Snapchat
Snapchat ist ein Instant-Messaging-Dienst, der es erlaubt, Fotos und Videos zu versenden, die sich nach kurzer Zeit selbst löschen und somit nicht mehr für andere Nutzer sichtbar sind. Jeder Nutzer hat einen Channel (deutsch: Kanal) und kann diesen mit Inhalten befüllen. Andere Nutzer können diesen Channel abonnieren und sehen die versendeten Inhalte, die sich nach 10 Sekunden beziehungsweise 24 Stunden bei Geschichten (Stories) selbst 'zerstören'.
Snapchat bietet darüber hinaus verschiedene Bearbeitungsoptionen wie Filter, Linsen, Zeichnen und Effekte an, mit denen Fotos und Videos (die sogenannten Snaps) verändert werden können. Auch ein Chat, Sprach- und Videoanrufe sowie ein Newsaggregator (Snapchat Discover), der Inhalte kuratiert, gehören zum Portfolio. Snapchat wird aktuell als das am meisten wachsende soziale Netzwerk beschrieben (Stand 20.07.2016) und ist besonders unter jungen Menschen populär. Mehr als die Hälfte der Nutzer ist zwischen 16 und 24 Jahren alt.[1]
Geschichte
Evan Spiegel, Bobby Murphy und Reggie Brown begannen im Sommer 2010 mit der Entwicklung einer Idee, die den Grundstein für Snapchat legte: Versendete Inhalte sollten sich nach einer gewissen Zeit selbst löschen und somit flüchtig sein (engl.: ephemeral messaging). Der erste Prototyp, der noch Picaboo hieß, wurde im Juli 2011 fertiggestellt. Nach Streitigkeiten im Gründerteam wurde der Name der App in Snapchat geändert. Die ersten Nutzer waren Schüler, die die App auf ihren schulischen Ipods installierten, da Apps wie Facebook üblicherweise gesperrt sind. Monat für Monat vergrößerten sich die Nutzerzahlen und das erste Investment erfolgte im April 2012: Snapchat erhielt 485.000 Dollar von Lightspeed Venture Partners. Ende 2012 nutzten bereits 500.000 User pro Monat die App.
Mark Zuckerberg offerierte dem CEO Evan Spiegel eine Partnerschaft mit Facebook, die abgelehnt wurde. Dieser Vorgang sorgte für ein großes Medienecho, woraufhin Snapchat einen weiteren Anstieg der Nutzerzahlen verzeichnete. Facebook brachte derweil eine App heraus, die Snapchat offenbar ähnlich war. Nach anfänglichen Erfolgen landete die Facebook-App mit dem Namen Poke allerdings schnell wieder hinter Snapchat in den Downloadcharts des App Stores von Apple und Android. Facebook stellte die Entwicklung von Poke im Mai 2014 ein. Snapchat ging aus diesem Konflikt stärker hervor und sammelte weitere Investments ein, um den hohen Nutzerzahlen gerecht zu werden.[2] Mittlerweile sind es 150 Millionen Daily Active User (deutsch: täglich aktive Nutzer).[3]
Funktionsweise
Snapchat steht in verschiedenen App-Stores zum Download bereit. Eine Voraussetzung ist ein mobiles Endgerät, da die App speziell für die mobile Nutzung auf iOS und Android-Geräten entwickelt wurde und als reine Webanwendung nicht verfügbar ist. Die Navigation erfolgt vom Homescreen aus; entweder über Buttons oder Wischbewegungen nach links, rechts, oben und unten. Unterschiedliche Smartphone- und Tabletfunktionen wurden in die App integriert, sodass die Bedienung von App und Endgerät für neue Nutzer möglichst intuitiv ist.
Was ist ein Snap?
Auch die Snaps greifen auf die Foto- und Videofunktionen des Endgerätes zurück. Ein Snap ist die Basis für Snapchat: Nutzer können Schnappschüsse in Form von Fotos oder zehn Sekunden langen Videos aufnehmen und über ihren Kanal verbreiten. Es ist möglich, einzelne Snaps an Freunde zu verschicken oder mehrere Snaps in den Snapchat Stories zu teilen. Die Halbwertszeit der Inhalte beträgt 10 Sekunden beim normalen Versand und 24 Stunden bei Stories.
Sobald ein Nutzer einen Snap versendet, wird dieser auf die Server von Snapchat hochgeladen und der Rezipient bekommt eine Benachrichtigung, dass neue Snaps verfügbar sind. Die App selbst lädt eine Kopie des Snaps in den Speicher des Endgerätes. Wenn dieser Snap betrachtet wird, erhält der Snapchat-Server eine Nachricht von der App. Wenn alle Rezipienten den Snap geöffnet und betrachtet haben, wird er vom Server gelöscht. Das Dateiverwaltungssystem des Endgerätes erhält ebenfalls eine Nachricht, die das Löschen des Snaps auf dem Endgerät auslöst.
Die einzige Möglichkeit, einen Snap von anderen Nutzern zu speichern ist das Anfertigen eines Screenshots. Zwar können die Daten grundsätzlich wiederhergestellt werden, aber dafür müsste das Endgerät per Rooting gehackt oder ein Jailbreak vorgenommen werden. Es ist prinzipiell also nicht unmöglich, versendete Snaps zu speichern. Nutzer sollten sich deshalb überlegen, was sie mit ihren Freunden teilen – empfiehlt Snapchat.[4]
Snapbearbeitung, Filter und Lenses
Eine zentrale Funktion von Snapchat ist die Snapbearbeitung, die zur optischen Anreicherung von Fotos und Videos benutzt wird. Folgende Optionen können Nutzer wählen oder auch miteinander kombinieren:[5]
- Text: Eine Zeile Text kann in jeden Snap mit dem T-Button eingefügt und mit Zeigebewegungen platziert und verändert werden.
