Wer bereits seit einigen Jahren im Bereich SEO tätig ist, kennt den Begriff „Low Hanging Fruits“. Fabian Nesensohn zeigt in drei Schritten, wie man damit arbeiten kann.
Wer bereits seit einigen Jahren im Bereich SEO tätig ist, kennt den Begriff „Low Hanging Fruits“, auf Deutsch „tief hängende Früchte“. Auch Neueinsteiger stoßen bei der Recherche oder Weiterbildung früher oder später auf diese Bezeichnung. Aber was genau bedeutet das? Was sind Low Hanging Fruits (in Folge auch „LHF“ genannt)? Und noch wichtiger: Kann ich im SEO auch mit wenig Budget durch LHF-Optimierungen schnell Erfolge erzielen? Gerade für Neulinge oder Unternehmen, die nicht das große Budget aufbringen können, kann der Blick auf diese Chancen goldwert sein. Nennen wir es Quick-Wins, Chancen-Keywords oder einfach Low Hanging Fruits, weil es schöner klingt.
Prinzipiell können wir das Thema in zwei Bereiche untergliedern: Der erste Bereich wäre die Fokussierung auf wettbewerbs schwache Suchbegriffe (z. B. auf Longtail-Begriffe) und der zweite der Blick auf Rankings zwischen den Positionen 10 und 20. Warum genau diese? Rankt man bereits auf der zweiten Ergebnisseite bei Google, ist eine gewisse Relevanz gegeben. Es fehlt sozusagen nicht mehr viel, um die erste Seite zu erreichen.
Übrigens: Low Hanging Fruits gibt es auch abseits der SEO-Branche. In der Wirtschaft liegt der Fokus auf das Verhältnis von Kosten und Nutzen. Mit wenig Aufwand überdurchschnittlichen Erfolg erzielen. Und genau darum geht es auch im SEO: Positionen verbessern mit wenig Aufwand!
Die LHF-Optimierung ist in drei Phasen zu unterteilen und kann in einem Prozess abgebildet werden: Analyse, Merging & Hygiene, Optimieren.
Konzentrieren wir uns auf LHF-Optimierungen mit bestehenden Rankings. Dazu orientiere ich mich bei den Praxisbeispielen auf kostenlose Tools, um dem Titel des Artikels gerecht zu werden.
Um die Positionen zwischen 10 und 20 zu analysieren, solltest Du die Search Console einsetzen. Das ist immer die erste Anlaufstelle. Hier bekommst Du die validesten Daten und den besten Einblick.
Abbildung 1: Identifizieren von LHF-Keywords in der Search Console
In der Search Console filterst Du im Bereich „Leistung“ (in der alten Search Console unter „Suchanalyse“) alle Keywords der letzten 12 Monate zwischen den Positionen 10 und 20. Sortiere danach die Positionen absteigend.
Achte zudem auf die Impressions der Keywords. Diese geben Rückschlüsse auf das Suchvolumen. Die genaueren Daten zum Suchvolumen solltest Du Dir aber aus dem Google Keyword Planner oder einem anderen Tool holen und entsprechend ergänzen.
Nun kannst Du die URL nehmen, die für dich relevant ist und am meisten Potenziale aufweist. Theoretisch kannst Du diesen Schritt auch über die Suchanfragen machen und dann die URL direkt filtern.
Bei einem Klick auf die URL und im Nachgang auf „Suchanfragen“ bekommst Du alle rankenden Keywords der jeweiligen URL. Diese Keywords gilt es nun zu optimieren, falls sie thematisch passen.
Es gibt unterschiedliche Wege und Möglichkeiten, Keywords bzw. Themen zu optimieren. Grundsätzlich gilt es darauf zu achten, Themenkomplexe zu optimieren und nicht Keywords. Das bedeutet, dass Du Dich immer am User-Intent ausrichten solltest. Daher kann es gut sein, dass pro URL fünf oder mehr Keywords optimiert werden. Zudem solltest Du beachten, dass unterschiedliche Branchen auch andere Rankingfaktoren haben können.
