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9 SEO Basics für Profis – ein SEO hat viele Gesichter

Ein Dokument zu kreieren, das es in den Suchergebnissen bis auf Platz 1 schafft, ist weder eine Wissenschaft, noch eine Kunst, sondern ein Handwerk.

Als Handwerker des digitalen Zeitalters brauchst Du dafür jedoch nicht nur die Kreativität eines Künstlers, sondern auch die Methoden und das Know-How aus vielen anderen Bereichen. Als SEO bist Du...

  1. Der Marktforscher: So interpretierst Du Keyword-Daten richtig

  2. Der Psychologe: So entschlüsselst Du die User-Intention

  3. Der Organisator: Keyword-Kannibalisierung erkennen und verhindern

  4. Der Texter: So schreibst Du gute Texte

  5. Der Künstler: Content ≠ Text

  6. Der Verführer: So überzeugst Du mit Titles und Descriptions

  7. Der Analyst: Interne Verlinkung verstehen und nutzen

  8. Der Verkäufer: Wer nicht wirbt, der stirbt

  9. Der Spieler: verlieren probieren, um zu gewinnen

1. Der Marktforscher: So interpretierst Du Keyword-Daten richtig

Ein SEO erforscht den Markt zunächst meist über Keywords. Als Informationsquellen dienen verschiedene Tools, allen voran der Google Keyword-Planer. Um genau zu sein, betreibt ein SEO meist Sekundärforschung, indem er auf bereits vorhandene Daten zurückgreift. Das ist schade, gibt es doch z.B. mit Google Surveys einen vergleichsweise günstigen Weg auch selbst Daten zu erheben (Primärforschung) und damit die SEO Filterblase zu verlassen.

Mit den folgenden Tipps zur Erhebung, Verarbeitung und Aufbereitung von Keyword-Daten verhinderst Du Fragezeichen im Kopf des Adressaten.

Tipp 1: Clustere alle Keywords thematisch

In der Regel lassen sich diverse einzelne Keywords unter einem gemeinsamen Oberbegriff (Cluster) zusammenfassen, weil sie sich alle auf den gleichen Aspekt eines Themas beziehen. Dein Thema könnte z.B. "Lampen für die Beleuchtung von Wohnräumen sein", weil Dein Kunde einen Onlineshop für Lampen betreibt. Mögliche Cluster wären dann, je nach Sortiment:

  • Lampenart

  • Einsatzort

  • Material

  • Farbe

Häufig handelt es sich im Fall von Produkten um deren Merkmale. Suchvolumen gibt es auf dieser Abstraktionsebene meist nicht, jedoch eine Ebene darunter:

Lampenart

  • Stehleuchten

  • Tischleuchten

  • Pendelleuchten

  • Deckenleuchten

Einsatzort

  • Wohnzimmerlampen

  • Schlafzimmerleuchten

  • Esszimmerlampe

Material

  • Lampen aus Messing

  • Lampen aus Papier

Farbe

  • Schwarz Lampen

Zu der Ausprägung eines solchen Merkmals (Farbe=Schwarz) bestehen dann meist viele Keywords, manche können auch mehrere Aspekte gleichzeitig betreffen:

tabelle1-lampen

Tabelle 1: Beispiel für eine Clusterung von Keywords nach Produktmerkmalen

Mit einer Clusterung in dieser Form, schaffst Du einen Überblick über das untersuchte Thema und die Grundlage für eine Auswertung der gesammelten Daten.

Wichtig: Belastbare Cluster erhältst Du am besten nach dem “bottom-up”-Prinzip. Du recherchierst zunächst viele Keywords und findest bei deren Betrachtung automatisch Übereinstimmungen, die zu einer Bildung von Clustern führen.

Tipp 2: Aggregiere und visualisiere

Mit einer geclusterten Keywordliste wird es möglich einzelne Keywordsets miteinander zu vergleichen und diese zu priorisieren. Um das zu ermöglichen, solltest Du die Suchvolumina idealerweise je Cluster summieren. Visualisieren lässt sich das Ergebnis dann in Diagrammen:

Diagramm1

Diagramm 1: Summierte Suchvolumina je Lampenart.

