Content Farming


Die Begriffe Content Farming bezeichnen ein Geschäftsmodell im Internet, das Content in sehr hoher Frequenz produziert und durch Onlinewerbung monetarisiert. Der Content wird inhaltlich oft als wenig hochwertig betrachtet, da für die Erstellung die Menge der Suchanfragen und bestimmte Formate wie zum Beispiel Ratgeber, Tutorials oder FAQs herangezogen werden. Formal sind die Inhalte meist nach SEO-Kriterien optimiert, um hohe Rankings in Suchmaschinen zu erreichen. Das Ziel ist es, möglichst viele Artikel für möglichst viele Leser zu produzieren, um im nächsten Schritt Werbung in diesen Inhalten zu platzieren und einen hohen ROI zu generieren. Content Farms, auch als Content Mills bezeichnet, werden mittlerweile von Suchmaschinen jedoch kritisch betrachtet und teilweise durch Algorithmus-Updates in den Suchergebnissen herabgestuft.

Allgemeine Informationen zum Thema

Content Farms lassen Artikel entweder durch freie oder angestellte Autoren oder einfache Nutzer verfassen. Bevor die Artikel verfasst werden, findet eine Keyword-Recherche statt – unter Umständen auch automatisiert. Auf diese Weise soll herausgefunden werden, welche Schlüsselwörter und damit zusammenhängende Themen von Nutzern gesucht werden. Häufig gesuchte Begriffe haben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass mit ihnen auch Traffic generiert werden kann. Hoher Traffic führt zu mehr Erlösen aus Werbung. Dieses Prinzip ist bei den meisten Websites, die auf Content Farming setzen, ähnlich.

Da die Themenrecherche sich an dem Bedarf der Nutzer und den Vermarktungsmöglichkeiten richtet, werden derartige Geschäftsmodelle auch als Demand oder Scalable Media beschrieben. Einerseits wird versucht, eine Nachfrage zu bedienen, andererseits werden Themen identifiziert, die Traffic erzeugen und dieser Traffic wird mit unterschiedlichen Metriken gemessen. Wachstum wird meist forciert durch Growth Hacking und Viral Marketing, während die Performance einzelner Medieninhalte die Leitidee bildet.

Eines der ersten Unternehmen, das nach diesen Prinzipien arbeitete, war Demand Media. Mit einigem Erfolg konnte die dazugehörige Website eHow.com monetarisiert werden. Demand Media ist seit Anfang 2011 börsennotiert. Spätestens mit dem Google Update Panda änderte sich diese Erfolgsgeschichte und das Geschäftsmodell geriet in die Kritik. Weil eHow.com zu einem Großteil von Google-Traffic abhängig ist, wirkte sich das Update negativ auf die Besucherzahlen aus.[1] Websites wie Suite101.com, Ask.com oder Mahalo.com erging es ähnlich.

Funktionsweise

Content Farming beginnt mit einer Analyse von Suchanfragen, Trends und Themen, die für Nutzer aktuell interessant sind. Suchanfragen werden durch den Anbieter oder freie Autoren erfasst und nach bestimmten Kriterien sortiert. Beispielsweise Suchvolumina, zeitliche Entwicklung der Suchvolumina oder mögliche Werbeeinnahmen für bestimmte Begriffe. Diese Analyse erfolgt bei größeren Unternehmen teilweise automatisiert, indem Schnittstellen an Suchmaschinen angebunden werden. Mithilfe einer API werden relevante Daten an das Unternehmen übermittelt.[2] Ein Algorithmus sortiert die Suchanfragen und das Ergebnis ist eine Liste mit Begriffen und Themen, die potenziell einen hohen Vermarktungswert haben.

Dabei konzentriert sich die Analyse der Suchanfragen nicht nur auf generische Keywords mit hohem Suchvolumen oder sogenannte Moneykeys, sondern auch auf Longtailbereiche, Nischen und auf Phänomene wie konversationale Suchen (engl.: Conversational Search), Infotainment oder Konkurrenzdaten (WDF IDF-Analysen). Ausschlaggebend ist, was Nutzer suchen und welche Begriffe und Assoziationen sie dabei verwenden. Anhand der gewonnenen Daten können anschließend Redaktionspläne erstellt werden, um Autoren zu beauftragen. Nach der Erstellung der Beiträge werden meist noch Auszeichnungen hinzugefügt, sodass jeder Beitrag relevante SEO-Kriterien erfüllt. Diese On-Site-Optimierung ist ein wesentlicher Bestandteil von Content Farms, da er für hohe Positionen in den SERPs notwendig ist.

