemium-Modell auch für Spiele, betreffend insbesondere Online-/Browsergames sowie in Apps für das Smartphone. Der Nutzer lädt hier eine voll funktionsfähige Basisversion zum Nulltarif herunter. Während des Spiels werden aber immer häufiger In-App-Käufe erforderlich, um weiterspielen zu können. Andernfalls entstehen gegenüber anderen Spielern, die diese Käufe tätigen, Nachteile oder der Spieler muss lange Wartezeiten in Kauf nehmen, weil einzelne Aktivitäten der Protagonisten dann mehrere Stunden bis Tage in Anspruch nehmen.

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Kritik

Besonders bei Freemium-Games wird häufig kritisiert, dass die Spiele im Endeffekt deutlich teurer kommen als hätte man ein vergleichbares Spiel in einer Vollversion erworben. Die Kostenkontrolle wird dem Spieler dank der Umrechnung in eine interne Währung (z. B. Coins) erschwert. Es gibt Fälle, in denen Spieler für ein Freemium-Spiel Beträge im drei- oder vierstelligen Bereich ausgeben. Wer eine größere Menge der internen Währung kaufen möchte, bezahlt dafür schon einmal 80 Euro und mehr auf einmal.[5]

Vor- und Nachteile für Unternehmer

Freemium kann Unternehmern helfen, eine neuartige Dienstleistung zu verkaufen, von der der Verbraucher noch gar nicht weiß, dass er sie braucht. Durch das kostenlose Testangebot werden die User angelockt und davon überzeugt, das Premium-Angebot zu kaufen. Dieses Prinzip funktioniert umso besser, wenn sich der Wert des Produkts steigert bzw. die Hemmschwelle zum Ausstieg steigt. Wer beispielsweise erst einmal seine gesamte Unternehmenskommunikation in einem Mailprogramm eingerichtet hat, wechselt aufgrund des hohen Aufwands ungern spontan wieder zu einem anderen Anbieter. Ein Spieler, der bereits einige Stunden in ein Browserspiel investiert hat, nimmt in der Regel ein paar Euro Gebühren gerne in Kauf, um weiterspielen zu können.

Problematisch ist beim Einsatz von Freemium die Kostensituation. Es ist schwierig vorherzusehen, welche Kosten im Verlauf der Erweiterung der Nutzerbasis entstehen können. Zudem ist nicht abzusehen, wie hoch die Konversionsrate der Premium-User sein wird, deren Zahlungen die Kosten decken sollen. Zudem empfinden es viele Unternehmer als schwierig, die richtige Mischung aus Gratis- und Premium-Funktionen zu erreichen. Geben sie in der Basisversion zu wenige Funktionen frei, verlieren die User das Interesse bzw. können nicht ausgiebig genug testen. Sind jedoch zu viele Funktionen freigeschaltet, werden kaum Gratisnutzer zum Premium-Kunden konvertieren.

Einzelnachweise

  1. Die Skype Tarife. Skype.com. Abgerufen am 21.05.2014.
  2. XING Premium Mitgliedschaft. XING.com. Abgerufen am 21.05.2014.
  3. flickr-Relaunch: 1 Terabyte Speicherplatz kostenlos für alle. Maclife.de. Abgerufen am 21.05.2014.
  4. Preiskalkulation für viele Empfänger. Mailchimp.com. Abgerufen am 21. Mai 2014.
  5. Abzocke: Warum Freemium weder Free noch Premium ist. Techstage.de. Abgerufen am 21.05.2014.

Weblinks