Du erfährst damit, dass Deckenleuchten wesentlich häufiger gesucht werden als Tischleuchten und stützt Dich dabei nicht nur auf eine Vermutung oder das Suchvolumen eines einzelnen Keywords, sondern auf ein ganzes Set, aus hunderten oder tausenden von Keywords.

diagramm2

Diagramm 2: Summierte Suchvolumina je Material.

Noch interessanter wird es auf einer tieferen Ebene. Du stellst fest, dass Deckenleuchten eine besonders oft gesuchte Lampenart ist (siehe Diagramm 1) und gleichzeitig Holz ein viel gesuchtes Material für Lampen zu sein scheint (Diagramm 2). Wie sieht es aber bei einer Kombination dieser Aspekte aus, d.h. welches Material ist innerhalb welcher Lampenart besonders beliebt?

Tipp 3: Kombiniere die Daten aus mehreren Quellen

Du nutzt zur Keyword-Recherche den Google-Keyword-Planer? Das ist gut, damit bekommst Du aber "nur" die gleichen Daten, wie viele andere auch. Eine bessere Ausgangslage für Deine spätere Analyse erhältst Du durch die Nutzung weiterer Quellen für Keyword-Vorschläge:

  1. W-Fragen: https://answerthepublic.com/

  2. Google Suggests (auch reverse): https://www.hypersuggest.com/

  3. Suggests für Google, Youtube und Amazon: https://keywordtool.io/youtube

  4. Synonyme und Assoziationen: https://www.semager.de/keywords/

  5. Longtails mit wenig Wettbewerb: https://app.kwfinder.com/

Tipp 4: Betrachte die Suchvolumina des Google-Keyword-Planers kritisch

Wer kein Kampagnenbudget in Google AdWords hat, erhält über den Keyword-Planer nur noch ungenaue Daten zum Suchvolumen wie im folgenden Screenshot zu sehen.

Abbildung1-ungenaue-Daten-Keyword-Planer

Abbildung 1: Grobe Angabe des Suchvolumens im Google-Keyword-Planer.

Aber auch wer zahlt, kann sich nicht zu 100 Prozent auf die Angaben von Google verlassen, da oft mehrere Keyword-Varianten zusammengefasst werden, wie in Abbildung 2 zu sehen.

Abbildung2-Gruppierung-Keyword-Varianten

Abbildung 2: Gruppierung ähnlicher Keyword-Varianten.

Über einen Trick kannst Du aber dennoch genauere Daten erhalten, wie Du diese in Abbildung 3 findest.

Abbildung3-genaue-Daten-Keyword-Planer

Abbildung 3: Detaillierte Keyword-Daten über Leistungsprognosen im Keyword-Planer.

Wenn Du die nur groben Zahlen des Google-Keyword-Planers nutzt, läufst Du Gefahr Fehlentscheidungen zu treffen. Solltest Du Daten, wie in Tipp 2 gezeigt, aggregieren, dann können sich die Fehler durch die falschen Suchvolumina sogar potenzieren.

Tipp 5: Beziehe AdWords Wettbewerbs-Zahlen nicht auf SEO

Häufig werden neben dem Suchvolumen auch die Daten zu Wettbewerb und Klickpreis (CPC) aus dem Keyword-Planer mit in Keyword-Recherchen aufgenommen. Mache Dir und anderen dabei bewusst, dass es sich um Daten für das Google AdWords System handelt. Ist der Wettbewerb in AdWords hoch, trifft das meist auch auf die organische Suche zu, der Umkehrschluss ist aber nicht immer möglich. Ein Keyword kann bei AdWords einen geringen Wettbewerbswert haben, weil es kommerziell nicht interessant scheint, in der organischen Suche aber umkämpft sein. Auch die fehlende Saison zu bestimmten Keywords kann im Keyword-Planer den Anschein von wenig Wettbewerb erwecken.

Abbildung4-Saisonalitaet-Wettbewerb-Keyword-Planer

Abbildung 4: Wettbewerb zu Oster- und Weihnachtsdekoration bei Abfrage im Dezember.

Besser zur Einschätzung des SEO Wettbewerbs zu einem Keyword geeignet sind:

  • Anzahl der Suchergebnisse

  • Verbreitung des Keywords im Title der Top 10

  • Art und Stärke der Domains in den Top 10

Abbildung5-Hoher-organischer-Wettbewerb-Osterdekoration

Abbildung 5: Anzahl Suchergebnisse, Optimierung von Titles und Stärke der Domains deutet auf hohen Wettbewerb zu "Osterdekoration" hin, obwohl Google einen niedrigen Wert ausgibt.