Zum Thema User-Intent solltest Du folgende Dinge im Blick behalten:
Der Fokus dieser Phase liegt auf dem Zusammenlegen und Aufräumen von URLs. URLs, die sehr ähnliche Themen behandeln, können „gemergt“, sprich „vereint“, werden. Hier solltest Du darauf achten, dass die Themen sehr ähnlich sind und die alte URL per 301-Redirect auf die neue umgeleitet wird. Dadurch wird eine Kannibalisierung der URLs vermieden und der Fokus des Themas gestärkt. Auch die Löschung von URLs kann deine SEO-Performance steigern. Hier solltest du darauf achten, dass die URLs per 301 Status Code auf eine thematisch ähnliche URL weitergeleitet wird. URLs, die seit Jahren nicht genutzt wurden, können weg!
Maßnahmen für das Merging und der Hygiene können sein:
Mit den Tools Google Analytics, Ryte oder ScreamingFrog kannst Du die Daten recht einfach erheben und in Excel kombinieren. Die kostenlose Variante des ScreamingFrogs reicht für kleine Domains bis 500 URLs aus. Ryte bietet eine kostenlose Möglichkeit. In der Testphase können bis zu 50.000 URLs pro Monat analysiert werden.
Abbildung 2: In Google Analytics findest Du schnell URLs ohne Traffic
Abbildung 3: In dem Website Success Tool von Ryte kannst Du auch die Google Analytics Daten betreiben und intelligent herausfiltern.
Der letzte Schritt gibt Dir einen Überblick über die klassischen Möglichkeiten in der Optimierung. Theoretisch könntest Du den zweiten Schritt „Merging & Hygiene“ überspringen und direkt hier einsteigen. Da es aber aus SEO-Sicht sinnvoller ist, erst einmal aufzuräumen und sich einen Überblick zu schaffen, entgehst Du der Gefahr, Arbeiten doppelt oder sogar sinnlos zu machen.
Schauen wir uns nun die Punkte an, die Du angehen solltest:
Die einfachste Maßnahme ist die Anpassung von Meta-Titles und Meta-Descriptions. Der Meta-Title und die Meta-Description nehmen an Relevanz stark zu. Das liegt unter anderem daran, dass Google den Fokus seit Jahren auf den User-Intent richtet. Versuche daher hier deine wichtigsten Suchbegriffe zu nutzen und beschreibe das Thema sinnvoll. Dazu sollte der Title nicht länger als 60 Zeichen sein.
Ein hilfreiches Tool zur Überprüfung hierfür ist Ryte, der serpsimulator oder noch das Google Snippet Optimizer.
Abbildung 4: Übersicht aller Meta-Titles und Meta-Descriptions unter “Website-Success > Inhalt”
Eine weitere Maßnahme ist es, die Überschriften innerhalb eines Artikels oder eines Textes anzupassen. Überprüfe, ob das Thema sinnvoll in Überschriften beschrieben wird und verwende Deine semantisch ähnlichen Suchbegriffe, um die Relevanz zu erhöhen. Vor allem in Bereichen, die eher News-lastig sind, kann dies bereits schnelle Erfolge erzielen.
Etwas mehr Arbeit, aber definitiv lohnenswert, ist der Ausbau von weiteren Inhalten. Nehme Deinen Text und baue ihn mit relevanten Themen aus. Füge Absätze hinzu, die semantisch zum Thema passen.
Achte zudem darauf, ob für Suchbegriffe Featured-Snippets ranken. Falls ja, kannst Du Deinen Inhalt auf Direct-Answers optimieren und zusätzlich profitieren.
