Es gibt unterschiedliche Experten-Meinungen zur Bedeutung von Voice Search, der Informationssuche im Web über digitale Sprachassistenten. Die einen behaupten, es sei nur ein Hype, der schon bald vom nächsten abgelöst würde. Andere sind der festen Überzeugung, dass sich Voice Search gegenüber traditioneller Suche via Tastatur durchsetzen wird.
Die Ergebnisse aktueller Studien wie beispielsweise die von PricewaterhouseCoopers LLP (PwC) zeigen heute schon deutlich, dass die Nutzung von digitalen Sprachassistenten steigt und dass sich auch zukünftig immer mehr Nutzer vorstellen können, über Sprachbefehle nach Informationen im Netz zu suchen oder einzukaufen. Das sollte Unternehmen wachrütteln, sich ernsthaft mit Voice Search SEO zu beschäftigen.
Wer kennt sie nicht, die digitalen Sprachassistenten Siri, Alexa, Cortana oder Google Assistant? Seit einigen Jahren ist die Sprachtechnologie, die auf künstlicher Intelligenz basiert, bereits im Einsatz und wird ständig weiterentwickelt. Im vergangenen Jahr waren sich Experten wie Amy Webb, Scott Galloway oder Mary Meeker auf den großen Online-Marketing-Veranstaltungen einig, dass das Internet zum Internet of Voice mutiert, wie Benjamin Werner von Fischer-Appelt hier schreibt.
Wie sieht es um die aktuelle Nutzung von Voice Search aus? Und wie (gut) vorbereitet sind die Unternehmen mit ihren Inhalten?
Nach einer repräsentativen Umfrage von PwC, bei der im Jahr 2018 über 1.000 US-Amerikaner zwischen 18 und 64 Jahre online befragt wurden, kennen sich nur 10 Prozent überhaupt nicht mit Sprachassistenten bzw. mit Voice Search aus. Demgegenüber geben 72 Prozent an, schon einmal Sprachassistenten ausprobiert zu haben oder aktuell zu nutzen. Fast jeder dritte Nutzer gibt Sprachbefehle über sein Mobilgerät zu Hause ein und weniger in der Öffentlichkeit.
Abbildung 1: Vergleich gewünschte und genutzte Anwendungen digitaler Sprachassistenten (Quelle)
Deutsche sind etwas verhaltener, was das Thema Voice Search betrifft. Studienergebnisse von Bitkom Research aus dem Jahr 2018 (eine Studie für 2019 liegt noch nicht vor) zeigen die gewünschten und genutzten Anwendungen digitaler Sprachassistenten im Vergleich (siehe Abbildung). 21 Prozent der Deutschen nutzt Sprachassistenten für die Informationssuche in Suchmaschinen, 41 Prozent der Befragten wollen das gerne tun. Noch ein Jahr zuvor konnten sich nur 30 Prozent vorstellen, digitale Sprachassistenten für die Informationssuche im Web zu nutzen, wie eine andere Studie ebenfalls von Bitkom Research zeigt.
Die Informationssuche im Internet via Sprachassistenten ist das eine. Es mag für manche eine Spielerei sein, digitale Sprachassistenten zu nutzen. Es ist aber auf jeden Fall einfacher, eine Suchanfrage ins Mobilgerät zu sprechen, als sie einzutippen. Vor allem dann, wenn Du sowieso gerade mit etwas anderem beschäftigt bist, zum Beispiel mit Autofahren oder Kochen.
Die Entwicklung zeigt ganz deutlich, wohin die Reise geht. Voice Search ist zwar momentan eher noch für die weniger komplexen Suchanfragen, wie Wettervorhersage, Sportergebnissen, Kochrezepte, Öffnungszeiten oder Filialadressen interessant. Bald schon könnten aber die Nutzer ihre Suchanfragen auch für komplexere Bedürfnisse über Sprachbefehle ausweiten und sogar vermehrt mithilfe ihrer Stimme einkaufen. Nach einer Studie von Yext wickeln bereits 16 Prozent der Deutschen ihr Onlineshopping über die Sprachtechnologie ab.
Wer wettbewerbsfähig bleiben will, sollte Voice Search SEO ernst nehmen. Denn die Suchmaschinenoptimierung gestaltet sich für die Stimme anders als für Text. Wenn Du es schon einmal selbst ausprobiert hast, wirst Du merken, dass Dir Google bei einer Sprachsuche zum Teil andere Ergebnisse ausspuckt, als bei einer Textsuche. Gib zum Beispiel in der Google-Suche “wo kann ich tauchen lernen” ein. Sprich zum Vergleich über die Sprachfunktion in deiner Google App auf dem Smartphone das Gleiche ein. Du wirst bemerken, dass Dir Google unterschiedliche Anzeigen und auch organische Suchergebnisse anzeigt.