2. Der Psychologe: So entschlüsselst Du die User-Intention

Keywords lassen sich nicht nur thematisch ordnen, sondern auch in verschiedene Keyword-Arten unterteilen:

  • Informationsorientiert: der Nutzer sucht Informationen

  • Kommerziell: der Nutzer hat eine klare Kaufabsicht

  • Transaktional: ähnlich zur kommerziellen Intention, wobei der Abschluss keinen Kauf darstellt, sondern z.B. auch ein kostenloser Download sein könnte

  • Navigational: der Nutzer möchte zu einem bestimmten Anbieter gelangen

Noch wichtiger als diese Form der Klassifizierung ist jedoch die möglichst genaue Einschätzung der User-Intention eines einzelnen Keywords, für das Du optimieren willst. Häufig kannst Du die eigentliche Absicht hinter einem Keyword nicht direkt an selbigem ablesen, sondern musst versuchen die implizite User-Intention zu entschlüsseln.

In welcher Situation befindet sich der Nutzer?

Was will jemand sehen, der bei Google "Deckenbeleuchtung" sucht? Möchte er einen Deckenstrahler kaufen? Sucht er Inspirationen? Sucht er eine Deckenbeleuchtung für das Wohnzimmer oder für den Flur? Ist eine Lampe gewünscht oder eher LED-Spots? All das verrät uns der Nutzer mit seiner Suchanfrage nicht. Google weiß es aber:

Abbildung6-SERP-Deckenbeleuchtung-User-Intention

Abbildung 6: User-Intention über die Suchergebnisseite einschätzen.

Folgendes verrät ein erster Blick auf die Suchergebnisseite (SERP) zu "Deckenbeleuchtung":

  • Aufgrund der Einblendung von Google Shopping Ergebnissen, scheint zumindest ein signifikanter Anteil der Suchen eine implizit kommerzielle Ausrichtung zu haben. Auch Amazon auf den organischen Plätzen 1 und 2 ist ein Indiz dafür.

  • Die direkte Integration von Bilder zeigt, dass diese eine wichtige Rolle für die Befriedigung der User-Intention spielen.

  • Die dargestellten Bilder bilden eine indirekte Form der Beleuchtung mit LEDs ab, Produktbilder von Lampen tauchen kaum auf.

  • Bei den Ergebnissen der Bildersuche handelt es sich um Fotos, die einen inspirierenden Charakter haben. Auch das organische Ranking von Pinterest auf Platz 3 bestätigt das.

  • Im unteren Teil der Top 10 (Abbildung 7) wird aber erneut das kommerzielle Endziel des Users deutlich (Ergebnis von ikea.com).

  • Die ähnlichen Suchanfragen zeigen dagegen, dass die dominante User-Intention informativer Natur zu sein scheint.

Abbildung7-Aehnliche-Suchanfragen-User-Intention

Abbildung 7: Ähnliche Suchanfragen bei Google geben Aufschluss über User-Intention.

Der Nutzer möchte am Ende vielleicht kaufen, vorher aber informiert und inspiriert werden. Es lohnt sich also in Shops beides anzubieten, die Möglichkeit zum Kauf sowie Informations- und Inspirationsquellen für die Recherche vorher.

3. Der Organisator: Keyword-Kannibalisierung erkennen und verhindern

Je mehr Content Du erstellst, desto mehr Struktur und Planung benötigst Du. Ein wenig beachtetes Phänomen, das durch immer länger werdende Texte an Bedeutung gewinnt, ist die sogenannte Keyword-Kannibalisierung. Diese beschreibt den Zustand mehrerer sich thematisch überschneidender Seiten, die sich damit in Bezug auf ein Keyword im Weg stehen können. Google weiß dann häufig nicht mehr, welche Seite nun die relevantere ist. Die Folge können instabile Rankings unter wechselnder URLs sein.

Für das Keyword "LEDs" rankt die Domain licht.de sowohl mit einer Seite über die Entsorgung von LEDs wie auch einer Seite zur Farbwiedergabe auf Seite 2 (Abbildung 8).