Abbildung 5: Featured-Snippet in den SERPs
Die interne Verlinkung ist immer noch ein wichtiger Bestandteil im SEO und sollte stets optimiert werden. Ein Quick-Win ist z.B., die Anzahl der internen Links auf die jeweilige URL zu erhöhen. Nutze dazu Ryte unter Website Success den Links-Bericht und überprüfe, wie viele Verlinkungen auf die zu optimierende URL verweisen.
Verlinke die URL von weiteren themenrelevanten Seiten aus dem Content. Dadurch wird die URL für Suchmaschinen als relevanter eingestuft.
Abbildung 6: Links-Übersicht in Ryte
Die Optimierung der Ladezeit ist aktueller denn je! Mobile-Indexing treibt das Thema zusätzlich voran. Aber auch abseits von SEO kannst Du durch eine Verbesserung der Ladezeit sehr viel erreichen. Allein die Conversion-Rate lässt sich damit stark beeinflussen.
Im Bereich der Ladezeit-Optimierung gibt es ebenfalls Quick-Wins, die Du nutzen kannst:
Abbildung 7: Ryte bietet unter “Performance > Ladezeiten” einen Bericht über die Ladezeiten
Auch im Bereich Offsite gibt es einige Potenziale, die mit wenig Aufwand genutzt werden können. Backlinks sind immer noch enorm wichtig und wird von Google in den Top 3 der Rankingfaktoren geführt. Natürlich ist der Offsite-Bereich ein großes Feld und benötigt in der Regel etwas mehr an Aufwand. Dennoch gibt es auch hier Quick-Wins, die sich verhältnismäßig schnell umsetzen lassen. Überlege Dir, welche Kooperationen oder Partnerschaften vorhanden sind und analysiere, ob die Domains auf Dich verlinken. Gerade durch Kooperationen können hochwertige relevante Backlinks gewonnen werden.
Eine weitere Möglichkeit ist das Broken-Link-Building. Das Ziel hierbei ist es, Backlinks zu finden, die auf eine 404-Seite verweisen. Hierfür kannst du die Google Operatoren nutzen, die sehr mächtig sein können. Hier ein Auszug der wichtigsten:
Operator | Bedeutung |
inurl: | Keywords in der URL suchen |
intitle: | …Keywords im Title suchen |
intext: | …Keywords im Text suchen |
site: | Ergebnisse einer Domain |
filetype: | Suche nach Dateityp |
related: | Ähnliche Domains |
Wenn Du z.B. auf Wikipedia „Tote Links“ finden willst, nutze einfach die Google-Suche site:de.wikipedia.org "[THEMA]" intext:"toter link". Dadurch werden Dir alle Artikel angezeigt, die einen Broken-Link besitzen. Nun musst Du nur noch einen hochwertigen Ersatz liefern und die Domain vorschlagen.
Es gibt noch viele weitere Möglichkeiten, wie Du Low Hanging Fruits optimieren kannst. Aber fürs Erste reichen die beschriebenen Maßnahmen aus, um erste Erfolge zu erzielen. Je nach Zielsetzung kommst Du bereits mit wenig Budget ans Ziel. Vergiss nicht, Deine Erfolge zu monitoren. Setze also die Search Console und Web-Analyse-Tools, um eine Erfolgskontrolle zu gewährleisten. Dann bleibt nur noch zu sagen: Viel Spaß beim Früchte pflücken!
Sicher, dass Suchmaschinen Deine Website crawlen können?
Teste Website SuccessVeröffentlicht am 22.10.2018 von Fabian Nesensohn.
Fabian studierte an der Hochschule Ravensburg-Weingarten „Angewandte Informatik“ und entdeckte in dieser Zeit seine Leidenschaft für Usability, Web-Analytics, Conversion-Optimierung und SEO. Seit fast sechs Jahren ist bei der xpose360 GmbH. Drei Jahre davon hatte er die Teamleitung im SEO und ist nun als Supervising Senior SEO angestellt. Zudem ist er u. a. für den fachlichen SEO-Bereich zuständig.
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