Abbildung 2: Vergleich Google-Ergebnisse (links: Desktop-Suche, rechts: Suche via Sprachassistent über das Smartphone)
Featured Snippets – Vergiss Platz 1, auf die Position Zero kommt es an!
Die meisten Suchanfragen über digitale Sprachassistenten erfolgen über das Smartphone. Hier erscheint zunächst nur ein Suchergebnis, nämlich das auf der Position Zero. In 30 Prozent aller Suchanfragen bei Google werden die sogenannten Featured Snippets angezeigt, die eine direkte Antwort auf die Frage des Nutzers geben soll. Google zieht automatisch passende Inhalte aus Webseiten heraus, um sie für den Nutzer hervorzuheben. Wie Du mit einem Featured Snippet rankst, erfährst Du im Artikel Wie Du von Voice Interactions profitieren kannst.
Schema Markup – Bestimme, was vorgelesen wird
Nutze das Auszeichnungssystem von Schema.org und deklariere im Quelltext die Passagen und Bereiche Deiner Website, die durch Google vorgelesen werden sollen. Mit strukturierten Daten erhöht sich die Chance auf die Position Zero in den Suchergebnissen.
Herausragender Content – Laute Lesbarkeit ist Pflicht
Während in der herkömmlichen SEO Headlines, Zwischenüberschriften und Aufzählungen wichtig sind, kommt es bei der Voice Search SEO auf den natürlichen Sprachfluss an. Nutzer sprechen eher ganze Sätze oder auch Fragen. Dass es auf hochwertigen Inhalt ankommt und weniger auf Keyword Stuffing, wissen wir schon seit einigen Jahren. Für Voice Search SEO wird dieser Aspekt noch bedeutender.
W-Fragen – Deine Antwort muss passen
In manchen Fällen eignet sich sogar ein eigener FAQ-Bereich, in dem Du passende Antworten auf die wichtigsten W-Fragen wie Wer, Wie, Was zu Deinem Produkt oder Deiner Dienstleistung gibst. Welche Fragen sich Deine Zielgruppe stellen könnte, kannst Du zum Beispiel über Tools wie ‚Answer the public‘ oder Googles ‚People also ask‘ herausfinden.
Longtail Keywords – Werde zum Nischenhelden
Der natürliche Sprachfluss erlaubt Dir, längere und durchgängige Textpassagen zu schaffen und von kurzen Keywords wegzukommen. Mit Longtail Keywords positionierst Du Dich in Deiner Nische. So steigt Deine Chance auf eine bessere Platzierung in den Suchergebnissen.
Page Speed – Fahre in der Formel 1 mit und nicht beim Seifenkistenrennen
Wer die Sprachsuche nutzt, hat es meist eilig und möchte nicht lange warten, bis eine Webseite lädt. Sorge dafür, dass die Ladegeschwindigkeit Deiner Website nicht über 1,5 Sekunden liegt.
Mobile UX – Mach Deinen Content mobil erlebbar
Die Sprachsuche wird hauptsächlich auf Mobilgeräten wie dem Smartphone genutzt. Daher ist es logisch, dass Deine Website mobil optimiert und responsiv sein sollte, denn sonst wirkt sich das negativ auf das Ranking aus, und Du hast keine Chance auf die Position Zero.
Lokale Suchanfragen - …in meiner Nähe
Suchanfragen über digitale Sprachassistenten haben oft einen lokalen Bezug. Du bist beispielsweise gerade unterwegs und suchst nach einem italienischen Restaurant für das Abendessen. Oder Du möchtest Samstagabend noch schnell etwas im Baumarkt besorgen und fragst nach den Öffnungszeiten. Für diese Suchanfragen ist es wichtig, ein aktuelles Google My Business Profil zu haben und darauf zu achten, dass alle Angaben korrekt sind. Empfehlenswert ist auch die Verwendung von entsprechenden Tags, einer Meta Description und im Anchor Text die Phrase "in meiner Nähe".
Manche Empfehlungen, wie Longtail Keywords, Page Speed oder Mobile UX gelten natürlich genauso für die gewohnte Suchmaschinenoptimierung. Wenn Du Deine Website für Voice Search optimieren möchtest, nimm Dir am besten alle hier genannten Punkte gleichermaßen zu Herzen. Siri & Co. werden Dich dafür lieben.
Nach getaner Arbeit frag doch mal: “Hey Google, bin ich mit meinem Unternehmen (...) schon auf Platz 1?” 😉
Veröffentlicht am May 14, 2019 von Petra Jahn-Firle