Abbildung8-Doppelranking-Anzeichen-Keyword-Kannibalismus

Abbildung 8: Doppelranking als Anzeichen für Keyword-Kannibalismus.

Verhindern kannst Du Keyword-Kannibalismus im Vorfeld mit einer Prüfung eines Themas bzw. Keywords über die Google Site-Abfrage. So siehst Du schnell, ob es überhaupt schon ein Dokument gibt, in dem Dein Keyword auftaucht oder das dafür relevant ist.

Abbildung9-Google-Site-Abfrage

Abbildung 9: Site-Abfrage zur Untersuchung einer Domain auf ein bestimmtes Thema hin.

Im Falle von licht.de wird schnell deutlich, dass es diverse URLs zu einzelnen Aspekten von LEDs gibt, jedoch noch keine Seite, die als Einstieg in das Thema dienen kann und dieses ganzheitlich (holistisch) behandelt. So konkurrieren immer wieder die Artikel zu bestimmten Einzelaspekten wie der Entsorgung, Farbwiedergabe oder Vorteilen miteinander und verhindern damit ein stabiles Top-Ranking im Shorthead ("LEDs").

Erkennen lässt sich eine Keyword-Kannibalisierung manuell durch Suche bei Google oder über Daten aus der Google Search Console. Am besten ermittelst Du diese Daten über SEOToolsforExcel. So erhältst Du über wenige Klicks einen Überblick über alle Keywords, für die Impressionen durch verschiedene URLs generiert wurden. Über den Download der Daten direkt aus der Search Console erhältst Du diese Verknüpfung nicht.

  1. Google Search Console -> Search Analytics in SEO Tools for Excel öffnen

  2. Verknüpfung mit der Search Console herstellen und passende Site auswählen

  3. Als Felder auswählen: Query, Page, Impressions, Position

  4. Über Excel-Formel („zählenwenn“) Anzahl der URLs zu einem Keyword ermitteln

Abbildung10-Search-Console-Daten-in-Excel-abrufen

Abbildung 10: Search Console Daten abrufen mit SEO Tools for Excel.

Abbildung11-Keywords-mit-Impressionen-auf-mehreren-URLs-finden

Abbildung 11: Keywords Filtern, für die mehrere URLs Impressionen generieren.

Nun hast Du alle aktuellen Doppelrankings auf einen Blick zur Weiterverarbeitung in Excel und musst nur noch entscheiden, ob es sich um eine schädliche Keyword-Kannibalisierung oder ein nützliches Doppelranking handelt.

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Abbildung 12: Doppelranking zum Keyword "Kiefernholz Farbe" der Domain wohnmoebel-blog.de.

4. Der Texter: So schreibst Du gute Texte

Zwar musst Du als SEO nicht selbst ein Profi-Texter sein, solltest aber trotzdem wissen was einen guten Text auszeichnet. Denn nur dann bist Du in der Lage einen solchen Text zu beauftragen und anschließend dessen Qualität zu beurteilen.

Tipp zur Recherche

Einen guten Einstieg in ein Thema findest Du z.B. über die WDF*IDF Analyse von Ryte. Die Ergebnisse zeigen Dir in welcher Wortwolke Du mindestens recherchieren und schreiben solltest, um relevant zu sein.

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Abbildung 13: WDF*IDF Analyse in Ryte zum Keyword "Holzpflege".

Tipps zum Schreiben

1. Lebendige Sprache mit Metaphern: erzeuge Bilder im Kopf Deiner Leser, aber bitte nicht solche, die längst verstaubt sind. Wann die Halbwertszeit einer Metapher vorüber ist, erkennst Du daran, dass sie im normalen Sprachgebrauch angekommen ist. Statt eine "maßgeschneiderte Lösung" (tote Metapher) zu bieten, könnte Deine Lösung auch passen wie ein Neoprenanzug.

2. Fremdwörter vermeiden: nicht jeder Deiner Leser hat das große Latinum bestanden oder eine Leidenschaft für Anglizismen. Damit Dein Inhalt gut ankommt, sind keine hochtrabenden Formulierungen nötig, die auf Deine Leser unangenehm wirken können.

