Jakob Nielsen


Jakob Nielsen ist Autor, Redner und Berater im Bereich Usability von Software- und Webanwendungen. Er ist Mitbegründer der Nielsen Norman Group, die Forschung, Training und Beratung im Bereich User Experience betreibt und als Dienstleistungen anbietet. Darüber hinaus hat Jakob Nielsen einen Doktortitel der DTU (Dänemarks Technischer Universität) bei Kopenhagen inne und gilt als wichtige Stimme, wenn es um die Benutzerfreundlichkeit von Software- und Webanwendungen geht.

Allgemeine Informationen

Bereits in den Achtzigern veröffentlichte Nielsen zahlreiche Aufsätze, die sich der Interaktion zwischen Mensch und Maschine widmeten. Anfangs arbeitete Nielsen an textbasierten Benutzerschnittstellen für Großrechner, bevor er sich mit Apple's Macintosh und grafischen Benutzerschnittstellen befasste.

Laut Nielsen waren diese Themen äußerst hilfreich für spätere Interessenfelder, denn die ersten Webanwendungen waren ebenfalls textbasiert in Sachen Interaktion und Dialog. Zentrale Themen seiner frühen Tätigkeit waren die Discount Usability und die Frage, wie sich die Gebrauchstauglichkeit von Online-Applikationen erhöhen lässt.[1] Durch den Ansatz der Discount Usability wurde er weitgehend bekannt. Seine drei wichtigsten Thesen lauten sinngemäß:[2]

  • Vereinfachte Praxistests: Tests mit wenigen Nutzern, einem Fokus auf qualitative Studien in Form von Bewertungsbögen und Interviews sowie der Nutzung der Thinking Aloud Methode können ebenso hilfreich sein wie groß angelegte Studien.
  • Beschränkte Protoypen: Ein Design von User Interfaces kann ebenso gut auf dem Papier stattfinden, bevor das Programm am Computer geschrieben wird. Das ist schneller und einfacher zu testen.
  • Heuristische Evaluation: Das Design einer Benutzerschnittstelle wird gegen gängige Usability Gesetze – sogenannte Heuristiken – geprüft, daraufhin inspiziert und ggf. einem iterativen, sich wiederholenden Prozess unterworfen, indem die Anwendung im Hinblick auf die Heuristiken stetig verbessert wird.

Die Discount Usablity wurde zu einer Bewegung und Nielsen stellte ein Gegengewicht zu den damals üblichen, teuren quantitativen Methoden auf. Der Hintergrund für sein Konzept war schlichtweg ein kleineres Budget seiner akademischen Tätigkeit im Vergleich zu den Budgets der Industrie. Der Ansatz hat aber auch Implikationen, die heutzutage bei Software und Webprojekten wichtige Rollen spielen. Beispielsweise Werte wie Return on Investment, Accessibility oder Crowdtesting. Zudem prägte Nielsen den Begriff der „Ein Prozent Regel“, wonach nur etwa ein Prozent einer Online-Community aktiv Inhalte generieren und ein großer Teil nur mitliest.

Praxisbezug

Nielsen gilt vielen als Vordenker der Usability. Er griff damals gängige Ideen auf, wie er selbst betont, und entwickelte diese gemäß seinen Möglichkeiten weiter. Das Konzept der Discount Usability war aus der Not gewachsen, aber Nielsen blieb auch später mit geschäftlichem Erfolg seinen Prinzipien treu. Seiner Meinung nach haben sich die Grundlagen der Benutzerfreundlichkeit kaum verändert: So sollte man sich vor dem Start des eigentlichen Webdesigns auf den User konzentrieren und Feldstudien realisieren.

Während des Webdesigns kommen dann empirische Untersuchungen hinzu, wobei Nielsen hier den Fokus auf qualitative statt quantitative Untersuchungen legt. Und jeder Design-Prozess sollte iterativ sein; er sollte sich selbst wiederholen, um wichtige Änderungen vor dem Launch einer Software, Webanwendung oder App machen zu können.[3]

Bedeutung für die Usability

Nielsens Ansatz der Discount Usability gehört heute zu den Standards im Bereich Benutzerfreundlichkeit. Insbesondere die heuristische Evaluation und das iterative Design bzw. die agile Softwareentwicklung konnten sich durchsetzen. Nielsen betont aber auch, dass Software und Webanwendungen möglichst einfach sein sollten: Ein minimalistisches Konzept ist für den User einfacher zu nutzen als aufwendige Applikationen, die mit Flash, JavaScript oder anderen Sprachen umgesetzt werden. Gerade dieser Punkt hat Schnittmengen mit der Suchmaschinenoptimierung, wo Suchmaschinen mit dieser Art von Quellcode nur wenig anfangen können.

Nielsens Konzepte lassen sich darüber hinaus auch auf mobile Anwendungen und Responsive Designs übertragen. Denn der Fokus auf den User bezieht auch dessen technische Gegebenheiten mit ein, zum Beispiel ein wesentlich kleineres Display und die technischen Möglichkeiten von Smartphones, Tablets und anderen mobilen Endgeräten. Wer der Usability einen hohen Stellenwert zugesteht, sollte sich mit Nielsens Konzepten vertraut machen.

Einzelnachweise

  1. Interview with Web Usability Guru, Jakob Nielsen . webdesignerdepot.com. Abgerufen am 26.06.2014.
  2. Discount Usability: 20 Years nngroup.com. Abgerufen am 26.06.2014.
  3. 25 Years in Usability webdesignerdepot.com. Abgerufen am 26.06.2014.

Weblinks