- Emojis: Smilies und Grafiken aus Whatsapp können eingefügt werden.
- Zeichnungen: Mit dem Stift-Button können kreative Zeichnungen über einen Snap gelegt werden.
- Filter: Falls in den Einstellungen Filter aktiviert sind, können diese auf Videos und Fotos angewendet werden. Zudem: Wenn standortbasierte Dienste in der App aktiv sind, sind diverse Geofilter an bestimmten Orten verfügbar. Neue Geofilter können über die Snapchat-Website vorgeschlagen werden.
- Lenses: Mit der Funktion Lenses (deutsch: Linsen) können Gesichter verändert werden, falls die Selfie-Cam aktiviert ist. Aktuelle Selfies können dank Gesichtserkennung mit Zombieoptik, Regenbögen und anderen Optionen ausgestattet werden.
Stories, Discover und Memories
Weitere Funktionen von Snapchat:[6]
- Stories: Stories sind eine Sammlung von Fotos oder Videos, die automatisch aneinander gereiht werden. Damit lassen sich Nachrichten, Anleitungen und Dokumentationen darstellen. Die Funktion Live Stories orientiert sich an aktuellen Events, die in der Nähe des eigenen Standortes stattfinden. Unter Alle Geschichten sind die Stories von allen Freunden der letzten 24 Stunden verfügbar.
- Discover: Medienmarken wie BuzzFeed, Mashable oder Vice sind Kooperationen mit Snapchat eingegangen. Diese exklusiven Inhalte sind über Snapchat Discover einsehbar.
- Memories: Seit der Einführung von Memories im Juli 2016 können Nutzer ihre Fotos dauerhaft speichern und Content vorproduzieren. Wer die Inhalte verschicken oder in eine Story einbetten will, muss ein Passwort eingeben.
- Snapcode: Mit Snapcode können Freunde per QR Code hinzugefügt werden. Alternativ müssen sie über andere Social-Media-Profile auf einen Snapchat-Channel aufmerksam gemacht werden.
Marketing mit Snapchat
Die steigenden Nutzerzahlen der letzten Jahre haben dazu geführt, dass Snapchat unterschiedliche Werbeoptionen in die App integrierte und mittlerweile auch eine API für Werbepartner bereitstellt. Derzeit werden drei Arten von Kampagnen angeboten:[7]
- Snap Ads Campaign: Im Rahmen der täglich versendeten Snaps können spezielle Mobile Video Ads geschaltet werden, die auf weitere Inhalte verweisen können. Dieser Content ist innerhalb des Ads mit einer Swipe-Bewegung erreichbar. Snapchat selbst gibt an, dass die Klickraten dabei 5 mal höher sind als bei vergleichbaren Kampagnen auf anderen Plattformen.
- Geofilter Campaign: Veranstaltungen, Ladenlokale oder bestimmte Standorte können mit Geofilter beworben werden. Befindet sich ein Nutzer in der Nähe eines markierten Standortes, erhält auf Wunsch weitere Informationen zu diesem Geofilter. Snapchat spricht von Reichweiten bis zu 60% aller Nutzer – pro Geofilter.
- Sponsored Lens Campaign: Lenses sind eines von zwei Gamification-Elementen bei Snapchat (das andere sind die Trophäen), das sich zu Marketingzwecken einsetzen lässt. Nutzer können mit Marken-Lenses spielerisch umgehen und diese an Freunde versenden. Die durchschnittliche Zeit pro Lens wird mit 20 Sekunden angegeben.
Bedeutung für das Online Marketing
Online-Marketer können Snapchats nutzen, um junge Zielgruppen mit mobilen Endgeräten auf innovative Weise zu erreichen. Auch Unternehmen und Marken, die im Mobile Marketing noch nicht aktiv sind, können die App verwenden, um spannende Inhalte zu versenden oder Veranstaltungen und Ladenlokale zu vermarkten. Diese Nutzung ist kostenlos, was für die Werbepartner natürlich nicht gilt: Mit Mobile Video Ads können beispielsweise junge Zielgruppen genau dort erreicht werden, wo sie aktiv und interessiert sind. Lenses können im Rahmen einer Branding-Kampagne verwendet und Events können per Geofilter vermarktet werden. Durch Elemente wie ein hohes User Engagement, Customer Empowerment und Gamification ist Snapchat zudem eine Social Media Anwendung, die sehr hohe Aufmerksamkeit erzeugen kann und die Nutzer durch innovative Bedienkonzepte an die App bindet.
Einzelnachweise
- ↑ Statistiken zum Instant-Messaging-Dienst Snapchat de.statista.com. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ Snap Me If You Can snapmeifyoucan.net. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ Snapchat Passes Twitter in Daily Usage bloomberg.com. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ How Snaps Are Stored And Deleted snapchat-blog.com. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ How to Get Effects on Snapchat wikihow.com. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ What's the point of Snapchat and how does it work? pocket-lint.com. Abgerufen am 20.07.2016
- ↑ Storytelling in a Snap snapchat.com. Abgerufen am 20.07.2016
Weblinks
- Snapchat Definition
- Das Prinzip Snapchat
- Snapchat Einstieg
- Kostenloses Buch über Snapchat
- Snapchat - Schritt für Schritt
- Mehr Infos über Memories und das Thema Flüchtigkeit
- Hintergründe zum Thema Werbung auf Snapchat