3. Kurze Sätze: schreibe mehr Hauptsätze. Nebensätze haben ihre Berechtigung, machen Deine Sätze aber oft unnötig lang.

4. Werde konkret: statt generische Bezeichnungen solltest Du lieber konkrete Ausprägungen eines Sammelbegriffs nennen. Von einem "Porsche 911" zu sprechen, transportiert in der Regel mehr Emotion als wenn “nur” von einem Sportwagen die Rede ist. Eine "alte Eiche" erzeugt ein deutlich konkreteres Bild als ein "Baum".

5. Füllwörter weglassen: Du beziehungsweise Deine Leser sollen sozusagen möglichst viel Inhalt in schlichtweg wenig Wörtern erhalten.

6. Verzichte auf unnötige Details: Brillant sein heißt scharfe Kanten haben. Dein Text braucht deshalb klare Grenzen. Frage Dich bei Details deshalb immer, ob es sich um wichtige Feinheiten für das vorliegende Thema handelt oder Du damit gerade ein neues Thema eröffnest.

7. Positiv formulieren: Die rechte Gehirnhälfte versteht kein "Nein". Bei negativen Formulierungen und positive Formulierungen durch doppelte Verneinung läuft die Verarbeitung im Gehirn deshalb mit angezogener Handbremse. Zur Veranschaulichung: Stelle Dir bitte keine blauen Links in der Suchergebnisseite von Google vor. Geht nicht!

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Los geht’s!

5. Der Künstler: Content ≠ Text

Ein Leser einer Zeitung befindet sich meist in einer entspannten Situation. Er ist nicht auf der Suche nach bestimmten Informationen und steigt über die Titelseite ein. Der Leser Deiner Webseite dagegen besucht nicht immer zuerst die Startseite und kommt häufig über eine Suchmaschine. Er ist auf der Suche nach konkreten Informationen. Noch schlimmer, Dein User kann sogar unter Zeitdruck sein, in einer hektischen Umgebung. Zu allem Überfluss ist die Konkurrenz auch nur einen kostenlosen Klick weit entfernt, anders wie bei einer Zeitung.

Genau daran orientiert sich auch das Leseverhalten:

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Abbildung 14: Leseverhalten im Internet (Quelle: Eric Kubitz - Der Neandertaler im Web Shop).

Diesem geänderten Leseverhalten wirst Du am besten gerecht mit:

  • Aussagekräftiger Headline (mit Hauptkeyword)

  • Intro und Fazit

  • Kurzen Absätzen (ca. 5 bis 10 Zeilen)

  • Zwischenüberschriften

  • Aufzählungen (klingt abgedroschen, aber funktioniert!)

  • Bildern (mit Bildunterschrift)

  • Infografiken

  • Fettschrift

  • Tabellen

  • Infokästen

Durch diese Elemente werden Ankerpunkte geboten, die dem User helfen zu entscheiden, ob er vom Skimmer zum Scanner und vom Scanner zum Leser werden möchte. Fehlen diese Blick-Anker, sind Skimmer und Scanner u.U. sofort wieder weg und damit ein großer Anteil an Besuchern. Die optische richtige Gestaltung von Text, sowie eine Nutzung von weiteren Contentarten, ist deshalb erfolgsentscheidend für die positiven Nutzersignale, die Du als SEO heute brauchst.

6. Der Verführer: So überzeugst Du mit Titles und Descriptions

Der erste Kontaktpunkt zwischen Deiner Seite und dem User findet, wenn es um Suchmaschinen-Traffic geht, über das Suchergebnis statt. Das sogenannte Snippet besteht aus Title, Description und URL. Je nach Keyword und Optimierung, kann das Snippet auch um weitere Informationen angereichert werden (Rich-Snippets).

Um den User zum Klick zu verführen, sollte Dein Snippet:

  • Relevant sein

  • Vertrauen erzeugen

  • Stimulieren

  • Sicherheit garantieren

  • zum Handeln animieren

Eine Grundrelevanz erzeugst Du bereits durch die Nennung des Keywords in Title und Description. Wie wichtig das nach wie vor ist, beweist die Fettung des Keywords durch Google innerhalb der Description und die Ersetzung vieler Descriptions, sofern das Keyword darin nicht vorkommt.

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Abbildung 15: Ersetzung der hinterlegten Description in Abhängigkeit vom gesuchten Keyword (Wellnessurlaub vs. Wellnesswochenende).

