Prosument

Der Begriff Prosument (engl.: Prosumer) ist eine Wortkreuzung aus Konsument und Produzent. Prosumenten machen zwei Dinge gleichzeitig: Sie konsumieren und produzieren Inhalte im weltweiten Internet wie zum Beispiel Texte, Bilder, Infografiken, Videos oder schlichtweg Medieninhalte. Einerseits suchen Nutzer nach diesen Inhalten und andererseits kreieren sie selbst verschiedene Arten von Inhalten. Diese stellen sie ins Netz und machen sie auf diese Weise anderen Nutzern zugänglich.

Geschichte des Begriffs Prosument

Alvin Toffler prägte den Begriff des Prosumenten in seinem Buch „The Third Wave“, das 1980 in den USA erschien und drei Jahre später in Deutschland veröffentlicht wurde. Toffler ging jedoch von einer anderen Definition des Begriffs aus:[1] Der Prosument ist seine Antwort auf verschiedene Entwicklungen der Gesellschaft. Das Phänomen der Prosumption erweitert eine bereits etablierte Form der industriellen Wertschöpfungskette.

Der Dreischritt aus Produktion, Distribution und Konsum, der industrialisierte Gesellschaften auszeichnet, wird maßgeblich verändert, indem sich die Rollen der Akteure verändern. Konsumenten werden gleichzeitig zu Produzenten, insofern als dass ihnen mehr Optionen bei Kaufentscheidungen zugestanden werden. Für Toffler bedeutete dies, dass Konsumenten Feedback geben konnten, um den Akteuren in der Produktion Anregungen zu geben. Die Nachfrage bestimmte nun mit bestimmten Impulsen das Angebot. Diese wurden als Feedbackschleife beschrieben. Konsumenten partizipierten von jetzt an auf eine bestimmte Art und Weise am Produktionsprozess.

In den Neunzigern war es noch eine revolutionäre Zukunftsvision, heute ist es bereits Gegenwart. Als Beispiele dienen hier Websites wie MyMuesli oder Spreadshirt, wo Nutzer ihre Produkte selbst zusammenstellen und teilweise gestalten können.[2] Jedoch sind sie noch keine Produzenten im eigentlichen Sinne, so wie der Begriff heute verwendet wird.

Prosumenten heute

Von der bloßen Erweiterung der Wertschöpfungskette ist die heutige Verwendung des Begriffs Prosument relativ weit entfernt. Die Rollen haben sich soweit verschoben, dass Konsumenten gleichzeitig Produzenten sein können. Sie werden nicht mehr auf eine Feedbackfunktion reduziert, sondern sorgen selbst für Produkte. Im Kontext der modernen Medienwelt sind es statt Produkten nun eben Medieninhalte, die kreiert, publiziert und verbreitet werden, um sie später in der gleichen Rolle zu konsumieren.

So definierte Kelvin Kelly in seinem Aufsatz „We are the Web“ den Prosumenten als Akteur, der an zwei Fronten aktiv ist.[3] Er ist zugleich Start- und Endpunkt in einem Netzwerk, das als Handlungen sowohl den Konsum als auch die Produktion von Informationen kennt. Akteure in diesem Netzwerk (auch Web 2.0) zeichnen sich durch ein vielfältiges Wissen über das ihnen zur Verfügung stehende Handlungsfeld aus. Sie sind wissende Nutzer, die sich leicht im Internet mit allen Technologien und Trends zurechtfinden und dort sogenannten User Generated Content erstellen.

Beispiele

Es gibt zahlreiche Beispiele, an denen die Bedeutung von Prosumeten ersichtlich wird. Allgemein kann auch von Crowdsourcing oder Web 2.0 gesprochen werden, um das Phänomen des Prosumenten in einen greifbaren Kontext zu bringen. Die Art der Partizipation spielt dabei eine hervorgehobene Rolle.

Damit geht jedoch auch immer eine entsprechende Infrastruktur und Informationsarchitektur einher. Ohne bestimmte technologische Entwicklungen wäre ein Dasein als Prosument nicht möglich. So sind Opensource-Anwendungen oder Content-Management-Systeme Bereiche, in denen sich der Prosument zumindest auf Nutzerseite gut auskennen muss, um diese Technologien verwenden zu können.

Bedeutung für das Online Marketing

Das Web 2.0 mit seinem sozialen Charakter schafft die Verbindung. Der darin aktive Akteur – der Prosument – ist nicht als bloßes Objekt für Marketingkampagnen, sondern vielmehr als ein Teil dessen zu betrachten. Prosumenten können Influencer sein, wenn sie über Produkte, Dienstleistungen und Unternehmen berichten. In der Blogosphäre und der Vlogosphäre wird Prosumenten vertraut, weil sie als glaubwürdig und fachlich kompetent gelten.

Im Online Marketing sind solche Prosumenten besonders interessant. Sie können dafür sorgen, dass Kampagnen sich viral verbreiten und ein Unternehmen in der Netzgemeinde völlig anders wahrgenommen wird – positiv wie negativ. Da Prosumenten auf vielen verschiedenen Kanälen aktiv sind, sollte die Wirkung dieser Akteure hinsichtlich eines erfolgreichen Marketing-Mixes nicht unterschätzt werden. Nicht nur, um die Reichweite einer Kampagne zu erhöhen, sondern auch um auf Augenhöhe mit der Netzgemeinde zu kommunizieren.[4] Andernfalls können sich die Reaktionen von Prosumenten negativ auf das Image einer Firma auswirken. Beispiele sind sogenannte Shitstorms in sozialen Netzwerken oder eine kritische Berichterstattung auf Blogs.

Einzelnachweise

  1. Vom Prosumenten zum Produtzer snurb.info. Abgerufen am 02.02.2015
  2. Prosument social-media-abc.de. Abgerufen am 02.02.2015
  3. We are the Web archive.wired.com. Abgerufen am 02.02.2015
  4. The shift from consumers to prosumers forbes.com. Abgerufen am 02.02.2015

Weblinks