Hinzu kommt, dass die Recherchen für die Erstellung der Inhalte häufig durch Tools unterstützt werden.[3] So können Google Suggest, AdWords Keywordtool, Google Trends oder andere Werkzeuge wie Ubersuggest und W-Fragen-Tools zum Einsatz kommen, um Daten zu erhalten. Unter Umständen wird dies durch Methoden wie Newsjacking oder Trendforschung ergänzt. Inhaltlich setzen einige Anbieter auch auf die Analyse der Lese- und Nutzerverhaltens oder auf Clickbaiting zur Generierung von Aufmerksamkeit für Beiträge und vor allem Überschriften. Die Art der Inhalte kann bei Content Farms ganz verschieden aussehen – die Leitprinzipien sind entscheidend. Einige Anbieter stellen ihre Inhalte in sozialen Medien bereit, wo sich täglich Millionen von Nutzern aufhalten und nach Snackable Content suchen.

Praxisbezug

Unternehmen, die mit Content Farming in Verbindung gebracht werden, sind einer häufigen Kritik ausgesetzt. Ihnen wird vorgeworfen, dass die Beiträge eine sehr geringe Qualität aufweisen und das Prinzip der Massenfertigung auf den Journalismus übertragen wird.[4] Demand Media reagierte zum Beispiel mit der Aussage, dass Journalismus auch gar nicht das Ziel sei, sondern die Beantwortung von tatsächlichen Fragen des alltäglichen Lebens.[5] Ein Aspekt bei diesem Geschäftsmodell ist ebenfalls die Nachfrage: Solange diese besteht und Nutzer nach einfachen Antworten auf einfache Fragen suchen, funktionieren auch solche Geschäftsmodelle. Gleiches gilt für den Entertainment-Bereich mit Websites, die im Social Web populär geworden sind.

Darüber hinaus wurden Content Farmen ebenfalls für ihre Geschäftspraktiken kritisiert: So gaben einige Autoren Preis, dass die Bezahlung für einzelne Artikel sehr gering ausfällt. Um den Lebensunterhalt zu bestreiten, müssten massenweise Artikel geschrieben werden – wobei die Qualität der Antworten der Geschäftsmethode zum Opfer fällt.[6] Das Gegenargument mit der Nachfrage greift auch hier: Solange es Texter gibt, die diese Nische bedienen, wird Content Farming auf Arbeitgeberseite praktiziert werden.

Bedeutung für die Suchmaschinenoptimierung

Google änderte mit dem Panda Update die Spielregeln für Websites, die mit einer hohen Frequenz vermeintlich minderwertigen Content publizieren. Im Fokus standen nicht nur Websites mit fragwürdigen Inhalten, sondern auch Aggregatoren, die nur wenig Content selbst produzieren, oder Websites mit Thin sowie Duplicate Content. Dazu gehören auch Artikelverzeichnisse.[7] Die Prämisse von Google lässt sich durch den bekannten Slogan „Content is King“ nicht mehr akkurat beschreiben. Denn Content Farms produzieren sehr viel Content und generieren Erlöse im Millionenbereich.[8] Stattdessen müsste es heißen: „Quality Content is King“. Auf dieses Update reagierten viele Content Farmen mit Veränderungen an ihren Strategien. Wenn Nutzer jedoch weiterhin nach Antworten auf einfache Fragen suchen oder unterhalten werden wollen, werden Content Farmen auch weiterhin eine Trafficquelle bleiben, die Werbeerlöse in Aussicht stellt.[9]

Einzelnachweise

  1. Epic Fail: The Rise and Fall of Demand Media variety.com. Abgerufen am 13.11.2015
  2. Introducing the Search Analytics API googlewebmastercentral.blogspot.de. Abgerufen am 13.11.2015
  3. New journalism 3.0 – aggregation, content farms and Huffinization mediafutureweek.nl. Abgerufen am 13.11.2015
  4. What is a Content Farm? econtentmag.com. Abgerufen am 13.11.2015
  5. Nur schreiben, was die Menschen suchen stern.de. Abgerufen am 13.11.2015
  6. Writers Explain What It’s Like Toiling on the Content Farm mediashift.org. Abgerufen am 13.11.2015
  7. The Truth About Content Farms pointblankseo.com. Abgerufen am 13.11.2015
  8. The 00 Million Content Farm That's Killing the Internet motherboard.vice.com. Abgerufen am 13.11.2015
  9. Meine kleine Content-Farm – oder: was ist Qualität? tagseoblog.de. Abgerufen am 13.11.2015

Weblinks