Vertrauen bekommst Du nicht nur durch offensichtlich dafür stehenden Elemente wie Bewertungssterne, sondern auch durch die Nennung trust-starker Bezeichnungen. Ist Dein Produkt z.B. TÜV geprüft oder Made in Germany? Bist Du die Nr. 1 in Deiner Branche? Schreibe das in die Description.

Tipp: Generell sind Zahlen von Vorteil (vor allem ungerade), weil diese mehr Aufmerksamkeit ziehen als Buchstaben.

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Abbildung 16: Beispiel für ein optimiertes Snippet für das Keyword "Massivholzmöbel".

Zum Klick stimulieren kannst Du User mit Alleinstellungsmerkmalen und Handlungsaufforderungen. Bietest Du kostenfreie Beratung? Bearbeitest Du Bestellungen besonders schnell oder hast außergewöhnliche Garantieleistungen im Angebot? In Kombination mit Sonderzeichen und Call-To-Action Formulierungen animierst Du zum Klick (Abbildung 16).

Handelt es sich um ein seriöses Angebot? Nicht nur eine SSL-Verschlüsselung über https:// gibt Deinem User ein sicheres Gefühl, auch der Domainname, die URL und fehlerfrei formulierte Titles und Descriptions helfen dabei.

Damit Deine Website überhaupt gefunden wird, solltest Du nach wie vor unbedingt Dein Hauptkeyword und ggf. auch die Nebenkeywords in Title und Description unterbringen. Seit kurzem werden übrigens längere Descriptions in den Suchergebnissen ausgespielt (siehe Abbildung 15).

7. Der Analyst: Interne Verlinkung verstehen und nutzen

Mit der Einbindung eines Dokuments über die interne Verlinkung einer Domain, bestimmst Du maßgeblich dessen Erfolg. Denn für die allermeisten Dokumente existieren keine externen Links, die Google als Ranking-Signal nutzen könnte, weshalb die Gewichtung innerhalb einer Domain eine oft unterschätzte Rolle für das Ranking spielt.

Wovon intern verlinken?

Der Knackpunkt: nicht alle Dokumente innerhalb der Domain können denselben Fokus erhalten. Jeder Link, den Du einer Seite gibst, ist gleichzeitig ein Link weniger für andere Seiten. Nur mit einer Analyse der Linkstruktur erzielst Du deshalb das optimale Ergebnis.

Ähnlich wie bei externen Links (Backlinks) geht auch bei der internen Verlinkung Qualität vor Quantität. Nicht jede Seite auf Deiner Domain hat gleich viel Linkpower zu vererben. Welches die stärksten Seiten sind, über die Du mit einem internen Link am meisten bewegen kannst, zeigt Dir die Verteilung des OPR (OnPageRank) in Ryte.

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Abbildung 17: OPS Verteilung in Ryte - Welche Seiten haben am meisten Power?

Was ist ein guter interner Link?

Bei externen Links stellst Du Dir diese Frage andauernd, aber bei internen Links? Vieles lässt darauf schließen (z.B. dieses Google Patent), dass Links (auch interne) nicht nur über den Status der Domain, die diese vergibt, bewertet werden. Auch die Klickwahrscheinlichkeit scheint entscheidend dafür zu sein, wie stark ein Link zieht oder nicht.

Um die Klickwahrscheinlichkeit für einen internen Link zu erhöhen, muss dieser zwei Anforderungen erfüllen:

  1. Relevanz

  2. Prominente Platzierung

Relevant ist ein Link dann, wenn er thematisch zum Thema einer Seite passt, gleichzeitig aber auch innerhalb des spezifischen Gedankens, den ein Absatz oder Satz transportieren soll, Sinn macht. Nicht zuletzt ist auch der verwendete Linktext entscheidend dafür, ob der Link als relevant wahrgenommen wird.

Relevanz alleine reicht aber nicht aus. Damit auch Skimmer und Scanner auf den Link klicken, muss dieser optisch gut erkennbar und möglichst in einem zentralen Bereich der Website platziert sein.

8. Der Verkäufer: Wer nicht wirbt, der stirbt

Ob Du es mit Deinem Dokument auf Platz 1 schaffst, hängt nicht nur davon ab, wie gut Dein Stück Content im Vergleich zum Wettbewerb ist, sondern vor allem davon, ob es populär ist. Denn OffPage-Signale, allen voran Backlinks, sind noch immer das Salz in der Ranking-Suppe. Dass sich guter Content von selbst durchsetzt ist ein Mythos. In den meisten Fällen solltest Du selbst dafür sorgen, dass Dein Content geliked, geteilt oder verlinkt wird. Damit das gelingt, wäre es von Vorteil, dass Du ein guter Verkäufer bist, denn guten Content gibt es heute im Überfluss.

Manche Online-Marketer empfehlen 80% der zur Vergütung stehenden Zeit in die Vermarktung des Contents zu stecken und nur 20% für dessen Erstellung aufzuwenden. Ob 20% reichen, um wirklich einzigartigen Content zu produzieren, kann man in Frage stellen, nicht jedoch die grundsätzliche Aussage. In jedem Fall solltest Du eine Menge Zeit in die Verbreitung Deiner Inhalte stecken, die Du so mühevoll produziert hast. Noch bevor Du Content erstellst und geeignete Quellen zur Verbreitung Deines Contents recherchieren kannst, solltest Du wissen wer Deine Zielgruppe ist und wo sich diese aufhält.

1. Vermarktungsquellen recherchieren

Für eine Recherche nach einzelnen Personen eignen sich Social Media Plattformen wie Facebook und Twitter oder Business-Netzwerke wie XING besonders gut. Dafür brauchst Du aber nicht unbedingt selbst einen reichweitenstarken Account oder Kontakte zu Influencern. Postings in themenspezifischen Gruppen, die Dir z.B. in XING und Facebook zu Verfügung stehen, können sogar noch besser geeignet sein, um Deinen Content beim passendem Zielpublikum zu platzieren.

Um Backlinks zu generieren, die Deinen Content bei Google nach vorne bringen, benötigst Du Websites außerhalb von Social Media, die auf Deinen Content verweisen. Für eine gezielte Recherche nach Websites bei Google kannst Du Deine Suche über folgende Parameter spezifizieren:

Operator Einsatz zur Recherche Fragestellung Beispiel

site Suche nach bestimmten Inhalten auf einer Domain oder in einem Verzeichnis. Gibt es Dein Thema auf dieser Website schon? site:ryte.com seeding
intitle / allintitle Suche nach Dokumenten, die einen oder mehrere Begriffe im Title stehen haben. Auf welchen Dokumenten ist Dein Keyword der Fokus? intitle:seeding allintitle: content marketing
inurl / allinurl Suche nach Dokumenten, die einen oder mehrere Begriffe in der URL nutzen. Auf welchen Dokumenten ist Dein Keyword der Fokus? intitle:seeding allintitle: content marketing
intext / allintextSuche nach Dokumenten, in denen ein oder mehrere Begriffe im Text vorkommen.Auf welchen Dokumenten wird Dein Keyword genannt? intext:seeding allintext:content marketing
related Suche nach verwandten Seiten. Welche ähnlichen Websites gibt es noch? related:facebook.com
+ Suche, bei dem das mit + angegeben Wort zwingend vorkommen muss. Welche Dokumente nutzen einen bestimmten Begriff? +onpage seo
Suche unter Ausschluss des mit – angegebenen Begriffs.Welche Dokumente beschäftigen sich mit Deinem Keyword X aber gleichzeitig nicht mit Keyword Y?onpage seo -ryte.com

Tabelle 2: Wichtige Such-Operatoren zur Recherche nach Vermarktungsquellen

Als Ergebnis erhältst Du eine Long-List mit thematisch passenden Seiten, die Du anschließend mit SEO-Metriken bewerten und klassifizieren kannst.

2. Den richtigen Content zur richtigen Zeit veröffentlichen

Jahreszeiten und Festtage sorgen bei vielen Produkten und Dienstleistungen für eine saisonale Nachfrage. Bei einigen Themen scheint außerdem die Aktualität die Qualität zu schlagen. Du hast deshalb beste Chancen für die Verbreitung Deines Contents, wenn dieser für Deine Zielgruppe gerade aktuell ist.

Um herauszufinden, was gerade heiß ist oder bald (wieder) wird, genügt gelegentlich ein Kalender, meist brauchst Du aber weitere Daten, wie diese Google Trends kostenlos liefert.

Für eine Silvesterreise interessieren sich viele Menschen z.B. ab Mitte des Jahres. Die stärkste Nachfrage gibt es im Oktober und einen weiteren Peak am Jahresende.

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Abbildung 18: Interesse für Silvesterreisen über 12 Monate hinweg.

Anders sieht das bei einem "Silvestermenü" aus, damit beschäftigt sich während des Jahres kaum jemand. Fast die gesamte Nachfrage kumuliert sich auf Ende Dezember.

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Abbildung 19: Interesse für Silvestermenü über 12 Monate hinweg.

Gedanken an den nächsten Sommerurlaub haben viele Menschen schon, wenn die Winterferien gerade erst vorbei sind.

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Abbildung 20: Starkes Interesse für Sommerurlaub im Januar.

Wenn Du Deinen Content erfolgreich verkaufen willst, prüfe deshalb unbedingt, ob Dein Bauchgefühl stimmt, wenn es um den richtigen Zeitpunkt für die Veröffentlichung geht.

3. Tipps zur Kontaktaufnahme

Du wirst es nicht vermeiden können in die Kommunikation zu gehen, wenn Dein Content erfolgreich werden soll. Auf keinen Fall solltest Du aber massenhaft E-Mails versenden, die auf ein und demselben Template basieren. Stattdessen helfen:

Kurz gehaltene Mails

Schreibe eine E-Mail zur ersten Kontaktaufnahme nie mit dem Gedanken Dir selbst Arbeit zu sparen, in dem Du für alle Eventualitäten vorab schon Antworten lieferst. Halte Deine E-Mail stattdessen so kurz wie möglich und wecke die Neugier des Empfängers für Deinen Content.

Echte Personalisierung

Gemeint ist nicht die persönliche Anrede, diese sollte selbstverständlich sein und darf aufgrund von z.B. abweichender Formatierung keinesfalls den Eindruck einer Vorlagenverwendung erwecken. Echte Personalisierung erreichst Du nur, wenn Du Dich vorher mit dem Empfänger der Nachricht beschäftigt hast und diese so formulierst, dass der Empfänger nicht austauschbar ist. Du musst dafür nicht zeigen, dass Du seinen Lebenslauf studiert hast und den Eindruck eines Stalkers erwecken, Kleinigkeiten können genügen.

Spannende Facts

Wenn Du mit der ersten E-Mail bereits Facts vermittelst, die dem Empfänger neu sind und einen Bezug zu ihm haben, ist das die beste Werbung für Deinen Content. Besonders gut funktioniert dafür die Formulierung: "Wusstest Du schon...?"

Das Reziprozitätsprinzip

Menschliches Handeln beruht auf Gegenseitigkeit. Wenn Du in Vorleistung gehst, erhöhst Du die Chancen eine Reaktion zu erhalten. Dafür kannst Du den Empfänger Deiner E-Mail z.B. zitieren oder einen Link auf seine Inhalte setzen. Wer sieht seinen eigenen Namen und seine Aussagen nicht gerne in einer Publikation?

9. Der Spieler: verlieren probieren, um zu gewinnen

Google ist in vielen Bereichen eine Blackbox, die Dich als SEO ständig herausfordert. Hier die Abstrafung von künstlichem Linkbuilding, dort die Umstellung auf einen mobilen Suchindex, immer wieder landet der Ball in Deiner Spielhälfte. Neuerungen bei Hardware und Algorithmen ändern außerdem stetig das Userverhalten, genauso wie über Nacht neue Marktteilnehmer kommen und gehen. Ein SEO ist deshalb bereit alte Wahrheiten über Bord zu werfen und Neues zu probieren, auch wenn er dabei Fehler macht. Nur über die Erhebung eigener Daten, eigene Experimente und die daraus resultierenden Learnings, bekommst Du den nötigen Wettbewerbsvorteil, den Du heute für Platz 1 brauchst.

Fazit: Als SEO musst Du alles können

Wenn Du neue Märkte erforschst, verlasse Dich nicht nur auf Tools und nutze verschiedene Quellen. Interpretiere nicht nur Zahlen richtig, sondern auch Menschen. Optimiere bis ins Detail, aber behalte dennoch den Überblick. Sei ein guter Analyst, aber trotzdem kommunikativ.

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Veröffentlicht am Feb 9, 2018 von Leonard Metzner